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Bad Goisern - Häuser am Waldrand © Peter Kar

Region Bad Ischl

Die Kulturhauptstadt und der Wald

Ein Artikel von Peter Kar, Gmunden | 08.05.2024 - 09:22
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Offensee (Salzkammergut) © Peter Kar

Am 20. Januar wurde in Bad Ischl die Kulturhauptstadt Europas 2024 Bad Ischl – Salzkammergut eröffnet. Eine Besonderheit ist, dass sich mit dem Salzkammergut erstmals nicht eine Stadt, sondern eine Region mit 23 Gemeinden als Kulturhauptstadt präsentiert. Für die Teilnahme an der Kulturhauptstadt konnten sich die Gemeinden der Tourismusregion selbst bewerben. Durch diese Vorgangsweise umfasst die „Kulturhauptstadt“ jetzt ein Gebiet, das weit über das historische Salzkammergut mit all seinen sozialen und kulturellen Besonderheiten hinausgeht. Im Programm der Kulturhauptstadt wird die Kultur als Motor und Treiber für eine soziale, ökologische und wirtschaftliche Entwicklung des Salzkammerguts bezeichnet. In der zentralen Kunstausstellung im alten Sudhaus in Bad Ischl werden in Form von Objekten, Skulpturen, Installationen, Film- und Foto- und Klangarbeiten die Themen Salz und Wasser präsentiert. Es wird zwar darauf hingewiesen, dass Holz neben Wasser ebenfalls ein bestimmender Faktor für die Salzgewinnung war, Salz und Wasser aber wichtiger sind, weil sie für unseren Körper lebensnotwendig sind. Sonst ist das Thema Holz kaum präsent.

Die Programmgestaltung hat im Salzkammergut zu teils heftigen Diskussionen geführt. Zahlreiche Künstler, Institutionen und Projektträger, die keine direkte Verbindung mit dem Salzkammergut haben, möchten die Gelegenheit der Kulturhauptstadt zur eigenen Präsentation nutzen. Die einzigartige Kultur dieser Region drohte dadurch in den Hintergrund zu treten. Das jetzt vorgestellte Programm lässt hoffen, dass die Auszeichnung als Kulturhauptstadt doch dazu beiträgt, die besonderen kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten dieser Region sichtbar zu machen.

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Hallstätter See (Salzkammergut) © Peter Kar

Der Wald in der Kulturhauptstadt
Aus Sicht der Forstwirtschaft hätte diese Kulturhauptstadt eine besondere Bedeutung, hat doch der Wald in dieser Region immer eine sehr wichtige Rolle gespielt. So würde es das Salzkammergut eigentlich nicht geben, hätte nicht der Waldreichtum und die Leistung unzähliger Holzknechte, Waldmeister, Waldarbeiter, Förster und Forstingenieure durch Jahrhunderte maßgeblich die überaus einträgliche Gewinnung von Salz ermöglicht.
Für das Programm der Kulturhauptstadt wurden über 1.000 Projekte eingereicht, davon konnten aber nur rund 200 berücksichtigt werden. Unter den eingereichten Projekten waren auch einige, die das Thema Wald und Holz zum Inhalt hatten. Im nun veröffentlichten Programm fällt aus forstlicher Sicht auf, dass das Thema Wald und Holz nur unter den „Assoziierten Projekten“ zu finden ist, darunter Projekte des Forstvereins und der Forstlichen Ausbildungsstätte Traunkirchen. So wird von 6. bis 7. Juni die Österreichische Forsttagung in Bad Ischl stattfinden. Die assoziierten Projekte werden von verschiedenen externen Personen, Partnern und Institutionen im Rahmen der Kulturhauptstadt durchgeführt, sind aber keine Projekte der Kulturhauptstadt selbst.  Die Kulturhauptstadt gibt für ihre Projekte vier Leitthemen vor:

  • Macht und Tradition
  • Kultur im Fluss
  • Die Kunst des Reisens
  • GLOBALOKAL – Building the New

Im Rahmen dieser Leitthemen zeigen die angeführten Projekte eine so große inhaltliche Bandbreite, dass ein Eingehen auf Themen wie Wald und Holz, vor allem auch in Hinblick auf zukünftige Entwicklungen, sicher möglich gewesen wäre. Warum der Wald hier im Salzkammergut trotz seiner großen Bedeutung nicht im öffentlichen Interesse steht, hat vermutlich mehrere Gründe. So wird der Wald, genauso wie die Seen und die Berge, einfach als selbstverständlicher Teil der Landschaft wahrgenommen. Die Notwendigkeit von Schutz, Pflege und Nutzung des Waldes wird nicht erkannt, sie ist für den Laien auch nicht erkennbar. Und im Salzkammergut kommt noch dazu, dass sich der Wald fast nur im Eigentum des Staates befindet. Für viele Menschen im Salzkammergut ist der Wald historisch bedingt noch immer stark mit den Begriffen „der Forst“ und „Obrigkeit“ verbunden. Das trifft sicher nicht auf einzelne Personen zu, aber für die Forstwirtschaft im Allgemeinen kann dieser Zusammenhang, zumindest aus Erfahrung, immer wieder festgestellt werden. Und Obrigkeiten sind im Salzkammergut noch nie gut angekommen. Vielleicht auch deswegen mag es nicht verwunderlich sein, wenn unter den 200 überwiegend von Künstlern organisierten Projekten der Kulturhauptstadt Salzkammergut Wald und Holz eigentlich nicht existieren.

In dem anfangs des Jahres erschienen Programmbuch werden auf mehr als 300 Seiten die Projekte der Kulturhauptstadt vorgestellt. Die unter den assoziierten Projekten angeführten forstlichen Projekte sind ohne nähere Angabe von Inhalt, Zeit und Ort enthalten. In der Zwischenzeit sind diesbezügliche Angaben online zu finden. Durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit sollte es mit diesen Projekten gelingen, dem Wald, dem Holz und den Menschen, die für den Wald arbeiten, im Rahmen dieses kulturellen Großereignisses unbedingt noch den nötigen Stellenwert zu verschaffen.

Webtipp: www.salzkammergut-2024.at