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Michael Hainzl mit seinem Maschinisten auf einem Komatsu Raupenbagger PC138US-11, der „nach 3.500 Arbeitsstunden noch immer in sehr gutem Zustand ist“. © R. Spannlang

Forstunternehmer Hainzl

Schadfrei ernten als Ziel

Ein Artikel von Robert Spannlang | 15.09.2020 - 10:22
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Bagger, Seilgerät und Laufwagen werden allesamt von einem Mann gesteuert. Da soll noch jemand sagen, dass Männer nicht multitaskingfähig wären! © R. Spannlang

Michael Hainzl liebt Kontinuität – sowohl bei seinen Kunden als auch bei den Mitarbeitern. Dass beides zusammenhängt, ist in seinem Fall ein offenes Geheimnis. Denn es sind seine gut ausgebildeten, langjährigen Mitarbeiter aus Rumänien, die ihm durch ihre saubere Arbeit das hohe Ansehen seiner Kunden bescheren. Seine 14 Forstarbeiter hätten bei ihm angefangen und in all den Jahren noch nie die Lust verspürt, woanders zu arbeiten. „Das fängt bei der Ausbildung an, die wir ihnen angedeihen lassen, und geht bis zur Arbeitsausrüstung, die sie sich selbst aussuchen können – sie sollen spüren, dass sie wertgeschätzt werden“, unterstreicht der 27-jährige Steirer. Facharbeitermangel sei für ihn dann ein Problem, wenn Personal ausfällt.

Generationenübergreifende Zusammenarbeit
„Wir haben uns schon von vielen Forstunternehmern wieder getrennt“, bekennt einer seiner wichtigsten Auftraggeber, Revierförster Erich Temmel von der Realgemeinschaft Leoben. Mit 6.320 ha ist sie eine der größten Waldbesitzungen der Region und langjähriger Stammkunde von Michael Hainzl. „Mit dem Unternehmen arbeiten wir schon seit Jahrzehnten gut zusammen. Angefangen hat das bereits mit dem Vater von Michael Hainzl, als er noch einen Maschinenhof führte“, betont Erich Temmel. Als normal angesehen würden Rückeschäden an 10% des verbleibenden Bestandes nach Seilkrannutzung – bei einem Wertverlust zwischen 30% und 55% am stehenden Baum. „So zu wirtschaften, wäre für uns purer Luxus! Das Ziel ist daher: null Schaden“, so der Forstmann.

Mikado mit Bäumen
Wie sieht aber bestandesschonendes Arbeiten bei Hainzl aus? Schon die Hauptkonfiguration für die Holzernte – zwei Raupenbagger-Seilkran-Tandems unterschiedlicher Kapazität – ist im Vergleich zum Harvester-Forwarder-Konzept eher auf Bestandesschonung ausgelegt und nicht auf besonders hohe Mengenleistung. Bei den Seilgeräten schwört Hainzl auf Qualität aus Österreich: „Mit dem Wanderfalken 3 t von MM Forsttechnik für größere und dem Koller K 306 für kleinere Holzmengen bin ich bestens bedient. Beide Seilgeräte haben Streckenautomatik und Funk.“
Darüber hinaus sind aber auch Beifäller und Anhängemann im Hang für die Erreichung des „Null-Schaden-Ziels“ entscheidend. Die Art, wie die beiden Männer den Fällkeil am Baum setzen, wo am Stamm sie die beiden Chokerschlingen anlegen und geschickt das Hubmoment des Seilkrans nutzen, um die Ganzbäume behutsam aus dem Bestand zu „fädeln“, zeugt von hoher Kunstfertigkeit: Die Motorsägenschnitte sind genauso tief, dass der Stamm einerseits nicht vom Stock rutscht und andererseits durch das Wegheben kein Stammriss entsteht. Auch wissen die Forstarbeiter den Umstand, dass zwei Ganzbäume in einer Linie weggezogen werden können, so zu nutzen, dass ein Baum den anderen „weghebelt“. In der Coronazeit sei die Seilbahn gestanden. Da war man mit Kulturpflege beschäftigt. „Meine Arbeiter machen auch das“, sagt der Steirer anerkennend.

