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Referenten mit Land & Forst Betriebe Steiermark (v. l.): FD DI Wolfgang Loidl, LJM DI Heinz Gach, Obm. Carl Prinz von Croÿ, GF Mag. Barbara Reithmayer und Franz Titschenbacher, Vizepräs. LK Steiermark © DI Andreas Fischer

Megageschwüre ausheilen

Ein Artikel von DI Andreas Fischer | 11.12.2012 - 14:23
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Referenten mit Land & Forst Betriebe Steiermark (v. l.): FD DI Wolfgang Loidl, LJM DI Heinz Gach, Obm. Carl Prinz von Croÿ, GF Mag. Barbara Reithmayer und Franz Titschenbacher, Vizepräs. LK Steiermark © DI Andreas Fischer

Zukünftige Markttendenzen sowie die Situation der Jagd in Europa und in Österreich wurden anlässlich der diesjährigen Adventstagung der Land & Forst Betriebe Steiermark am 4. Dezember in Graz beleuchtet. „Wir können mit dem heurigen Wirtschaftsjahr sehr zufrieden sein. Nichtsdestotrotz zählen Österreich mit Deutschland mittlerweile zu den teuersten Rundholzregionen der Welt“, berichtete FD DI Wolfgang Loidl, Forstverwaltung Wasserberg, Stift Heiligenkreuz. In der Branche würden abwechselnd zu teures Rundholz und zu billiges Schnittholz beklagt. Beides sind für Loidl Krankheitssymptome mit dem Namen „Überkapazität“ in einer Größe von 20 bis 25 %. Der zwangsläufige Strukturwandel werde die größte Herausforderung der heimischen Sägeindustrie für die nächsten Jahre werden – „mit allen Konsequenzen, die auch uns Lieferanten betreffen werden“.

Wie wird es weitergehen?

Die Leistungsdaten der Weltwirtschaft erachtet der Wirtschaftsführer für die Branche grundsätzlich als nicht so schlecht, wenn diese auch immer mehr von dem weltweit aufbrechenden Megageschwür „Staatsschulden“ beeinflusst würden. „Uns muss allen klar sein, dass ein nachhaltiges gesundes Wachstum ohne weltweite Reduzierung der Staatsschulden nicht möglich sein wird“, lautete sein Fazit. Zudem spielen die Banken bei den Spekulationen mit, indem sie den Staaten teures Geld borgen, das sie vorher günstig von der EZB erhalten. „Der EZB werden dann diese Staatsanleihen als Sicherheit angeboten. Eigentlich ist das ein klassisches legalisiertes Pyramidenspiel“, kritisierte Loidl.
Er forderte, sich mehr auf die Stärken der heimischen Wirtschaft zu stützen. 6 von 10 € würden im Export verdient, 5 davon in Europa. Marketing sowie Forschung und Entwicklung seien gefordert. Auf der Lieferantenseite wünscht er sich, dass der kürzlich erhöhte Holzwerbebeitrag vorrangig in diese Anstrengungen fließen möge und nicht zu stark „regional zerrinnt“.

Neiddebatte bringt Eigentum unter Druck

Verstärkt durch konjunkturelle Rahmenbedingungen gerate das Eigentum vermehrt in den Fokus der Gesellschaft und in eine Neiddebatte. Weiters droht eine Flut von Belastungen durch Regulierungen, Naturschutz- und Sicherheitsvorschriften, Steuern und Abgaben. „Wir sollen einerseits mehr Holz ernten und andererseits mehr Alt-, Totholz und Naturwald stehen lassen beziehungsweise Flächen aus der Nutzung nehmen. Wir sollen den Wald möglichst naturnah und kleinflächig bewirtschaften, aber keine Straßen erschließen“, zeigte er auf.

Zur Jagd

Mit dem Beitritt zur Europäischen Union habe Österreich auch die Verpflichtung übernommen, die „EU-Gesetzgebung“ in nationales Recht überzuführen. „Vogelrichtlinie, Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, Waffenrichtlinie und Richtlinien zur Lebensmittelhygiene etc. mussten und müssen in die neun Landesjagdgesetze Österreichs mit zum Teil schwerwiegenden Folgen eingearbeitet werden“, unterstrich LJM DI Heinz Gach. Die Jagd sei zunehmend von der Gesinnung und den Gesetzen in Europa abhängig. Dies wüssten auch die Gegner der Jagd.Jagd sei mehr als eine Regulation von Problemtieren. „Wer die Jagd auf eine reine Schalenwildreduktion beschränken will, raubt dem Grundeigentümer wesentliche Nutzungsrechte“, warnte Gach. Der Zusammenschluss der europäischen Jagdverbände – FACE – vertrete sieben Millionen europäische Jäger in Brüssel. „Weiters besitzen die deutschsprachigen Jäger in der Internationalen Jagdkonferenz ein Organ für die gegenseitige Information und Kooperation“, verwies der Landesjägermeister.
Die „Mariazeller Erklärung“ der höchsten Vertreter von Eigentum und Jagd unterstreiche den konstruktiven Dialog zwischen den Naturnutzern. Drei infolgedessen initiierte Arbeitsgruppen beschäftigen sich bereits mit den Themen „Kommunikation und Bewusstseinbildung“, „Interpretation des Wildeinflussmonitorings und der Österreichischen Waldinventur“ sowie „Vergleich der Jagdgesetze und deren Umsetzung“.

Die Entwicklung von Wildbeständen stellt dabei alle Beteiligten immer wieder vor Herausforderungen. Den einzigen möglichen Schutz des Eigentums sieht Carl Prinz von Croÿ, Obmann der Land & Forst Betriebe Steiermark, in der vorbildlichen und ordnungsgemäßen Wildbewirtschaftung. „Mir ist selbstverständlich bewusst, dass viele meiner Mitgliedsbetriebe positive Deckungsbeiträge aus der Jagd erzielen. Im Wirtschaftswald und oberhalb der Waldgrenze ist das zulässig und legitim, im Schutzwald sollte man vielleicht noch einmal darüber nachdenken“, ersuchte von Croÿ.
Einen großen Nachholbedarf ortet er vor allem in der Kommunikation: „Wir müssen eine allgemeingültige Sprache anwenden, die für jedermann verständlich ist. Wir sprechen damit jene Leute an, die letztendlich die Gesetze machen, Mandatare wählen sowie über den Wert und Schutz des Eigentums entscheiden!“

Land & Forst Betriebe Steiermark

Mitgliedsbetriebe: 180
Gesamtfläche: 300.000 ha
Obmann: Carl Prinz von Croÿ
Geschäftsführerin: Mag. Barbara Reithmayer
Wichtige Ziele: Sicherung von langfristigen Einkommen für Betriebe und Mitarbeiter, Anerkennung von Leistungen für die Gesellschaft (faire Honorierung), Respekt vor dem Eigentum, verstärkte Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen, keine überzogenen Auflagen (Bürokratie), offener und vertrauensvoller Dialog mit allen gesellschaftlichen Gruppen