Der "einsamste" Baum der Welt ist eine Sitka-Fichte auf der neuseeländischen Campell-Insel. © Pixabay
Sie gilt als „einsamster Baum der Welt“, aber die Sitka-Fichte auf der unbewohnten Insel befand sich in letzter Zeit in guter Gesellschaft – in der eines Teams von neuseeländischen Wissenschaftlern, die überzeugt sind, dass der Baum dabei helfen könnte, Fragen der Klimakrise zu beantworten, berichtet das deutsche Medium Der Freitag. Die neun Meter hohe Fichte, die auch im Guinness-Buch erwähnt ist, ist der einzige Baum auf der struppigen, windumtosten Insel, 700 km südlich von Neuseeland, mitten im Südpolarmeer. Im Umkreis von 222 km gibt es keinen anderen Baum - der nächste wächst auf den subantarktischen Auckland-Inseln.
Der Baum könnte ein wertvolles Werkzeug sein, um zu verstehen, was bei der Aufnahme von CO2 im Südpolarmeer geschieht. „Von dem CO2, das wir durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe produzieren und in die Atmosphäre ausstoßen, bleibt dort nur rund die Hälfte, während die andere Hälfte an Land und in anderen Meeren landet. Es hat sich gezeigt, dass der Südliche Ozean – einer der großen Kohlenstoffspeicher – rund zehn Prozent aller Emissionen, die wir in den vergangenen 150 Jahren produziert haben, aufgenommen hat.“, erklärte Jocelyn Turnbull, Leiterin der Radiokohlenstoffforschung am Institut für Geologie und Nuklearwissenschaften GNS Science.
Frühere Studien, die sich mit der Kohlenstoff-Aufnahme des Südpolarmeers beschäftigen, kamen zu widersprüchlichen Ergebnissen. Mit herkömmlichen Methoden stößt man an gewisse Grenzen. „Man kann keine Probe der Luft von vor 30 Jahren nehmen, weil sie nicht mehr da ist“, erklärt die Wissenschaftlerin. „Daher hatten wir die Idee, Baumringe zu benutzen. Wenn Pflanzen wachsen, holen sie durch Photosynthese Kohlendioxid aus der Luft und nutzen es, um ihre Strukturen aufzubauen. So landet der Kohlenstoff aus der Luft in den Baumringen.“
Allerdings sind alte Bäume selten, die Sitka-Fichte ist also auch als Datenquelle von besonderer Bedeutung. „Die Fichte ist schneller gewachsen als alles andere in der Region. Ihre Ringe sind größer und lassen sich leichter voneinander abtrennen und dokumentieren“, so Turnbull. Mit Hilfe eines Handbohres entnahm sie 2016 einen 5-mm-Bohrkern. Die Ergebnisse müssen allerdings erst noch veröffentlicht werden.