Der EuGH stellte in seinem Urteil vom 7. Juli (C-601/22) fest, dass sich der gute Erhaltungszustand einer Wolfspopulation sowohl auf das lokale Gebiet (Land Tirol) als auch auf das nationale Gebiet (Republik Österreich) bezieht. Sonderregelungen und Verordnungen zum Abschuss einzelner Wölfe, wie sie unter anderem von Österreich und dem Land Tirol mit der Entnahme eines einzelnen Tieres gefordert werden, seien rechtsunwirksam. Ein guter Erhaltungszustand einer Art könne nicht mit dem guten Erhaltungszustand in einem benachbarten Mitgliedstaat festgesetzt werden. Das sei aus Sicht von Thoren Metz, Obmann der Naturschutzorganisation Protect in Österreich, nicht gegeben. Laut EU-Kommission sollte die Wolfspopulation in der Alpenrepublik „mehr als 1000 Exemplare umfassen, um von einem günstigen Erhaltungszustand zu sprechen“, informiert Metz weiter.
Ferner geht aus dem EuGH-Urteil hervor, dass Einbußen in der Almwirtschaft nicht unter „ernste Schäden“ fallen, sofern sie nicht nachweislich einem einzelnen Wolf zuzurechnen sind. Die Schäden müssen auch bereits eingetreten sein. Einen Abschuss mit künftigen Schäden zu begründen, wird abgelehnt. Aus Sicht des EuGH muss jede Alm oder Weide im Einzelfall geprüft werden, welche Herdenschutzmaßnahmen als gelinderes Mittel umsetzbar sind.
Tierschutz Austria hat am 25. Juli bei der Staatsanwaltschaft Innsbruck gegen das Land Tirol Anzeige wegen Missbrauchs der Amtsgewalt sowie vorsätzlicher und grob fahrlässiger Schädigung des Tierbestandes eingebracht. Das Land Tirol habe nach der Urteilsverkündigung den Abschuss von drei weiteren Wölfen genehmigt, heißt es in der Anzeige.
Laut Tierschutz Austria habe Deutschland 1339 Wölfe und rund 170 Rudel. In Deutschland wurden seit 1990 29 Wölfe zum Abschuss freigegeben. Österreich habe ein Rudel und 90 Wölfe, die auf der Durchreise sind, und in den vergangenen 18 Monaten seien 26 Wölfe erlegt worden.
