Adventtagung 2019

Breite statt Tiefe

Ein Artikel von Robert Spannlang aus Graz | 09.12.2019 - 18:50
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Andreas Kinsky gab auf der Adventtagung einen geopolitischen und ökonomischen Ausblick © R. Spannlang

Der langgestreckte Konferenzraum des Hotels „Weitzer“ war auch diesmal wieder bis auf den letzten Stuhl gefüllt. Die Teilnehmer an der von den Land & Forst Betrieben Steiermark organisierten Tagung folgten zunächst gebannt den Ausführungen von Andreas Kinsky, international tätiger Firmengründer und Neo-Landtagsabgeordneter und dann Georg Knill, Energie-Unternehmer im Bezirk Weiz. Eine Diskussion nach den Vorträgen wollte wohl wegen der für die Forstleute nicht so vertrauten Materie aber nicht so recht in Gang kommen.

Mit der Amtszeit von Donald Trump habe eine gewisse Entsolidarisierung der Nationen begonnen, betonte Andreas Kinsky sinngemäß. Der Trend, dass wirtschaftliche Großmächte aufhören, „ihr Heil in Allianzen zu suchen“, sondern ihre eigenen strategischen Ziele verfolgen, habe nun auch Europa voll erfasst. „Wer weiß, wenn die Briten nach dem Brexit wider Erwarten wirtschaftlich reüssieren, könnten auch andere EU-Mitgliedsländer Abspaltungsfantasien entwickeln.“ Durchaus denkbar sei es, dass bald billiges US-Rindfleisch in großen Mengen den europäischen Markt überschwemme, nur um US-Zölle auf deutsche Luxusautos abzuwenden. „Und dann trifft es wieder unsere Bauern, die mit dem Handelskonflikt eigentlich gar nichts zu tun haben“, so Kinsky. Nicht nur könnten heute etwa viele landwirtschaftliche Güter auch aus der Steiermark nicht mehr in Russland verkauft werden, sondern die Polen dirigierten auch ihre Agrarexporte nach Europa um. „Und wenn EU-Verträge scheitern – siehe TTIP – dann müssen wir uns als Österreicher und als Steirer wieder bilateral um Handelsverträge bemühen“, schloss der Unternehmer pessimistisch.

Die wirtschaftliche Kluft zwischen ländlicher Peripherie und städtisch geprägten Gemeinden und Bezirken werde hierzulande immer größer, hob Georg Knill hervor. „In 56 von 2100 österreichischen Städten und Gemeinden werden 50% der nationalen Wertschöpfung erbracht, also auf weniger als 900 km2.“ Doch die Digitalisierung brächte auch Vorteile für die Landbevölkerung – etwa mehr zeitliche und örtliche Ungebundenheit bei der Arbeit. Knill trat ein für die Stärkung der HTL als höchste Ausbildungsstufe am Land ebenso wie für ein „Bundesland der funktionalen Einheiten etwa bei Gesundheit und Ausbildung“ anstelle von sturem Bezirksdenken. Das würde einiges an infrastrukturellen Problemen am Land lösen helfen.