Kwizda Agro

Bäume schützen – Wälder bewirtschaften

Ein Artikel von Philipp Matzku (für Forstzeitung.at bearbeitet) | 20.07.2022 - 07:19
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67 Teilnehmer aus Europa und Nordamerika nahmen am Trico Forestry Campus von Kwizda Agro vom 7. bis 9 Juni in Kitzbühel teil © Ingo Folie

„Bis 2030 sollen in Europa 3 Mrd. Bäume gepflanzt werden. Aber es reicht nicht aus, sie nur zu pflanzen – wir müssen sie auch schützen. Mit dem Trico Forestry Campus tragen wir zum Dialog über nachhaltiges Waldmanagement und eine integrierte Wiederaufforstungsstrategie bei, um das optimale Wachstum jedes einzelnen Baumes zu fördern. Wir denken noch zu sehr in Silos anstelle einer systematischen Denkweise“, erklärt Catalina Bardewyk, Leiterin des Geschäftsbereichs für biologische Eigenprodukte der Kwizda Agro, Wien.

Integrierte Wiederaufforstungsstrategie

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Peter Mayer, Leiter des BfW, Anna Treschow, Policy-Expertin beim Verband der schwedischen Familienwaldbesitzer und Brian Roth, Forest Research Consultant, diskutierten mit Moderator Andreas Jäger und dem Publikum über Visionen und die Realität beim Waldmanagement (v. li.) © Ingo Folie

Suzanne Simard, Professorin für Waldökologie an der University of British Columbia, appellierte in ihrer Keynote, sich stärker mit den unterschiedlichen Ökosystemen zu beschäftigen und sie bei der Anpassung und Entwicklung zu unterstützen: „Wir brauchen die Waldbedeckung und wir brauchen gesunde Wälder. Dazu sollten wir von Praktiken der Urvölker lernen, um die Wälder naturnah zu verjüngen. Da der Klimawandel schneller ist, als sich die Wälder anpassen können, sollte der Mensch zudem gegebenenfalls eingreifen und fremde Baumarten pflanzen, die besser angepasst sind.“

Ihre Studienergebnisse zeigen, dass im Wald verbliebene, alte Bäume – die „Mother Trees“ – die Überlebenschance von Setzlingen zwischen 10 und 30%  steigern und das Jungbaumwachstum fördern. „Wälder sind komplexe adaptive Systeme mit Tieren, Bakterien, Pflanzen und Menschen. Alle Teile interagieren miteinander. Diese Beziehungen stark zu halten, hält unsere Wälder widerstandsfähig“, betonte Simard.

Während der Podiumsdiskussionen tauschte sich die Experten aus der Forschung, Wald- und Jagdverbänden, Umweltschutzorganisationen sowie forstwissenschaftliche Berater über Maßnahmen für den Wald der Zukunft und eine erfolgreiche Wiederaufforstung aus. Dabei definierten die Diskussionsteilnehmer verschiedene Handlungsfelder.

Waldmanagement

Eine moderne Forstwirtschaft im Zeichen des Klimawandels soll neben Vielfalt und Natürlichkeit auch wirtschaftlichen Zielen folgen und produktive Wälder gewährleisten. Die Herausforderung bei der Erstellung von Strategien sind jedoch die Interessen-, Gestaltungs- und Zielkonflikte der unterschiedlichen Stakeholder am Wald.

„Wir müssen Kompromisse identifizieren und eingehen – und das fehlt sehr oft in der Debatte. Es gilt, zusammenzuarbeiten und Synergien zu finden. Allen Beteiligten sollte klar sein, dass es Zielkonflikte gibt, die nicht gleichzeitig erfüllt werden können“, konstatierte Peter Mayer, Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald (BfW), Wien.

Wildtiermanagement

„Es geht nicht darum, die Jagd gegen andere Waldschutzmaßnahmen zu stellen, sondern um die Kombination von Jagd und Waldschutzmaßnahmen“, meinte Sabrina Dietz, Europäischer Verband für Jagd und Naturschutz (FACE), zum Thema Wildmanagement. Sie spricht sich für einen stärkeren Dialog zwischen Waldbesitzern und Jägerschaft aus, da beide Seiten permanent zum Schutz des Waldes im Einsatz sind. Einige Teilnehmer betonten zudem, dass besonders Repellents, wie Trico, zu einem natürlichen und gezielten Schutz einzelner Bäume beitragen, ohne einen Plastik-Fußabdruck in Form von Schutzhüllen im Wald zu hinterlassen.

Förster und Waldbesitzer brauchen eine anpassungsfähigere und schlankere Regulierung sowie subsidiäre Möglichkeiten, um innovativ zu handeln. Dies wäre eine Lösung für eine EU-weite Politikgestaltung und Gesetzgebung, welche die Herausforderungen unterschiedlicher Eigentumsformen und -größen sowie Gesetze und Verordnungen bewältigen muss. Die meisten Teilnehmer stimmten darin überein, dass die aktuellen EU-Vorschläge zwar ambitioniert und gut sind, die vorgeschlagenen Methoden und Richtlinien Barrieren jedoch schaffen und kleine Waldbesitzer gefährden. Zudem sollte weitere Dialoge über die Interessenkonflikte zwischen Jagd- und Forstrecht geben.

Durch monetäre Unterstützung und Sonderzulagen könnten unterschiedliche Waldleistungen gezielt gefördert werden, um für Waldbesitzer einen Anreiz zu schaffen, das Forstmanagement im Sinne der verschiedenen Leistungen des Waldes der Zukunft umzusetzen. Als Beispiele wurden die Förderung von Wasserqualität, Bodenschutz oder Biodiversität genannt. „Wälder alleine werden nicht alle Probleme der Welt lösen können – Wald und Holz sind jedoch ein substanzieller Teil davon“, betonte Mayer. Die Teilnehmer führten aus, dass die Kohlenstoffspeicherung weitergedacht werden muss. Denn Kohlenstoff wird auch gespeichert, wenn Holz als Rohstoff in Gebäuden oder Verpackungen eingesetzt wird. Damit erfolgt die wichtige Substitution erdölbasierter, CO2-intensiver Stoffe. Innovatives Denken, Ressourceneffizienz und geschlossene Kreisläufe seien die wichtigsten Aspekte, um zu einer nachhaltigen Gesellschaft beizutragen.