„Wir haben gute Bonitäten hier, entsprechend schwierig ist es, die relativ hohen Bäume zu bergen, ohne am Bestand Schäden zu hinterlassen. Denn die würden hier noch höher zu Buche schlagen“, meint der Förster der Realgemeinschaft. Um die hohe Bodenqualität zu erhalten, werde im Gegenzug der Schlagabraum auch wieder auf die Fläche transportiert, manchmal sogar als Hackschnitzel, erklärt er.

Ich bin Verbandsmitglied und ZÖFU- zertifiziert. Für mich ist das Wichtigste die Qualität der Arbeit.


Michael Hainzl, Forstunternehmer
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Angewandte Hebelwirkung: Baum für Baum wird sorgfältig und ohne großes Krachen mit dem Hubseil vom Stock gehoben. © R. Spannlang

Standfeste Raupe
Der gelbe Raupenbagger PC138US-11 von Komatsu ist ein kongenialer Partner für Kollers K 306. Gesteuert werden beide durch einen Maschinisten, bei dem dieses Zusammenspiel schon recht flüssig abläuft: Lastseil des Laufwagens absenken und „auschokern“ mittels Funkchoker, Laufwagen retour schicken, mit dem Prozessorkopf des Baggers Stämme entasten, ablängen und sortieren. Die Polter der Sortimente liegen am Ende fast Stoß auf Stoß. „Wenn man‘s gleich sauber macht, hat man hinterher beim Verladen weniger Arbeit“, meint der Maschinist nüchtern.
Dass er den Bagger auch mit Löffel nutzen könne, komme ihm bei Instandsetzungsarbeiten auf Forststraßen sehr zugute, betont der junge Unternehmer und angehende Forstwirt. Für eine „Raupe“ habe er sich deshalb entschieden, weil dieses Fahrgestell weniger hochbauend ist, das Gerät daher einen tieferen Schwerpunkt hat als der Radbagger und auch ohne Stützen stabil steht. Dadurch könne er fahren und gleichzeitig mit dem Kran arbeiten. Im flachen Gelände könne er damit zudem kleine Kalamitäten entlang von Rückegassen aufarbeiten. Zum Holzausrücken steht ein ­Valtra N174 mit einem Rückeanhänger Kesla 12ND zur Verfügung. „Weite Distanzen werden sowieso mit dem Tieflader überstellt“, stellt Michael Hainzl klar. Auch beim zweiten großen Nachteil des Raupenbaggers – der Rutschanfälligkeit bei eisigem Untergrund – hat er sich bereits Abhilfe geschaffen: „Wir haben in jedes zweite Raupensegment ein Loch gebohrt, eine Hülse eingeschweißt und einen ,Spike‘ eingeschlagen. Mit einem Durchschlag sind diese ,Spikes‘ wieder zu entfernen.“

Gewusst was, wann und wie
„Der Unternehmerverband hat eine wichtige Funktion – die Branche mit einer Stimme zu vertreten, die auch gehört wird. Ich honoriere diese Arbeit mit meiner Mitgliedschaft“, bekräftigt Michael Hainzl. Sein Unternehmen sei auch ZÖFU-zertifiziert und arbeite als solches ökologisch und sozial nachhaltig, mit gut ausgebildeten Mitarbeitern und einwandfreier Technik. Damit könne er sich von Billiganbietern abgrenzen. „Für mich ist das Wichtigste die Qualität der Arbeit“, erklärt er dazu.
Im Frühjahr und Sommer überwiege das Zusammenräumen in den Beständen, im Herbst und Winter die regulären Nutzungen. „Wobei – was ist derzeit noch regulär?“, fügt er achselzuckend hinzu. „Mittlerweile ist ein wirtschaftliches Arbeiten extrem schwierig. Sollte dieser Zustand dauerhaft eintreten, werde ich die Sparte Holzschlägerung bei uns auf alle Fälle reduzieren beziehungsweise schließen“, lässt er keinen Zweifel.