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Symbolbild © Land Tirol

Rückblick 2019 | Ausblick 2020

Durststrecke für Fichte und Forst

Ein Artikel von Günther Jauk | 09.01.2020 - 14:04

Das wäre an sich noch keine völlig unbekannte Situation – immer wieder gibt es Sturm- und Schneebruch-Ereignisse. Neu oder besser gesagt, erstmals deutlich spürbar ist allerdings der Klimawandel, der ein Ende der Schadereignisse nicht erahnen lässt. Das beste Beispiel dafür ist Tschechien – Fachleute prophezeien dem Land ein völliges Aussterben der Fichte in den kommenden zehn bis 15 Jahren – heute stockt der Brotbaum der Forstwirtschaft in Tschechien auf über 1,3 Mio. ha.
In Deutschland verdoppelte sich die Schadholzmenge 2019 gegenüber dem Vorjahr auf knapp 70 Mio. fm. Einen Teil davon – bis Oktober waren es über 2,5 Mio. fm – verschiffte man kurzerhand in Containern nach China. Noch ein Jahren zuvor lieferte die Bundesrepublik faktisch kein Nadelrundholz ins Reich der Mitte.

In Österreich lag das Schadholzaufkommen 2019 laut einer Schätzung der Landwirtschaftskammer Österreich bei 10 Mio. fm und damit erneut bei über 50 % des Gesamteinschlags. Insbesondere das Volumen der durch Käfer geschädigten Bäume erreichte einen neuen Rekordwert von 5,5 Mio. fm. Es ist das dritte „Rekordjahr“ in Folge.

Der mit dem Überangebot einhegende Preisverfall führte vor allem im Kleinprivatwald zu einem stark verminderten Frischholzeinschlag. In Kombination mit regionalen Unwettern resultierte daraus im November schlagartig ein Rundholzengpass in Österreich und Süddeutschland. Eine Situation, die bis dato anhält.

Offen bleibt die Frage, wie man mittel- bis langfristig auf die sich rasch ändernden Rahmenbedingungen in den heimischen Wäldern reagiert. Während einige die Fichte in gewissen Regionen für tot erklären, zeigen andere mit waldbaulichen Maßnahmen und Forstpflanzenzüchtung Möglichkeiten zur Anpassung an den Klimawandel auf. Gerade bei der Züchtung eines passenden käfer- und trockenheitsresistenten Pflanzguts gibt es in Deutschland und Österreich aber noch viel zu tun.

Fakt ist: Der Wald wird sich verändern und sowohl Forst- als auch Holzwirtschaft müssen sich möglichst rasch darauf einstellen – am besten gemeinsam.