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Mitarbeiter der Druckerei Janetschek in Heidenreichstein engagieren sich für die Aktion waldsetzen.jetzt auf einer Schadfläche bei Oberedlitz. © R. Spannlang

Initiative Waldsetzen.jetzt

Good Vibrations

Ein Artikel von Robert Spannlang | 28.07.2021 - 14:34
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© R. Spannlang

Fröhliches Lachen und Geschnatter dringen an mein Ohr, als ich mich an diesem sonnigen Morgen an einer Wegkreuzung unweit eines Waldviertler Bauernhofes der Gruppe von Damen und Herren in ihren besten Jahren nähere. Dabei ist es gerade nach 7 Uhr morgens! Bald bildet sich ein Kreis und jemand gibt erste Informationen zum Tag. Es ist Erich Steindl, der Leiter der in Heidenreichstein ansässigen Druckerei Janetschek. Elf seiner Mitarbeiter sollten an diesem Tag im Rahmen eines „Aktionstages“ in den arg in Mitleidenschaft gezogenen Beständen des Waldbauern Eduard Köck in Oberedlitz im Waldviertel nicht weniger als 1.600 Bäume setzen. Wie viele andere in der Gruppe trägt auch der Chef ein schwarzes Shirt mit der Aufschrift „jane-tschek“ – und das verbunden mit dem spürbaren Tatendrang trägt durchaus bei zu einem jugendlich konnotierten Aufbegehren gegen so manche Trägheit, die wiederum wohl häufig mit einem zufriedenen Etabliertsein in unserer Gesellschaft einhergeht.

 

Gutes tun, Teamspirit erleben
Die Waldviertler Initiative „waldsetzen.jetzt“ (siehe Infokasten unten), die diesen Aktionstag organisiert hat, will nach der verheerenden Trockenheit der vergangenen Jahre leidgeprüfte Waldbesitzer bei der Wiederaufforstung unterstützen. Mitwirkende Unternehmen wiederum können ihren Mitarbeitern eine Gelegenheit bieten, sich für eine gute Sache einzusetzen, bei der gemeinsamen Arbeit als Gruppe noch mehr zusammenzuwachsen und dabei unter fachkundiger Anleitung noch einiges über den Wald und seine Bäume zu lernen. „Das Projekt waldsetzen.jetzt gibt Menschen die Möglichkeit, mit beiden Händen für die eigene Region aktiv zu werden“, sagt Erich Steindl wenig später in die Kamera eines die Aktion begleitenden PR-Filmers.

Bei einer Schlagfläche angekommen, gibt Forstfachkraft Katharina Haumer eine Einführung in den Gebrauch des Lochspatens und die Handhabung der Containerpflänzchen. Dabei beantwortet sie auch Fragen aus der Gruppe. Bald da-rauf sieht man die Druckerei-Mitarbeiter in Dreiergruppen auf einer Schlagfläche entlang gespannter Schnüre Erdlöcher ausheben, Bäumchen setzen und den lockeren Boden um die kleinen Nadel- und Laubbäume herum wieder sanft festdrücken. „Ein klimafitter Wald ist ein standortangepasster Wald. Deshalb achten wir darauf, welche Baumart eher für trockenere und welche für feuchtere Untergründe geeignet ist“, erklärt Viktoria Hutter von waldsetzen.jetzt. Die angehende Forstwirtin ist eine der forstfachlichen Protagonistinnen des Projekts. 

„Während unserer Aktionstag-Schwerpunkte im Frühjahr und Herbst wollen wir bis 2030 hier in unserer Region eine Million Bäume pflanzen“, gibt Manfred Ergott von waldsetzen.jetzt vor laufender Kamera zu Protokoll. Und meint im Nachsatz: „Wir – das meint alle Freiwilligen und Unternehmen, die sich noch an unserem Projekt beteiligen werden. Pro Jahr haben wir vor, 40 Pflanztage zu organisieren.“ „Leider mussten wir coronabedingt heuer einige davon vom Frühjahr in den Herbst verschieben. Aber das Inte­resse von Unternehmen ist groß und unter Waldbesitzern gibt es auch bereits viel positives Echo. Manche von ihnen wollen sogar eine Wiederholung des Projektes in ihren Beständen. Das macht uns allen hier im Projekt viel Mut“, bestätigt Viktoria Hutter. 

1.600 Bäumchen sind 1.600 Hoffnungsträger.


Eduard Köck, waldpflanzen.jetzt

In der Not nicht allein gelassen
„Ich gehöre zu denjenigen Waldviertler Bauern, die während der vergangenen Trockenjahre den Großteil ihres Waldes eingebüßt haben“, erklärt mir Eduard Köck. Von den 25 ha gut durchforsteten Hochwaldes habe er jetzt nur noch sechs. „Den größten Schaden hat mein Sohn. Denn die zweite Generation kann ihr Leben lang hier nur investieren und deren Kinder – wer weiß ...“ Aber es sei für ihn eine schöne Erfahrung, durch waldsetzen. jetzt so viel Hilfe und Aufmerksamkeit zu erhalten. „Ich fühle mich dadurch in meiner Not nicht allein gelassen. Die 1.600 Bäumchen sind 1.600 Hoffnungsträger, dass es weitergeht“, sagt er zum Schluss.

Bald schon sind auch auf einer zweiten Schadfläche des bäuerlichen Grundes Forstpflanzen in regelmäßigen Reihen gepflanzt und die Janetschek-Mitarbeiter bringen ihre Werkzeuge wieder zurück. Das Ziel für heute wurde erreicht und man hat das Gefühl, dass die Gruppe noch fröhlicher ist als am Morgen. „Ich komme sicher gelegentlich hier vorbei, um nachzusehen, wie‘s unseren kleinen Bäumen geht“, sagt eine Pflanzhelferin.

Waldsetzen.jetzt – wie alles begann: Weil ihn der Zustand des Waldes an seiner regelmäßigen Laufrunde schockiert, entschließt sich ein Waldviertler Unternehmer, ein Projekt zur Aufforstung zu initiieren. Während die Auswirkungen der Coronapandemie die Wirtschaft stark einschränken, nimmt Thomas Göttinger seine Verantwortung wahr. Sein Unternehmen, die Dessertmanufaktur Göttinger GmbH, finanziert einen ganzen Arbeitstag und pflanzt mit 26 MitarbeiterInnen im Mai 2020 rund 3.000 Bäume. Vom Erfolg dieser Aktion beflügelt, beschließt der Konditormeister, andere Unternehmen zu kontaktieren und dafür zu begeistern, seinem Beispiel zu folgen. Bei Manfred Ergott von der Druckerei Janetschek stößt er mit seiner Idee sofort auf offene Ohren. Ebenso bei Viktoria Hutter, Franz Fischer und Bernhard Zotter vom Waldverband NÖ, die die Verbindung zu den WaldbesitzerInnen herstellen. Heute, im zweiten Jahr seines Bestehens, hat der Verein waldsetzen.jetzt an verschiedenen Aktionstagen gemeinsam mit insgesamt 92 Menschen gemeinsam mit den Waldbesitzern und fachlich begleitet von drei Forstfachkräften in Summe knapp 9.000 Bäumchen gepflanzt.

Link zur Webseite waldsetzen.jetzt