Umweltdachverband

Weckruf Vielfalt!

Ein Artikel von Dr. Sylvia Steinbauer, Umweltdachverband | 19.11.2019 - 11:01
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Ein vielfältiger Wald bietet zahlreiche Hot Spots der Biodiversität. © S. Schabhüttl

Der Mensch droht als Verursacher des sechsten Massensterbens in die Geschichte einzugehen, warnte der Weltbiodiversitätsrat IPBES (Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) in seinem globalen Zustandsbericht 2019: Rund eine Million Arten ist weltweit vom Aussterben bedroht. Und schon heute existieren rund um den Globus ca. 20% weniger Arten als zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Damit einhergehend sind auch die genetische Vielfalt sowie die Vielfalt an Ökosystemen gefährdet. Besorgniserregend ist zudem die Geschwindigkeit des Biodiversitätsverlusts – auch in Österreich. Misslingt die notwendige Trendwende, werden viele weitere Arten und Ökosysteme bereits in den kommenden Jahrzehnten verschwinden. Die Folgerisiken sind dramatisch. So hätte etwa ein deutlicher Rückgang der Bestäuber massiven Einfluss auf die Lebensmittelproduktion oder eine Dezimierung intakter Wälder eine stark herabgesetzte CO2-Speicherfunktion zur Folge, was wiederum den Klimawandel beschleunigen würde. Der Umweltdachverband veranstaltet in Anbetracht der Dringlichkeit des Themas am 3. Dezember in Wien eine hochkarätige Biodiversitätstagung.

Stopp des Biodiversitätsverlusts
Angesichts des Kernziels der EU-Biodiversitätsstrategie, den Biodiversitätsverlust bis 2020 zu stoppen, stellt sich 5 Minuten vor 12 die Frage: Wo stehen wir aktuell tatsächlich? Denn obwohl einige wichtige Naturschutzmaßnahmen gesetzt wurden, schreitet der Biodiversitätsverlust rasant voran. Fest steht auch: Naturschutz kann nur effizient wirken, wenn er auf breiter Ebene getragen und umgesetzt wird. Um langfristige Erfolge im Biodiversitätsschutz zu erreichen, ist daher das Mitwirken aller Sektoren – vom Tourismus über Raumplanung und Wirtschaft bis hin zur Land- und Forstwirtschaft – notwendig. Doch wie lässt sich das in der Praxis umsetzen? Wie können diese Sektoren den Erhalt der wertvollen Naturschätze in die gängige Praxis integrieren? Und wie kann auch die Privatwirtschaft Verantwortung für die Sicherung unserer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Grundlagen übernehmen?

Neugestaltung der Ziele
Der Umweltdachverband, der sich im Rahmen des Projekts „BIO.DIV.NOW II“ für die Erreichung der Ziele der nationalen Biodiversitätsstrategie und insbesondere für sektorenübergreifenden Biodiversitätsschutz einsetzt, lädt am 3. Dezember zu einer Tagung ein, deren thematischer Schwerpunkt in der Diskussion um die Neugestaltung der österreichischen Biodiversitätsziele nach 2020 liegt. Dabei sollen u. a. die ersten Erkenntnisse aus dem aktuell laufenden, vom BMNT gestarteten Biodiversitätsdialog 2030 präsentiert und diskutiert werden. Ziel der Tagung ist es, das Bewusstsein über Bedeutung und Wert der Biodiversität und der Ökosystemleistungen zu stärken, die Vernetzung zu fördern und mit nationalen Stakeholdern zu diskutieren, wie der Reichtum unserer Natur gemeinsam und auf allen Ebenen besser zu schützen ist.

Alle für eine Natur – jetzt zur Tagung anmelden!
Die Tagung beleuchtet zudem, was die Natur für uns leistet, und diskutiert, welche Perspektiven und Zielsetzungen für die kommende Biodiversitätsdekade essenziell sind. Darüber hinaus geht es darum, zu identifizieren, was für die Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen wichtig ist. Welche Akteure können eine Rolle als Katalysator bei der Umsetzung der aktuellen und kommenden Biodiversitätsstrategie spielen? Wie kann die Trendumkehr gelingen? Und: Wie kann man die Gesellschaft dazu bewegen, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und aktiv für den Erhalt der Vielfalt zu werden?
Fazit: Wollen wir unsere Naturschätze und das Leben selbst erhalten, müssen wir alle zusammenarbeiten. Biodiversitätsschutz ist ebenso wichtig wie Klimaschutz und muss mit diesem Hand in Hand gehen – die Zeit dafür aufzustehen ist jetzt!