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Blick auf die Windwurfflächen des Forstbetriebes © S. Hilberer

Sturmtief Paula

10 Jahre nach Paula

Ein Artikel von Stefanie Hilberer | 31.10.2019 - 23:59
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Rund 55 Interessierte nahmen an der Fachexkursion der Land&Forst Betriebe Steiermark am Schöckl teil. © S. Hilberer

Das Sturmtief Paula blieb vielen Grundbesitzern böse in Erinnerung. Ende Januar 2008 zog es über Deutschland und Österreich hinweg, jedoch waren die Schäden in der Alpenrepublik weit größer als im Nachbarland. Alleine in der Steiermark verursachte das Sturmtief Schätzungen zufolge in der Forstwirtschaft einen Schadholzanfall von rund 5 Mio. fm Holz. Um die betroffenen Grundbesitzer zu unterstützen, war eine Auszahlung aus dem Katastrophenfonds von ungefähr 20 Mio. € für 11.000 ha Wald notwendig.

Exkursion am Schöckl

In der heutigen Zeit, in der wir immer öfter mit den Auswirkungen des Klimawandels in der Form von Naturkatastrophen konfrontiert werden, ist es besonders wichtig, verschiedene Lösungsansätze für solche Situationen zu kennen. Aus diesem Grund veranstalteten die Land&Forst Betriebe Steiermark Anfang September eine Exkursion in ein vom Sturmtief Paula schwer gezeichnetes Gebiet. Die Geschichte des besuchten Forstbetriebes soll den Exkursionsteilnehmern in ähnlichen Situationen Hoffnung und Zuversicht geben und durch die hochkarätige Expertenrunde sinnvolle Lösungsansätze bieten. Unter den Fachleuten waren der Eigentümer und Bewirtschafter des Forstbetriebes Gutenberg, Ulrich Graf Stubenberg, der Oberförster des Betriebes, Gert Siebeneichler, der Universitätsprofessor Dr. Eduard Hochbichler sowie ein Experte für Fördermöglichkeiten des Landes Steiermark, Heinz Lick.

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Die Expertenrunde bei der Podiumsdiskussion: (v. l. n. r.): H. Lick, E. Hochbichler, G. Siebeneichler, U. Graf Stubenberg, C. Prinz von Croy © S. Hilberer

Der Betrieb Gutenberg

Der Forstbetrieb Gutenberg liegt im Bezirk Graz Umgebung. Insgesamt beträgt die Betriebsfläche 1.800 ha, wovon 1.600 ha Wald sind. Auch der Forstbetrieb Gutenberg musste mit den Auswirkungen des Sturmtiefs Paula zurechtkommen. 280 ha waren im Naherholungsgebiet der Grazer, am Schöckl, von dem Umweltereignis betroffen. Durch Paula wurden große Waldflächen dem Erdboden gleichgemacht. Der Grundeigentümer schilderte den Exkursionsteilnehmern, zusammen mit seinem Förster, welche Belastung für den Betrieb durch diesen Windwurf entstanden ist – angefangen bei der Abhängigkeit von den Holzabnehmern über die bleibende Ungewissheit der Wiederbewaldung. Dem Forstbetrieb kam jedoch finanziell zugute, dass die Kapazitäten bei den Schlägerungsunternehmen frei waren und somit die Aufarbeitung der Schadflächen um einiges günstiger ausfiel, als es heute in den von Windwurf betroffenen Gebieten der Fall ist.

Aufgrund der üppigen Naturverjüngung beschloss der Eigentümer, rund 100 ha der Schadfläche nicht wieder aufzuforsten und der „Natur zu überlassen“. Die verbleibenden 80 ha wurden aufgeforstet. Die Ahorn- und Tannenverjüngung mussten teilweise eingezäunt werden, da aufgrund der hohen Wilddichte auf den Schadflächen die Verjüngung stark unter dem Verbissdruck litt. Die Windwurfflächen stellten für das Rehwild wahre Magnete dar, da auf diesen Flächen das Äsungsangebot sehr vielseitig und reichhaltig sei, so Graf Stubenberg.

Die Aufforstung ist immer mit ­Risiko verbunden. Besonders Frost und Trockenheit treten immer wieder auf.


Univ.-Prof. Dr. Eduard Hochbichler, Universitätsdozent BOKU

Podiumsdiskussion

Bei der Podiumsdiskussion im Alpengasthof am Schöckl klärte Heinz Lick die Exkursionsteilnehmer über die jeweiligen Förderungsmöglichkeiten und dazugehörigen Verpflichtungen der Antragsteller auf. Eduard Hochbichler meinte, dass wegen der Veränderung des Klimas und der Standortsbedingungen dringend Waldbewirtschaftungsstrategien entwickelt werden müssten, die für Stabilität und Elastizität der Bestände sorgten. Nur dadurch könnten aktuelle und zukünftige Herausforderungen bewältig werden. Eine Risiko­minimierung bei der Waldbewirtschaftung könne durch die Erhaltung und Forcierung von Mischwäldern, standortsgerechte Wiederbewaldung von Schadflächen, zielorientierte Bestandespflege und Forcierung einer Vorausverjüngung unter Berücksichtigung zukünftiger Erfolgspotenziale erfolgen, so Hochbichler weiter. „Die Aufforstung ist immer mit Risiko verbunden. Besonders Frost und Trockenheit treten immer wieder auf“, fährt der Universitätsprofessor fort.

Ausblick

Die Forstwirtschaft steht wegen der Klimaveränderung vor großen Herausforderungen. Das Hauptaugenmerk muss dabei auf die Nachhaltigkeit in den Wäldern gelegt werden. Nur durch eine nachhaltige und umweltbezogene Forstwirtschaft können, auf Dauer gesehen, auch die wirtschaftlichen und sozialen Ziele erreicht werden. Dabei darf allerdings die Multifunktionalität der Wälder nicht in Vergessenheit geraten. Der Obmann der Land&Forst Betriebe Steiermark, Carl Prinz von Croy, blickt trotz aller Schwierigkeiten zuversichtlich in die Zukunft. Projekte wie diese sind gefragter denn je und bedürfen jedenfalls zusätzlicher ­Mittel, um Wissens- und Erfahrungs­vermittlung sowie Wissenschaft und Forschung entsprechend zu forcieren.