Am 30. März 2023 veranstaltet das Bundesforschungszentrum für Wald, kurz BFW, das zweite eintägige Bootcamp zur Baumartenvielfalt im Versuchsgarten Tulln. Bei dieser Veranstaltung handelte es sich um ein Training zur Erhaltung der Vielfalt und Fitness von Baumarten. Es ermöglicht Waldbesitzer:innen, Waldbewirtschafter:innen sowie Interessierten aus der Forstwirtschaft und Naturschutz, die Arbeitsschritte zur Erhaltung der Baumartenvielfalt kennenzulernen.
Das BFW baute in den vergangenen Jahren einen reichen Erfahrungsschatz dazu auf, wie die österreichischen Wälder sich an den Klimawandel anpassen können. Klimaschutz ohne Biodiversitätsschutz ist jedoch zum Scheitern verurteilt, weshalb das BFW unterschiedlichste Methoden zum Erhalt der Baumartenvielfalt entwickelt hat. Im Versuchsgarten Tulln werden mit speziellen Techniken Pflanzen für den Erhalt und die Zucht klimafitter und standortspezifischer Baumarten kultiviert. Die Fachexpertise, die im Rahmen des Bootcamps von Seiten der Baumschul-Gärtner:innen und BFW-Forscher:innen vermittelt wird, umfasst die Saatgutvermehrung, Veredelungen, Anzucht und Aussaat von heimischen Gehölzen sowie den Umgang mit Forst-Schädlingen. Zusätzlich gibt es spannende Vorträge rund um das Thema „Erhalt der heimischen Baumartenvielfalt“. Theorie und Praxis gehen den ganzen Tag über Hand in Hand. Auf Erfahrungen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen kann aufgebaut und Neues gelernt werden.
Veredelung - Eine wichtige Methode zur Vermehrung von Bäumen im Stationenbetrieb
Im Stationenbetrieb werden die verschiedenen Methoden zur Erhaltung, Zucht und Vermehrung von Baumarten vermittelt. Die Veredelung ist vielen bereits ein Begriff, jedoch vor allem im Zusammenhang mit Obstbäumen. Doch auch bei Laub- und Nadelbäumen hat die Veredelung ihre Berechtigung. Diese Methode ist zwar aufwendig, aber wirtschaftlich, da mindestens ein Kulturjahr eingespart werden kann. Die Veredelung ist eine wichtige Methode zur Vermehrung von Bäumen oder Sträuchern, wobei zwei Pflanzenteile mit verschiedenem genetischen Erbgut und somit unterschiedlichen Eigenschaften miteinander verbunden werden und schließlich zu einer einzelnen Pflanze verwachsen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bootcamps können, ausgestattet mit Taschenmesser, Geschick und viel Geduld, selbstständig die sogenannte Chip-Veredelung an einem kleinen Nadelbaum durchführen: Zu Beginn wird ein Tannen-Zweig und eine junge Tanne als Unterlage gewählt, die in etwa denselben Durchmesser haben, damit die Veredelung gelingt. Der Zweig wird geputzt, teilweise entnadelt und die Rinde schräg angeschnitten. An der Unterlage wird mit viel Sorgfalt ebenso eine feine Schnittwunde eingeritzt. Die Veredelung gelingt nur, wenn beide Schnittflächen perfekt aneinander liegen. Beide Pflanzenteile werden mit viel Fingerspitzengefühl verbunden und mittels eines Gummibandes fixiert. Monate später wird von den Baumschul-Gärtnern die Unterlage gekappt und die veredelte Jungtanne kann heranwachsen. Weitere Arten der Veredelung wie die Okulation oder Geißfußpfropfung werden von den Gärtner:innen im Gelände vorgeführt.
Anmeldungen sind noch möglich!
Für die Anmeldung zum Bootcamp einfach ein Mail an: waldbio-event@bfw.gv.at, Betreff: Bootcamp. Festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung werden empfohlen. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt. Die Teilnahme am Bootcamp ist kostenfrei, einschließlich der Verpflegung, die vor Ort bereitgestellt wird.
Das Bootcamp findet im Rahmen des BFW-Projektes "Salamander" statt, das der Erhaltung und dem Schutz bedrohter Arten in Waldökosystemen dient. Ein Projekt des Waldfonds - einer Initiative des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft.
Autorin: Irene Gianordoli, BEd MSc, Bundesforschungszentrum für Wald, Seckendorff-Gudent-Weg 8, 1131 Wien, irene.gianordoli@bfw.gv.at