Welke Blätter sind ein Hinweis auf den Befall mit dem Falschen Weißen Stängelbecherchen. © Fritz Wolf
Yggdrasil – so heißt in der germanischen Mythologie die Weltenesche. Aufgrund ihrer Vitalität und ihrer Mächtigkeit ist sie eine beeindruckende Erscheinung in unseren Wäldern. Doch der zweithäufigste Laubbaum in Österreich, die Gemeine Esche, ist seit etwa 15 Jahren von einer tödlichen Seuche in ihrer Existenz bedroht. Für manche eine große Umweltkatastrophe, denn dem Ökosystem Wald geht eine wertvolle Stütze verloren. Für die Waldbesitzer, die wirtschaftlich seit Jahrzehnten laufend Einkommenseinbußen hinnehmen mussten, ein zusätzlicher Tiefschlag.
Auslöser ist ein Pilzwinzling, das Falsche Weiße Stängelbecherchen. Über die Ostseehäfen hat sich dieser sehr schädliche Pilz, aus Asien kommend, mittlerweile über ganz Europa ausgebreitet. Laut Forstwissenschaftlern haben die Waldbesitzer keine Möglichkeit, dieser Baumkrankheit wirksame Maßnahmen entgegenzusetzen. Die Hoffnung bleibt, dass sich resistente Eschen herauskristallisieren. Aus diesem Grund werden gesunde, vitale Bäume beerntet und es wird versucht, so die wertvollen Genressourcen zu erhalten.
Beispiel Ulmensterben
Am Beispiel des Ulmensterbens lässt sich feststellen, dass nach 100 Jahren dieser Selbstheilungseffekt bei uns eingetreten sein könnte. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Hoffnungsvoll kann man im Wald wieder junge, gesunde Ulmen wachsen sehen. Wenn man aber genauer hinschaut, sieht man, dass die auch als Holländische Ulmenkrankheit bezeichnete Waldkrankheit auch auf Amerika übergesprungen ist und Mutationen bei den Erregern auftreten. Die Ulmen haben wir noch nicht in „trockenen Tüchern“, leider. Die Auswirkung vom Ausfallen von Baumarten auf das Ökosystem Wald ist vielfältig und in seiner Tragweite schwer abschätzbar.
Gefahr für Personen, Häuser und Wege
Die sogenannte Eschenwelke wird unter anderem, durch Abtrocknen der Blätter sichtbar. Bei starken Bäumen kann der Krankheitsverlauf mehrere Jahre dauern, bis der Baum abgestorben ist.
Wenn andere Bäume absterben, können sie meist noch Jahre als Totholz stehen. Bei der Esche ist es dies leider anders: Die Wurzeln, auch die starken, verfaulen, man kann sagen, fast schlagartig. Das birgt die Gefahr, dass sie bisweilen auch ohne Wind umfallen können und so Personen, Häuser und Wege gefährden.
Für die Forstwirtschaft geht eine wichtige Wirtschaftsbaumart verloren. Das elastische, harte und für vielseitig verwendbare Holz steht in Zukunft nicht mehr zur Verfügung. Die Esche kommt mit fast allen Bodenverhältnissen zurecht, im Sumpf und auf Felsenköpfen konnte man sie antreffen. Meist sind auch abgestorbene Bäume mit entsprechendem Durchmesser von den Sägewerken nachgefragt. Als Brennholz ist sie der Rotbuche vom Brennwert her gleichwertig. Für regional denkende Konsumenten ist heimisches Ofenholz durchaus eine Alternative zu Brennholz, das weit durch Europa fährt.
Herausfordernde Waldarbeit
Wie leider in letzter Zeit berichtet werden musste, ereignen sich bei der Waldarbeit gehäuft schwere und tödliche Unfälle. Bei genauerer Analyse muss man feststellen, dass häufig bei der Eschenfällung dieses Unglück passiert.
Wie kann bei dieser gefährlichen Arbeit Unfallverhütung berücksichtigt werden? Speziell das Fällen sollte von gut ausgebildeten Praktikern durchgeführt werden. Diese Profis verwenden Spezialwerkzeuge wie zum Beispiel Stammpressen. Durch den Einsatz von schweren Forstschleppern mit Seilwinden mit mindestens 5 t Zugleistung kann die Fällarbeit sicherer gestaltet werden. Aber Vorsicht, auch solche Fachleute sind vor Unfällen nicht ganz sicher, wie die Unfallberichte erkennen lassen. Die Waldarbeit ist die gefährlichste berufliche Tätigkeit die man ausüben kann. Die Arbeit im Laubholz ist besonders schwierig, aber die Eschenfällung ist seit Alters her die gefürchtetste Aufgabe. Durch das Eschensterben hat sich die Situation noch verschärft.
Finanzielle Schäden
Die betriebswirtschaftliche Betrachtung, der finanzielle Schaden, der durch den Totalausfall der Esche entstanden ist, wurde kaum behandelt. In Rechnung zu stellen sind die Ernte hiebsunreifer Bäume, erhöhte Erntekosten, die Kontrolle entlang von Straßen und Wegen auf Verkehrssicherheit, ein geringerer Holzpreiserlös sowie das Ausfallen von in vielen Fällen flächendeckender, reichlicher Eschenverjüngung. Dieser und auch andere Aspekte haben in der Einheitswertfeststellung meines Erachtens keinen Niederschlag gefunden.
In Österreichs Wäldern zählen wir rund 65 verschiedene Baumarten. Die meisten davon sind, wenn man genau hinschaut, leider nicht so gesund, wie es wünschenswert wäre. Mit Sachverstand gepflegte Wirtschaftswälder sind die ökologischste Art, unser Land vor Schäden zu schützen. Durch Außernutzungstellen von Waldflächen, wie oft unbedacht gefordert wird, erweist man dem Wald und der Gesellschaft einen Bärendienst. In unserem Land garantiert nur ein gut gepflegter Wirtschaftswald die Bereitstellung des nachwachsenden Rohstoffes Holz, gutes Trinkwasser, saubere Luft und sichere Erholungsflächen. Wer es nicht glauben will, soll die Quellschutzwälder der Stadt Wien besuchen.
Der Wald im Klimawandel
Der Leitspruch „Wald – wir alle leben davon“ wird in Zeiten der Klimaveränderungen an Bedeutung zunehmen. Über den klimafitten Wald wird viel geredet und philosophiert, ich meine zu Recht.
Ein wichtiger Ansatz wäre eine naturgemäße Forstwirtschaft. Der Wald braucht eine sorgfältige Bewirtschaftung und Pflege, wie sie Dauerwaldbewirtschaftungsmodelle vormachen. Verantwortungsbewusste Forstleute können mit den Einkünften aus Holzverkauf gerechte Stundenlöhne für die Waldarbeit nicht mehr aufbringen. Ohne zusätzliche Geldmittel ist eine zukunftsorientierte Pflege des Waldes schwer möglich. Außernutzungstellungen von Wälder ist zwar populär, aber möglicherweise zu kurz gedacht.