Maria Patek – Leiterin der Sektion Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus © (c)BMNT/Paul Gruber
Im Wald vom Wald lernen“, lautet das Motto der Waldpädagogik. Vor allem Kindern wird auf spielerische Art und Weise die Natur nähergebracht. Zwei Forstexperten stellten sich dem Interview und verrieten ihre Meinung zum Thema Waldpädagogik.
Im Gespräch mit Maria Patek
Das Interview mit unserer neuen Sektionschefin für Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit im Bundes ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) führte Andreas Holzinger, der mit der gebürtigen Ennstalerin schon gemeinsam in Stainach das Gymnasium besuchte, dort maturierte und im selben Jahrgang an der Universität für Bodenkultur (BOKU) Forstwirtschaft studierte. Daher weiß er: Maria Patek ist eine starke Frau, die durchsetzt, was für sie wichtig ist!
Liebe Maria, nachdem wir uns schon aus der Gymnasialzeit kennen, weiß ich, dass du schon sehr früh mit der „Urproduktion“ konfrontiert worden bist. Stammt aus dieser Zeit deine „grüne Hand“?
So könnte man sagen! Geboren und aufgewachsen im Oberen Ennstal, bin ich schon als Kind mit Vater und Geschwistern im Wald gewesen. Als Bauerntochter aus Moosheim bei Gröbming habe ich „am Berg“ bei fast allen forstlichen Arbeiten – vom Bäumchen setzen über die Kulturpflege bis zum „Schöpsen“ der geschlägerten Fichten – mitgeholfen. In eher unguter Erinnerung habe ich noch das Aussicheln der kleinen Bäumchen von Brennnesseln in Schutzkleidung bei der größten Sommerhitze. Dafür vielmehr und sehr positiv den wunderbaren Duft frisch geschlägerten Holzes und der frischen Rinde. Die Jause in der Laubhütte im Wald hat da besonders gut geschmeckt. Das waren eigentlich meine ersten „Basics“ der Forstwirtschaft, die sich damals schon eingeprägt haben.
Wo findet sich deine „erste Spur“ der Wald- und Naturpädagogik?
Als ich im Jahr 2002 die Leitung der Fachabteilung Wildbachund Lawinenverbauung (WLV) übernahm, war eine kindgerechte Aufarbeitung der eher technischen Themen der WLV ein Gebot der Stunde. So entstanden mit den lustigen Figuren des Bibers Berti, der Wasserfee Reli und ihrer Freunde für Kinder (be)greifbare Figuren, die mithalfen, Naturgefahren und den Umgang mit ihnen besser zu verstehen. Naturgefahrenpädagogik quasi als der technische Teil der Waldpädagogik!
Wo ist die Waldpädagogik im Ministerium angesiedelt?
Das Bundesministerium ist in mehrere Sektionen unterteilt, in unserer Sektion III findet sich die Waldpädagogik im Bereich Waldentwicklung und forstliche Förderung. Sie ist in der Umweltbildung wichtiger Teil der forstlichen Öffentlichkeitsarbeit.
Wie wird sie aus deiner Sicht in der Öffentlichkeit wahrgenommen?
Dort, wo sie thematisiert wird, eigentlich immer positiv. Die Menschen wollen über alle Funktionen, die der Wald erfüllt, Bescheid wissen. Deshalb ist auch wichtig, dass sie leicht verständlich und kindgerecht präsentiert wird.
Was erwartest du von uns praktizierenden Waldpädagogen? Wo siehst du die Waldpädagogik in Zukunft?
Durch unser gesellschaftliches Problem der Überalterung soll sie auf alle Fälle generationenübergreifend präsentiert werden. Wenn jedes Kind während seiner Schulzeit ein- bis zweimal mit der Materie konfrontiert wird – sei es in Schulprojekten oder bei konkreten Waldausgängen – und dann begeistert zu Hause seinen Eltern und Großeltern davon erzählt, wird es sie für sein Wald erlebnis sensibilisieren. Die Waldpädagogik soll so gut organisiert weiterlaufen wie bisher und wird auch in Zukunft immer einen wichtigen Platz in der Naturvermittlung haben. Es ist großartig, engagierte Leute im Dienst der guten Sache zu wissen!
