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„Normale Marktsituation bei Sägerundholz“

Ein Artikel von Forstzeitung Redaktion | 14.09.2021 - 11:02

Gerd Ebner: Herr Montecuccoli, was erwarten Sie für den Herbst und wie sehen Sie das heurige Jahr absatzseitig für Rundholz in Relation zum Vorjahr?

Felix Montecuccoli: Hatten wir 2020 noch ein Kalamitätsjahr mit einer außergewöhnlichen Marktlage extrem ausgebildeten Käufermarkt, haben wir heuer eine normale Marktsituation, wie wir sie vor fünf, sechs Jahren gewohnt waren, wo alles in gut eingespielten Bahnen läuft. Die normale Marktlage bezieht sich auf den Rundholzmarkt, der Industrieholzmarkt ist etwas anderes.

Die Marktsituation änderte sich über den Sommer. Aus Mangel könnte es bei Schnittholz im Herbst einen Überfluss geben. Was heißt das für die Rundholzpreise?

Beim Laubholzmarkt erwarten wir eine Normalisierung. Die Rundholzpreise, die heuer bezahlt wurden, schließen im Durchschnitt an die Jahre vor der Käferkalamität an. Auf der Forstseite hatten wir inzwischen große Kostensteigerungen – zum Beispiel bei Arbeitskräften oder  Betriebsmitteln. Entsprechend hat sich auch die Aktivität der Forstbetriebe entwickelt. Natürlich haben wir die außergewöhnliche Lage bei den Schnittholz- und Sägeprodukten beobachtet und wir spüren die Auswirkungen der großen Mengen an Sägenebenprodukten. Unser Resümee ist, dass wir kein Sägerundholz ohne Industrieholz ernten – und so ergibt sich unserer Ansicht nach ein normales Jahr. Das Außergewöhnliche war im 2. Quartal eine deutliche Nachfrage nach Sägerundholz, doch wir konnten nur mit Angebotszurückhaltung reagieren, weil wir nicht wussten, ob es ein Käferkalamitätsjahr wird oder nicht. 

Wir haben dreistellige Preise für Sägerundholz. Wird dieses Preisniveau auch zu einer kräftigen Ernte im Herbst führen?

Wir erwarten eine belebte Aktivität im Wald, es herrscht gute Stimmung. Jedoch ist gerade der Kleinwald in tieferen Lagen durch die Käferkalamitäten der vergangenen Jahre beeinträchtigt worden. Wir rechnen mit Räumungen, wo der Käfer aktiv war. Nach wie vor sind die schlechte Absatzlage und die schlechten Preise beim Industrieholz ein Problem, weil uns das in der Durchforstung hemmt. 

Während es beim Sägerundholz eine Preissteigerung um 60 % gab, hat es beim Faserholz nur eine Stabilisierung zum Vorjahr gegeben.

Die Stabilisierung des Faserholzpreises können Sie 20 Jahre zurückverfolgen, da bewegt sich gar nichts. Es geht nur um Mengen und schon lange nicht mehr um Preise. Bei Rundholz für die Industrie stehen Zehntausenden Waldbesitzern nur fünf Einkäufer gegenüber. Wir haben es nicht mit einem Markt im klassischen Sinn zu tun. 

Die Vorjahre waren für die Sägeindustrie am Absatzmarkt sehr erfolgreich. Und wenn die Industrie verdient, wird im Umkehrschluss auch wieder investiert.  Es wird auch in Österreich neue Werke geben. Der Bedarf an Sägerundholz und Sägewerken wird in den nächsten Jahren steigen. Wie sehen Sie die Ausbaupläne der mitteleuropäischen Sägeindustrie?

Wir freuen uns über jeden Ausbau und jede Investition in ganz Mitteleuropa, weil es zeigt, dass die Investoren an den Rohstoff Holz glauben. Das gibt uns die Hoffnung, dass uns die Industrie und die Investoren bei unseren Bemühungen um die Etablierung einer Bioökonomie in der Europäischen Union maßgeblich unterstützen. Die größte Gefährdung für die heimischen Waldbesitzer sind derzeit die Pläne der EU-Kommission innerhalb der europäischen Forst- und Biodiversitätsstrategie, aber auch hinsichtlich des „Fit for 55“-Pakets, Waldflächen ausschließlich als Orte der Biodiversität und CO2-Speicher zu betrachten. Übersehen wird dabei, dass das Klimaproblem in Europa und weltweit nur gelöst werden kann, wenn wir die Industrie in eine Bioökonomie verwandeln, die auf biologisch nachwachsenden Rohstoffen basiert. Jeder Euro, der in diese Industriebereiche investiert wird, bringt uns neue Verbündete. Ich sehe jedes neue Sägewerk und jeden Ausbau der Holz verarbeitenden Industrie nicht nur als eine Belebung der Nachfrage, sondern auch als einen potenziellen Partner in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung über  die künftige Nutzung des Waldes.