„Wenn der Regen morgen Früh nicht aufgehört hat, dann kommt der Forwarder nicht mehr den Hang rauf“, brummt Adolf Gaggl und macht eine wegwerfende Handbewegung. Der Harvester arbeite sich nicht so in den vollgesogenen Oberboden ein, denn der fahre nur einmal die Steilung hinauf. Der Forwarder hingegen müsse öfter rauf und runter auf der gleichen Spur, um seine Holzladungen abzuholen, erklärt der erfahrene Forstunternehmer.
Heuer um 70.000 € weniger
Ja, er sitze gern dort oben am „Bock“ und habe auch einen Spleen für ausgefallene Maschinen – vor vier Jahren habe er etwa einen bei uns seltenen Iwafuji T41 Knickschlepper erworben. Bereits mit 18 Jahren habe er sein Unternehmen gegründet. Die gegenwärtige Krise sei jedoch etwas Besonderes. „Ich habe in dieser Zeit viel erlebt“, so der 52-Jährige, „aber noch nie einen Umsatzrückgang von 70.000 € innerhalb eines Jahres – wie jetzt vom ersten Halbjahr 2019 zu jenem 2020.“ Dennoch leiste er sich vier Fahrer für seine sieben Erntemaschinen – ein Lehrling komme jetzt noch dazu. „Irgendwann werden wir diese Krise überwunden haben!“, gibt er sich zuversichtlich. Dafür sei er bereit, derzeit Reserven anzutasten
Einer von drei 1110 D-Forwardern auf regengetränktem Untergrund: Gesamtgewicht muss gegenüber Häufigkeit der Fahrten am steilen Hang vorsichtig abgewogen werden. © R. Spannlang
Schneebruch überall
Am Einsatzort auf der Flattnitz im steirisch-kärntnerischen Grenzgebiet liegen und hängen viele Fichtenstämme kreuz und quer im Bestand des Bistums Gurk. „Im November hatten wir jede Menge Nassschnee – und auf unseren 12.000 ha etwa 9.000 fm Schneebruch“, schätzt Förster Paul Brandstätter. Noch schlimmer hat es die Fürstlich Schwarzenberg‘schen Wälder erwischt. Christoph Gottsbacher, Förster der Schwarzenberg‘schen Familienstiftung, berichtet von 15.000 fm Schneebruch auf 4.000 ha im Revierteil Paal. „Und wir haben das Ziel, es jetzt rasch aufzuarbeiten. Frischholz schlagen wir derzeit ohnehin nicht. Im Unterschied zu Lärche und Zirbe hatten wir bei der Fichte in den letzten Jahren nur Zwangsnutzungen.“
Jeden Tag der Arbeitswoche ist Adolf Gaggl mit seinen Männern im Einsatzgebiet auf den Maschinen unterwegs. Zwei seiner John Deere-Harvester – ein 1070 D Eco 3 und ein 1270 E – arbeiten sich gerade heulend die Hänge hinauf, um die schräg stehenden Bäume, die sich mit ihren Ästen im Kronenraum des verbleibenden Bestandes verheddert haben, vorsichtig zu bergen und aufzuarbeiten. „Wenn wir Schwarzenberg und Bistum Gurk nicht als Auftraggeber hätten, würde es jetzt schlimm aussehen“, gibt er offen zu.
Sauber arbeiten als Prinzip
Neben seinem Optimismus will der bärtige Feldkirchner vor allem eines nicht verlieren: seinen guten Ruf. Sein Credo: „Arbeite so, als wäre der Bestand dein eigener.“ Dazu gehöre auch, die Wurzelanläufe zu „pölstern“ – also zum Schutz vor Rückeschäden mit dicht benadeltem Wipfel- und Astmaterial abzudecken. Das habe ihnen der Chef eingeschärft, bestätigen die Fahrer Horst Stark und Michael Egger – Letzterer ist schon seit gut zwölf Jahren im Betrieb. Auch der jüngste Fahrer in der Truppe – Lukas Rieser – weiß genau, was darunter zu verstehen ist. Den ausgelernten Maschinenschlosser hat Adolf Gaggl erst vor etwa drei Monaten angestellt – zur „Zuarbeit“ im unwegsamen Gelände und um ihn als Forwarderfahrer einzuschulen. „Bei uns macht aber ohnehin jeder alles“, sagt der Chef, während bei einer Regenpause die ganze Mannschaft in einem Unterstand versammelt ist. Die Männer schmunzeln vielsagend. Dass er es geschafft hat, trotz der wirtschaftlich rauen Zeiten einen guten Geist im Team zu erhalten, beweist die Bemerkung eines der Längerdienenden: „Der Lehrling, der in wenigen Wochen bei uns anfängt, ist mein Sohn.“ „Das wichtigste Kapital eines Forstunternehmers sind eben nicht seine Maschinen, sondern seine Mitarbeiter“, bestätigt der Kärntner.
Immer in Bewegung bleiben
Vor wenigen Jahren habe er sich einen Ponsse Skorpion King gekauft. „Ich brauchte einen 8-Rad-Harvester und das war ein Gelegenheitskauf“. Michael Egger – einer seiner erfahrenen Piloten – hat sich schon von der Steuerung per Joysticks der John Deere- auf die Wippen der Ponsse-Maschine umgestellt. Am meisten schätzt er am Skorpion, dass anstatt der Rahmenbremse zwei Feststellzylinder für die Stabilität im Steilhang sorgen. „Da kann ich mit dem Kran arbeiten – unabhängig davon, ob der Harvester fährt oder steht“, erklärt der Harvesterfahrer.
Holz auf Abruf
Was sich derzeit eingebürgert habe, sei die Kurzfristigkeit des Holzabsatzes: „Die Sägewerke sagen dir oft erst am Freitag Nachmittag, wie viel Rundholz sie in der darauffolgenden Woche übernehmen wollen. Das war vor wenigen Jahren noch nicht so. Versäumst du diese Frist – etwa wegen Schlechtwetters –, bleibt das bereits geerntete Holz liegen und wird in der sommerlichen Wärme blau. Das war im März-April kein Problem – aber jetzt ist es eins“, klagt Adolf Gaggl.
Dennoch bleibe seine Grundstimmung positiv, bestätigt der Kärntner. Die Welt brauche Holz und das könne der Wald eben auf Dauer nur dann liefern, wenn er konsequent bewirtschaftet werde. Er stehe dann jedenfalls bereit dazu – mit seinem vielfältigen Maschinenpark und gut ausgebildeten Fahrern, betont Adolf Gaggl abschließend.