ÖBf

100 Mio.€ für Waldumbau bis 2025

Ein Artikel von Österreichische Bundesforste (bearbeitet von Barbara Schuss) | 22.07.2019 - 15:11

„Wir können unsere Wälder nicht mehr so bewirtschaften wie bisher, es ist höchste Zeit, umzudenken. Die Anpassung der Waldbewirtschaftung ist ein Gebot der Stunde, denn bei Produktionszyklen von 120 Jahren und mehr drängt die Zeit“, betont Rudolf Freidhager, Vorstand der Österreichischen Bundesforste (ÖBf). Bereits vor einigen Jahren haben die Bundesforste begonnen, sich mit Klimaszenarien zu beschäftigen um die Wälder an den Klimawandel anzupassen. In Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Forschung wurden zukünftige Klimaszenarien entwickelt, die die Waldentwicklung bis 2100 simulierten. Negative Effekte können aus heutiger Sicht zwar nicht gänzlich verhindert, mit einer angepassten Bewirtschaftung jedoch abgemildert werden. Die Analysen zeigen auf, wo der Handlungsbedarf am größten ist und welche Flächen am dringlichsten umgebaut werden müssen. Rund 160.000 Waldstandorte wurden genau nach Baumarten, Alter, Zustand, Waldboden, Hangneigung, Störereignissen und Seehöhe untersucht. Diese Daten wurden mit Klimamodellen verschnitten und daraus neue Bewirtschaftungspläne entwickelt. „Wir müssen heute planen, was in 100 Jahren wachsen soll. Für jedes unserer 120 Forstreviere gibt es Bewirtschaftungspläne bis 2100, die vorgeben, wie die Wälder klimagerecht bewirtschaftet werden“, erläutert Freidhager.

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Tannenkeimling, Neuwald/Lahnsattel © ÖBf-Archiv/ Wolfgang Simlinger

Fichte bleibt Brotbaum
Das Waldbild wird sich durch den Klimawandel verändern. Die Baumgrenze verschiebt nach oben. Während die Fichte in nicht standortgerechten Verbreitungsgebieten stark zurückgeht und dafür höhere Lagen für sich erobern dürfte, wird die Eiche im Osten des Landes an Bedeutung gewinnen. Der Anteil der Fichte wird von derzeit rund 60 % langfristig auf etwa 40 % sinken. Trotz ihres Rückgangs wird sie Österreichs häufigste Nadelbaumart bleiben, da sie entlang des Alpenbogens ein ideales Verbreitungsgebiet vorfindet. Die Lärche hingegen gilt als sturmstabiler. Mit ihren speziellen Herzwurzeln kann sie Windwürfen besser standhalten als die Fichte, ihr Anteil wird sich zukünftig deutlich erhöhen. Mehr als verdoppeln wird sich auch der Anteil der Weißtanne, die mit ihren zwei bis drei Meter tiefen Wurzeln zu den am tiefsten wurzelnden Nadelhölzern zählt, und mit Trockenheit ebenso besser zurecht kommt als Fichten oder Lärchen. Ursprünglich in heimischen Wäldern weit verbreitet, ist die Tanne in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Nun wird sie wieder gefördert. Auch die Rotbuche wird sich bis auf 1.500 m Seehöhe stärker ausbreiten können, braucht jedoch ein feuchtes Klima. Baumarten, die bisher weniger stark vertreten waren, werden zukünftig eine größere Rolle spielen wie etwa die Zirbe, Ahorn oder Linde.

Große regionale Unterschiede
Je nach Region, Bodenbeschaffenheit, Mikroklima und Höhenlage können die Veränderungen sehr unterschiedlich sein. Im niederschlagsärmeren Waldviertel, im Wienerwald, aber auch im Kobernaußer Wald werden Lärchen und Douglasien zunehmen, da sie mit Trockenheit besser zurechtkommen. Die Douglasie stellt an geeigneten Standorten eine schnellwüchsige forstliche Alternative dar, die gewaltige Dimensionen erreichen kann. In den inneralpinen Regionen wie dem Salzkammergut, in Salzburg, Tirol oder Kärnten werden neben den Lärchen die Tannen als Mischbaumart eine größere Rolle spielen, in manchen Gegenden wie Oberkärnten auch die Zirbe. Aber auch Laubhölzer, allen voran die Buche, werden in gebirgigen Lagen wie dem Oberinntal, der Hochsteiermark oder dem Pongau zunehmen.

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Schlitzfalle für Borkenkäfer-Monitoring © ÖBf-Archiv/ Wolfgang Simlinger

Wildeinfluss und konsequente Waldpflege
Wesentlichen Einfluss auf den Waldumbau hat die Höhe des Wildstandes. Vor allem Tannen und Lärchen werden besonders stark verbissen, da ihre Triebe sehr nährstoffreich sind. „Die Untersuchungen haben gezeigt, dass die Tannen auf fast der Hälfte (47 %) aller Flächen nicht höher als 1,30 m werden“, erläutert Rudolf Freidhager. Investitionen für waldbauliche Maßnahmen wie regelmäßige Durchforstungen, konsequente Waldpflege insbesondere des Jungwaldes, Aufforstungen, Schädlingsmonitoring und -bekämpfung haben sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht und betrugen zuletzt rund 14,5 Mio. €/Jahr. „Allein 2018 hat uns der Klimawandel durch Schädlingsbekämpfung sowie höhere Ernte- und Logistikkosten rund 23 Mio. € gekostet. Bis 2025 sind Aufwendungen von rund 100 Mio. € in den Wald der Zukunft geplant“, bestätigt Georg Schöppl, Vorstand für Finanzen und Immobilien.