Felix Montecuccoli – Präsident der Interessenvertretung Land&Forst Betriebe Österreich © Land&Forst Betriebe Österreich/APA-Fotoservice/Rossboth
Im Gespräch mit Felix Montecuccoli
Diesmal hat der niederösterreichische Waldbesitzer, Waldbewirtschafter und Präsident der Interessenvertretung Land&Forst Betriebe Österreich unsere Fragen zur Waldpädagogik beantwortet. Was ihm als Bewirtschafter wichtig ist, deckt sich auch mit seiner Haltung als Vertreter von 640 heimischen Betrieben.
Welche Bedeutung hat für dich Waldpädagogik?
Sie ist für mich die wichtigste und unmittelbarste Kommunikation des Forstbetriebes mit den Menschen, direkt in die Herzen. Jeder Betrieb sollte das machen, auch wenn mit Vorbereitung – vier Stunden im Wald – und Nachbereitung ein Arbeitstag um ist. Der Einsatz lohnt sich!
Welche Botschaften sind dir in der Waldpädagogik besonders wichtig?
Drei in dieser Reihenfolge:
▶ Jeder Quadratmeter Boden in Österreich gehört jemandem, die „freie Natur“ gibt es nicht. Damit eng verbunden sehe ich Folgendes:
▶ Unser Heimatland wird seit 3.000 Jahren bewirtschaftet. Die Natur ist kultiviert, „reine Natur“ ist sehr selten. Diese Kulturleistungen dienten nicht nur dem wirtschaftlichen Anspruch, sondern hatten beispielsweise die Schönheit im Blick. Denken wir etwa an die Barockzeit mit ihren Gärten und Alleen – sie prägen unser Landschaftsbild bis heute.
▶ Ein nachhaltiger Lebensstil baut auf biologisch abbaubaren Materialien auf. Nachhaltigkeit in der Kulturlandschaft ist ein fortschrittliches Konzept mit allem, was wir zum Leben brauchen: Lebensmitteln, Rohstoffen, Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit, dem Schutz vor Naturgefahren und der Erholung im Sinn von Rekreation.
Was ist dir in der Waldpädagogik eine Herzensangelegenheit?
Alle jungen Menschen in den Gemeinden, in denen wir bewirtschaften, zweimal zu einem waldpädagogischen Ausgang einzuladen. Wir spüren heute bereits, dass sich im Umfeld etwas geändert hat – in der Einstellung der Menschen zu dem, was wir wie tun. Es kommen ja schon die Kinder derer, die als Kinder bei uns im Wald waren.
Wie hast du die Waldpädagogik-Entwicklung der vergangenen Jahre erlebt? Was ist gut gelaufen? Was fehlt dir?
Seit 20 Jahren beobachte ich die Waldpädagogik. Auffällig ist, dass sich verändert hat, wer Waldpädagogik anbietet. Waren es anfänglich viele Forstkollegen, so fehlt heute vielen Waldpädagogen der persönliche unmittelbare Bezug zur Waldwirtschaft. Pädagogische Interessen stehen stärker im Vordergrund, andere Inhalte werden transportiert. Auch die Unterstützung seitens der öffentlichen Hand hat abgenommen. Die derzeitige Form der Förderabwicklung schreckt sogar ab – sie ist zu aufwendig im Vergleich zum Output. Waldpädagogik kostet mich im Betrieb mehr, als ich einnehme. Ich sehe es jedoch als meine wichtigste Kommunikationsschiene.
Hast du hinsichtlich der Waldpädagogik Vorstellungen mit Blick auf die Zukunft?
Mein großes Anliegen ist, dass Waldpädagogik wieder zentraler Bestandteil im Kommunikationsbereich des Programms 2020+ wird und dies auch mit Ressourcen hinterlegt ist. Ja, die Waldpädagogik sollte ein Selbstläufer sein: Die Forstleute sollten sie selbstverständlich anbieten und junge Forstleute dafür ausgebildet werden.