So kennt man ihn: Gerhard Mannsberger bei einem seiner Auftritte: stets fachlich fundiert, fesselnd – und niemals um ein Bonmot verlegen.
Natürlich wird man im Zusammenhang mit dem Abgang von Gerhard Mannsberger als Forstsektionschef allenthalben von einer „zu Ende gehenden Ära“ und von ihm selbst als „einer Institution in der österreichischen Forstwirtschaft“ reden. Aber der groß gewachsene gebürtige Niederösterreicher liebt derlei Pathos nicht sehr. Viel lieber ist ihm der Blick nach vorne und, wenn die Branche anhand einer Vielzahl erfolgreich umgesetzter Projekte an ihn denkt. Die Neustrukturierung der heimischen Wildbach- und Lawinenverbauung sowie die Zusammenführung der ehemaligen Forstadjunktenschule in Waidhofen/Ybbs mit der Forstlichen Ausbildungsstätte Gmunden in das neue Forstliche Bildungszentrum Traunkirchen seien hier nur exemplarisch angeführt. Wie man ihn kennt, wird er der heimischen Forstwirtschaft ohnehin nie vollständig den Rücken kehren können.
22 Jahre Sektionschef in einem Ministerium – wie viele Menschen in Österreich können das noch von sich sagen?
Nicht viele meines Wissens: Eine Sektionschefin, die 23 Jahre im Amt war, und angeblich ein männlicher Kollege waren noch etwas länger im Amt. Von den derzeit Aktiven bin ich ziemlich sicher der Längstdienende.
Waren Sie damals nicht auch der jüngste Sektionschef der Republik? Wie leicht war es da, sich gegenüber (wesentlich) älteren Kollegen zu behaupten?
Ja, das war ich. Und es war anfangs nicht gerade leicht, mich in dieser Funktion zu behaupten. Die Vorankündigung damals, man werde mir „die Wad‘ln schon nach vorne richten“, hat auch nicht gerade zur Erleichterung beigetragen. Die Zusammenarbeit hat aber auch mit denen, die meine Bestellung anfangs nicht goutiert haben, relativ bald recht gut funktioniert.
Und dazu kann man Ihnen nur im Nachhinein gratulieren! Welche inhaltlichen Schwerpunkte setzten Sie in den gut 20 Jahren Ihres Wirkens?
Zu den ersten Aufgaben zählte, dem damaligen Minister Wilhelm Molterer ein Konzept über die Zukunft der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) vorzulegen sowie mit Brüssel ein Förderprogramm für die Forstwirtschaft zu verhandeln. Ein dritter Schwerpunkt war es, Entwicklungsmodelle für alle weiteren „nachgeordneten Dienststellen“ (etwa Försterschulen, die damalige forstliche Bundesversuchsanstalt – FBVA) auszuarbeiten und umzusetzen.
Was waren dabei die großen Herausforderungen?
Wohl die, eine starke Forstsektion zu entwickeln. Immer wieder gab es Versuche, die Forstsektion aufzulösen. Ebenso herausfordernd war es, sozial verträgliche, große Reformen umzusetzen – etwa die WLV und die FBVA. Und schließlich wohl auch das Vorhaben, einen breiten Interessenausgleich mit allen in der Forstwirtschaft Tätigen, aber auch an der Forstwirtschaft interessierten Gruppierungen zu finden und dafür den Österreichischen Walddialog ins Leben zu rufen. Das geschah ja zunächst gegen den Widerstand weiter Teile der Forstbranche.
Sie gelten als ein „forstpolitischer Motor“ auch auf internationaler Ebene. Wie wichtig war für Sie die internationale Zusammenarbeit?
Internationale Zusammenarbeit war für mich schon in meiner Funktion als stellvertretender Landesforstdirektor in Niederösterreich ein wichtiger Bereich. Dies konnte ich in der Funktion als Leiter der Forstsektion entsprechend ausbauen und das wurde letztendlich aus – wie ich meine – guten Gründen ein besonderer Arbeitsschwerpunkt bis zum heutigen Tag.
Gab es auch humorvolle Momente?
Gott sei Dank gab es eine Fülle von humorvollen und heiteren Momenten. Vieles davon habe ich aufgeschrieben beziehungsweise gesammelt. Ich werde das vielleicht in meiner Pension in einem kleinen Buch zusammenfassen.
Ein zentrales Bildungszentrum für die forstliche Aus- und Weiterbildung war Forstsektionschef Gerhard Mannsberger ein besonderes Herzensanliegen. Hier sieht man ihn als Fünften von links beim Spatenstich am neuen Standort in Traunkirchen im Juni 2017. Ihren Betrieb aufnehmen sollen die großteils in Holz ausgeführten Betriebsgebäude des FBZ Traunkirchen bereits im kommenden Herbst.
Aber bis dahin wartet noch eine andere spannende Aufgabe auf Sie: Als Vizerektor an der BOKU kehren Sie nun zur Wissenschaft zurück. Was werden dort Ihre künftigen Aufgaben sein?
Die Aufgaben werden sehr vielfältig sein, die wesentlichen Bereiche sind: Prozessmanagement und Gesamtorganisation der Universität für Bodenkultur (BOKU) im Berich Personal. Insgesamt wirken an der BOKU immerhin 2.600 Personen. Dann obliegen mir die Aufsicht und Entwicklung der privatwirtschaftlichen Beteiligungen der BOKU sowie die Mitwirkung bei den wichtigsten Strategieprozessen. Eine spannende Aufgabe, auf die ich mich schon sehr freue.
Wie wird es mit der Forstsektion im Ministerium weitergehen? Gibt es schon eine Nachfolgeregelung?
Für unsere neue Bundesministerin ist es keine Frage, dass die Forstsektion weiterbestehen wird. Die Nachfolgeregelung wird daher auf Basis der gesetzlichen Bestimmungen getroffen. Das heißt, es erfolgen eine öffentliche Ausschreibung und die Einsetzung einer Bestellungskommission, die einen Vorschlag erarbeiten wird. Die Endentscheidung wird dann von der Ressortleitung getroffen.
Herr Mannsberger, danke für das Gespräch und alles Gute für Ihre künftige Aufgabe!