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Schneebruch könnte Boden für den Borkenkäfer aufbereiten

Ein Artikel von Robert Spannlang | 28.01.2019 - 11:14

Für den Wald vor allem in Oberösterreich waren die vergangenen Monate eine Phase wahrhaft ägyptischer Plagen – zuerst wurde er von Trockenheit und Käfern heimgesucht, Anfang des Jahres folgten dann in manchen Regionen die enormen Schneemengen. Johannes Wall, Leiter der Abteilung Forst und Bioenergie bei der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, sieht aber keinen direkten Zusammenhang zwischen Vorschädigung und Schneebruch. „Der Schneebruch hat vor allem dort zugeschlagen, wo schon davor der Niederschlag besser war – also in Höhenlagen ab 600 m,“ betont er. Richtig trocken sei es hingegen vor allem in den Niederungen gewesen – also im Donautal, im Linzer Becken, im Alpenvorland sowie insbesondere in den tieferen Lagen des Mühlviertels bis etwa 550m hinauf. Dort habe sich auch der Käfer am stärksten ausgebreitet und bis zu drei Generationen und eine Geschwisterbrut innerhalb eines Jahres hervorgebracht, betont der Abteilungsleiter. Was Johannes Wall nun Sorge bereitet ist, dass die Wipfelbrüche und geschädigten Bäume in der Schneebruchzone nun Eintrittspforten für den Borkenkäfer sein könnten. „Das größte Problem ist die Übergangszone zwischen den käferbefallenen Tieflagen und dem anschließenden Bereich der Schneebrüche. Über kurz oder lang könnte das eine Einladung für Buchdrucker & Co. sein, sich auch in größere Höhen zu begeben.“ Sein Fazit: „Nicht die Trockenheit oder der Käfer hat den Schneebruch prädisponiert, sondern umgekehrt der Schneebruch den Käfer.“

Geschätzt werden die Schneebruchschäden derzeit auf etwa 200.000 fm. Aber noch sei das Ausmaß nicht klar, gibt Johannes Wall zu bedenken. Viele Orte seien durch die gefallenen Schneemengen noch nicht erreichbar. Besonders viel Schnee sei in Oberösterreich an der Grenze zur Steiermark gefallen – etwas in der Region Wurzeralm und am Pyhrn. „Nach dem Rückgang des Schnees sollten die abgebrochenen Wipfel und die Bäume ohne Krone nach Möglichkeit aufgearbeitet werden. Bäume, bei denen die Hälfte der Krone oder mehr vorhanden sind, sollten unbedingt stehen bleiben“, rät Johannes Wall.

In den Niederungen sei der gefallene Schnee wiederum bei Weitem nicht ausreichend gewesen, um das Niederschlagsdefizit aus dem vergangenen Sommer wettzumachen. „Diesen Sommer wird der Wald dort lange nicht vergessen“, meint der Forstdirektor abschließend.