Niedersächsische Landesforsten

Kleider aus südniedersächsischen Buchen

Ein Artikel von Birgit Fingerlos (für Forstzeitung.at bearbeitet) | 24.03.2021 - 13:39

Lenzing hat bei den Niedersächsischen Landesforsten rund 3000 m3 Buchenholz gekauft. Das Werk in Lenzing hat sich auf die Produktion von Zellstoff auf Basis von Buchen-Industrieholz spezialisiert.

Das südniedersächsische Holz wird bei Lenzing zu 100 % genutzt: Jene Anteile, die nicht für die Herstellung von Faserzellstoff und Fasern verwendet werden, bilden die Grundlage für Bioenergie und biobasierte Produkte, wie zum Beispiel Essigsäure. „Das mittels Bioraffineriekonzept aufbereitete Buchenholz ist bestens geeignet, um hautnahe Textilien herzustellen. Buchen-Industrieholz allein als Brennholz zu nutzen, wird dem hohen Wert dieses wunderbaren Rohstoffes nicht gerecht. Die Landesforsten geben bei der Vermarktung der stofflichen Verwertung den Vorzug vor der thermischen Nutzung“, sagt Dr. Christof Oldenburg, der für die Landesforsten den Holzverkauf in der Region Süd verantwortet.

Buchenholz ist dank eines relativ hohen Zellulosegehaltes gut als Rohstoff für die Faserherstellung geeignet. Dabei werden zunächst die aus entrindetem Industrieholz erzeugten Hackschnitzel in einem Zellstoffprozess gekocht. Anschließend wird die Zellulose in einem Lösungsmittel gelöst und durch Spinndüsen gepresst. In den 1960er-Jahren entwickelte Lenzing die erste textile Spezialfaser aus Buchenholz, sie ist unter der Marke Tencel Modal bekannt. TÜV Austria Zertifikate belegen eine biologische Abbaubarkeit von Lenzing-Fasern in Wasser, Erde und Kompost.

„Wenn wir unseren nachwachsenden Rohstoff so verwerten können, dass daraus langlebige Produkte mit guter Ökobilanz wie zum Beispiel Zellulosefasern hergestellt werden, ist das ein Beitrag für den Klimaschutz. Vor dem Verbrennen von Holz zur energetischen Nutzung hat die stoffliche Verwertung Vorrang. Trotzdem wird noch ausreichend Brennholz zum Verkauf kommen“, unterstreicht der Holzverkäufer der Landesforsten die Zusammenarbeit mit dem neuen Kunden aus Österreich.

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Förster Jörg Becker aus Dassel zählt und markiert die zur Abfuhr bereitliegenden Stämme © Müller / NLF

Försterin Svenja Schmidt fragt sich derweil gespannt, was aus ihren Mündener-Buchen vom Brakenberg in Österreich gesponnen wird. „Die Vorstellung, dass ich als Försterin bei meiner Arbeit im Wald eine Textilfaser aus einheimischen Buchen auf der Haut tragen könnte, finde ich gut. Auch unsere Outdoor-Bekleidung wäre moderner und dank der Zellulosefasern aus Lenzing auch umweltfreundlicher als erdölbasierte Kunststofffasern, die wir täglich durch den Wald tragen“, meint die Revierleiterin aus dem Forstamt Münden.