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Johann Pichler vor einer 110-jährigen Douglasie mit 50 m Höhe und enormem Standraum © Forstassessor Peter Liptay

Ein willkommener Gast

Ein Artikel von DI Karl Schuster | 10.08.2009 - 14:38
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Johann Pichler vor einer 110-jährigen Douglasie mit 50 m Höhe und enormem Standraum © Forstassessor Peter Liptay

Die Frage der fremdländischen Baumarten wird auch in Forstkreisen sehr unterschiedlich beurteilt. Aber gerade im Hinblick auf eine Klimaerwärmung scheint es sinnvoll, Baumarten, die ein möglicherweise hohes Anpassungspotenzial an zukünftige Klimabedingungen aufweisen, frei von Vorurteilen auf ihre Anbauwürdigkeit zu prüfen. OFö. i. R. Johann Pichler, ehemaliger Leiter des Reviers Gansbach des Stiftes Göttweig im Dunkelsteiner Wald, stellte den Exkursionsteilnehmern der ARGE für Waldveredelung und Flurholzanbau seine Erfahrungen im Douglasienanbau vor. Die ersten größeren Douglasienbestände im Revier wurden vor über 40 Jahren begründet. Mittlerweile nimmt die Baumart im Forstbetrieb rund 7 % der Waldfläche ein. Österreichweit liegt der Douglasienanteil dagegen unter 1 %.

Die ersten Bestände im Revier wurden konventionell wie Fichte im 1,7 m- bis 2 m-Quadratverband begründet - zunächst als Reinbestände, später in Mischung mit Fichte. Zuletzt wurde auch im weiten Reihenverband auf 8 mal 2 m angepflanzt. Auch Küstentanne und Riesenlebensbaum zeigen im von der Donau beeinflussten milden Klima im zur Böhmischen Masse gehörenden Revier eine Überlegenheit gegenüber der Fichte.

Zwei Waldbaukonzepte

Für viele ist die Douglasie eine nicht mischbare Art, die ausschließlich als Wertholz erzogen werden soll. Die Waldbauexperten des Bundesforschungszentrums für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW), DI Werner Ruhm und Ing. Hannes Schönauer, meinen, dass es zwei Wege gibt.

Zum einen das Wertholzkonzept mit dem Ziel von sehr starken Durchmessern (bis 100 cm BHD) und Wertastung von maximal 80 Z-Bäumen pro Hektar. Als zweites Produktionsziel nennen sie Massensortimente mit Durchmessern bis maximal 60 cm und einer Umtriebszeit von höchstens 60 Jahren. Auf Astung wird verzichtet, jedoch herrscht in der Jugend bis zum Alter 25 Jahre Dichtstand, um die Aststärke möglichst gering zu halten. Es sind nur mäßige Durchforstungen vorgesehen. Angestrebt wird eine Z-Baumzahl von bis 150 Stück pro Hektar.

Jedes Jahr 1 cm dicker

Als Beispiel für das Wertholzkonzept wurde ein Mischbestand aus Fichte und Douglasie besucht. 31 m Oberhöhe, ein mittlerer BHD der Oberhöhenstämme von 37 cm und 570 Vfm/ha sind die beeindruckenden Daten für den 40-jährigen Bestand. Die Fichten sind wesentlich schwächer als die Douglasien und werden sukzessive in den Durchforstungen entnommen.

Die Z-Bäume wurden von einem Baumsteiger auf 12 m Höhe geastet. Die Kosten für die Wertastung lagen bei etwa 1000 €/ha. Untersuchungen der Universität für Bodenkultur Wien (Boku) ergaben, dass der untere Stammabschnitt bei der Douglasie die Hälfte der Stammmasse ausmacht. Bei 80 Stück pro Hektar ergaben sich 626 fm/ha oder 7,8 fm pro Baum bei jeweils 125 m2 Kronenfläche. Mit einer Investition von 1000 € hätte man daher über 300 fm Wertholz erzeugt.

Produktionsziel Douglasien-Massenware

Das Massenware-Konzept wurde in einem 38-jährigen Douglasienreinbestand diskutiert (Verband 2 mal 2 m, Oberhöhe 28 m, mittlerer BHD 35 cm, Vorrat 470 Vfm/ha). Der Bestand wurde mit hoher Stammzahl fichtenähnlich bewirtschaftet und nicht wertgeastet. „Im Jungbestand wird absichtlich zugunsten der Qualität auf Dickenwachstum verzichtet”, erklärte Pichler. Dass ein späterer Kronenausbau diesen „Zuwachsverlust” ausgleichen kann, beweisen dendrologische Messungen der Boku. Ein kleiner juveniler Kern ist aus Qualitätsgründen kein Nachteil, weiters sind kleinere Astdurchmesser vorteilhaft, mit oder ohne Astung. Bei Dichtstand muss jedoch auf die Schüttedisposition und die Stabilität geachtet werden.

Absatzmöglichkeiten

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Douglasien-Schnittware im Sägewerk Riegler, dem einzigen Douglasienspezialisten Österreichs © Forstassessor Peter Liptay

In Österreich gibt es leider erst einen Betrieb, der sich auf die Verarbeitung der Douglasie spezialisiert hat: das Sägewerk Riegler in Bad Kreuzen. Das Unternehmen schneidet 12.000 fm/J Douglasie ein und kauft das Rundholz ab 17 cm Zopf ohne Rinde bis etwa 65 cm Mittendurchmesser.

Komm.-Rat Josef Riegler äußert sich zur Vermarktung: „Für die Durchmesser 1a und schwache 1b gibt es leider keinen Markt. Aus den Stärkeklassen bis 2b werden Terrassen-Riffelböden, Außenschalungen und Hobler für die Produktion von Massivholzplatten produziert. Aus Rundholz 2b+ fertigen wir Kanthölzer für Altbausanierungen, Decken, Pergola, Geländer und Holzbrücken. Einen Schwerpunkt bilden Leimbinderlamellen, Duo- und Triobalken und KVH-Rohware, die nach der Weiterverarbeitung vorrangig nach Frankreich und Deutschland exportiert werden.”

Den Abschluss des Praxistages bildete ein Punkt mit einem über 100-jährigen Bestand, der zeigt, was mit dieser Baumart möglich ist. Sowohl in Naturschutzkreisen als auch bei den „grünen” Forstleuten wird die Douglasie nicht mehr als so schlimme Bedrohung gesehen wie noch vor einigen Jahren. Johann Pichler sei für sein Bemühen um diese in Zukunft wahrscheinlich sehr wichtige Baumart gedankt.