Österreich

So viel verliert derzeit ein Forstbetrieb

Ein Artikel von Gerd Ebner | 24.09.2019 - 14:29

Während bei einem Windwurf Stämme an der Wurzel hängen und man etwas Zeit hat, muss bei Käferbefall sofort reagiert werden. Das erschwert ein marktkonformes Vermarkten, die Mengen sind schwerer planbar. Vom Erkennen bis zur Abfuhr muss es schnell gehen, um Qualitätsverlust zu vermeiden.

Derzeit ist der Markt gesättigt und bei den Aufarbeitungs- und Transportkapazitäten gibt es Engpässe. „Hinzu kommt, dass die Holzübernahme im Sägewerk strenger als normal ist“, analysiert Land&Forst Betriebe die Lage. „Die ÖHU-vereinbarten Abholfristen von sieben Tagen werden oft nicht eingehalten. Das führt zu einer Verschlechterung der Qualitäten.“

Die Tabellen zeigen den wirtschaftlichen Alltag eines Forstbetriebes: Alle Kosten des Forstbetriebes werden grundsätzlich aus dem erntekostenfreien Erlös (Deckungsbeitrag 1 = Holzerträge minus Erntekosten) finanziert. Und hier hat sich die Lage dramatisch verschlechtert. Hätte der dargelegte Betrieb in einem Normaljahr mit 1000 Efm 68.000 € lukriert, sind es im Kalamitätsfall derzeit nur 50.130 €. Der Verlust wird dadurch erhöht, dass Käferholz mit 26 €/fm zumindest um 1 €/fm höhere Erntekosten hat. Der erntekostenfreie Erlös für den 1000 fm-Forstbetrieb sind normalerweise 43.800 €. Jetzt beträgt es mit 24.130 € gleich um 19.670 € weniger. Von diesem fast halbierten Erlös muss der Forstbetrieb seine Fixkosten decken. Musste er dafür bisher 868 Efm vermarkten (= 87 % vom Hiebsatz), so wären derzeit 1575 Efm nötig (= 157 % vom Hiebsatz). Die Möglichkeitsform („wären ... nötig“) muss gewählt werden, weil es vielfach aufgrund der Schäden gar nicht möglich ist, den Hiebsatz zu überziehen. Wird es trotzdem gemacht, entzieht sich der Forstbetrieb mittelfristig die Existenzgrundlage, da er seine Reserven plündert.

So oder so: Die Spirale dreht sich nach unten. Entweder erschöpfen die Forstbetriebe ihre ökonomischen Reserven oder ihre Betriebsgrundlage.

Erträge/Verluste für Forstbetriebe „normal“ vs. „Kalamität“ | 2019
Kalkulationsgrundlage 1.000 Efm; Annahme Schadholzmenge Österreich 2019: 4 Mio. fm Käferholz

Hiebsatz: 1.000 Efm

Hiebsatz: 6 Efm/ha

Modellfläche: 167 ha – bei 1.000 fm Erntemenge (Hiebsatz) ergibt sich bei 6,0 Efm/ha eine Betriebsfläche von 167 ha.

Sorte Erträge Normal* Erträge Borkenkäfer**
Normal-verteilung Preise vor Kalamität Absolut Verteilung Kalamität Preise nach Kalamität Absolut
1ab 5 % 55,0 €/fm 2.750 € 4 % 40,0 €/fm 1.600 €
ABC 50 % 92,0 €/fm 46.000 € 31 % 73,0 €/fm 22.630 €
Braun Cx 15 % 62,0 €/fm 9.300 € 30 % 45,0 €/fm 13.500 €
Industrieholz 25 % 36,0 €/fm 9.000 € 25 % 36,0 €/fm 9.000 €
Energieholz (lang) 5 % 35,0 €/fm 1.750 € 10 % 34,0 €/fm 3.400 €
Gesamt auf 1.000 Efm 100 % 68,8 €/fm 68.800€ 100 % 50,1 €/fm 50.130€
Erntekostenfreier Erlös (Deckungsbeitrag 1)
   Normal*  Kalamität** Abweichung auf 1.000 fm
Holzerträge je fm 68,8 €/fm 68.800 € 50,1 €/fm 50.130 € –18,7 €/fm –18.670 €
Erntekosten je fm 25,0 €/fm 25.000 € 26,0 €/fm 26.000 € –1,0 €/fm –1.000 €
DB 1 43,8 €/fm 43.800 € 24,1 €/fm 24.130 € –17,7 €/fm –19.670 €
Fixkostenabdeckung (Saldo)
  Deckungseinschlag Normal In Prozent vom HS Deckungseinschlag Kalamität In Prozent vom HS
Wege 137 Efm 13,7 % 249 Efm 24,87 %
Waldbau 160 Efm 16,0 % 290 Efm 29,01 %
Gebäude 91 Efm 9,1 % 166 Efm 16,58 %
Verwaltung 388 Efm 38,8 % 705 Efm 70,45 %
Jagd 91 Efm 9,1 % 166 Efm 16,58 %
Fixkosten Gesamt 868 Efm 87,0 % 1.575 Efm 157,00 %