Sturm über Passau

Standhaft in stürmischen Zeiten

Ein Artikel von Elisabeth Feichter | 27.12.2017 - 09:27

Wenn ein Sturm mit Spitzengeschwindigkeiten von 208 km/h wütet, macht er selbst vor Tiefwurzlern nicht halt. Am 22. August zerstörte ein orkanartiger Sturm etwa 2 Mio. fm in den Landkreisen Passau und Freyung-Grafenau in einem Umkreis von nur 40 km2. Viele Stämme wurden geknickt wie Streichhölzer und einige samt Wurzelteller geworfen. Nach solchen Katastrophen gestalten sich die Aufräumarbeiten besonders schwierig und es bedarf Spezialisten.

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Sieben unterschiedliche Sortimente werden alleine aus Fichten ausgeformt © E. Feichter

Holz Reiter aus Abtenau kann mittlerweile auf viel Erfahrung auf diesem Gebiet zurückgreifen. Neben dem Angebot aller Aufarbeitungsmethoden vom Bodenzug bis hin zur herkömmlichen Seilbringung mittels Kippmastgeräten bietet das Unternehmen den Verkauf aller Holzsortimente an. Auch die anfallende Biomasse wird vermarktet. Karl Reiter sen. (59 Jahre) Begann bereits 1984 als selbstständiger Forstunternehmer. Er verfolgte quasi große Sturmereignisse, unter anderem „Wiebke“ in Bayern und Hessen, „Lothar“ in Baden-Württemberg und „Kyrill“ 2008. Reiters Expertise war 2005 sogar in Schweden gefragt. 2005 stieg der heute 31-jährige Karl Reiter jun. in das Unternehmen ein, er leitet mittlerweile gemeinsam mit dem Vater die Geschicke der Firma. „Trotz Erfahrung ist jeder Einsatz anders“, gibt Reiter sen. zu und fährt fort: „Hier in Passau sind die vielen unterschiedlichen Grundbesitzer eine Herausforderung. Auf einem Waldstück von 70 ha haben wir 22 verschiedene Besitzer.“

34 Maschinen gegen 120.000 fm

Acht Radharvester, sieben Forwarder, zwei Kippmastgeräte, Kettenharvester mit Seilwinde, Radbagger, Seilschlepper, zehn Kran-Lkw und sieben Sattelzüge hat Holz Reiter zu managen. Dem stehen etwa 120.000 fm an geworfenen Holz im Oberfrauenwald bei Hauzenberg/DE, vorwiegend Fichten, Tannen und Buchen, gegenüber. Diese Holzmenge übernahm Reiter, um die Aufräumarbeiten sowie den Holz- und Biomasseverkauf für die betroffenen Waldbesitzer zu übernehmen. Zu den Auftraggebern zählen Privatwaldbesitzer sowie der Waldbesitzerverband Wegscheid.

Meister der Logistik

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Blick über den vom Windwurf betroffenen Oberfrauenwald nach Hauzenberg im Tal © E. Feichter

Sieben unterschiedliche Sortimente sowie sechs verschiedene Baumarten, nach Eigentümern getrennt, lagen alleine bei einem 3 t Syncrofalken, zur Abfuhr bereit. Die größte Herausforderung bei diesem Auftrag sei die Logistik. Am Bahnhof und am Hafen Passau bzw. Schärding in Oberösterreich hat Reiter in Zusammenarbeit mit einer Partnerfirma Abteilungen gemietet, um das Holz schnellstmöglich abzutransportieren. Am Bahnhof beispielsweise muss innerhalb von 24 Stunden ein Ganzzug mit 1.600 fm beladen werden. „Wir fahren im 2-Schicht-Betrieb“, so Karl Reiter jun..

Etwa 1/3 der Holzmenge wird nach Salzburg geliefert. Dort wird Holz mit Längen zwischen 4 m und 10 m benötigt. Speziallängen sowie Bauholzbestellungen deckt Reiter ebenfalls ab. Der größere Teil des Holzes wird mit 3 m ausgeformt und geht nach Rumänien. Reiter jun. lobt die kurze Ausformung, da die Ausbeute bei dem hohen Bruchanteil steigt. Auch für die Biomasse hat Reiter fixe Partner in Österreich. „Aufrund langjährig gepflegter Kontakte im In– und Ausland können wir unser Holz zu guten Konditionen vermarkten. Lieferungen nach Österreich und Rumänien erlauben uns, den momentanen Lieferengpass im regionalen Raum etwas zu umgehen“ lies Reiter jun. wissen.

Saubere Arbeit

Nicht nur der Preis sei bei Holz Reiter entscheidend, sondern auch die Arbeitsweise. Für Großeinsätze wie im Oberfrauenwald, ergänzt der Salzburger seine 22 eigenen Angestellten mit Subunternehmen. Dabei sei es wichtig, dass die Philosophie von Holz Reiter mitgetragen werde. „Saubere Arbeit, zeitnahe Holzabfuhr und pünktliche Abrechnung sind uns sehr wichtig“, beteuerten die Firmenchefs. Einige Flächen werden, obwohl ein Befahren mit einem Harvester möglich wäre, mit dem Seilkran aufgearbeitet, um Flurschäden bei Wetterumschwung zu vermeiden.

Spezialauftrag im Hochmoor

Für ein Hochmoor, in dem regulär keine Nutzungen gemacht werden, beauftragten die Bayerischen Staatsforsten ebenfalls Holz Reiter. Die Windwurffläche liegt auch bei Hauzenberg, ist jedoch im Kleinrelief von Nassstellen durchzogen und selbst zu Fuß kaum bewältigbar. Bedingt durch die passende Technik und sein Know-how, bekam Reiter diese Spezialorder. Motormanuell wurden die oft übereinanderliegenden Stämme vom Wurzelteller getrennt. Mit einem Raupenharvester mit Woody-Prozessor und Seilwinde rückte, entastete und längte der Maschinist die Stämme ab. Die Rückung wird mit einem Welte-8-Rad-Forwarder erfolgen.