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Die Errichtung der Seethalerhütte war ein teils beschwerliches Unterfangen. Was bleibt, ist ein Fels von einem Massivholzbau. © PREFA/Croce & Wir

Europa

Jetzt ändert sich alles!

Ein Artikel von Gerd Ebner | 18.03.2020 - 12:06

Die CO2-Thematik hat die Politik (zum Beispiel Green Deal der EU) und das Finanzwesen erreicht. Bald wird bei jedem Immobiliendeal der Faktor CO2-Fußabdruck eingepreist. Für die Zeit nach der Coronakrise: Die Chancen für den Holzbau sind gewaltig. Es wird künftig nicht mehr gebaut werden. Es wird aber definitiv viel, viel mehr mit fertigen Holzbaumodulen gebaut werden.

Vor Kurzem erwarb ein Private Equity Fonds die größte Sägewerksgruppe Großbritanniens: die Erklärung: „Das hilft, bis 2050 klimaneutral zu werden“. Es ist fix, dass ähnliche Transaktionen auch in Mitteleuropa kommen werden.

Mittlerweile hat die industrielle Vorfertigung im Holzbau ein Niveau erreicht, das die Kosten im Wohnbau zumindest auf Massivbau-Niveau drückt. Die Elemente, welche die Fabriken verlassen, werden nur noch per Plug & Play verbunden – inklusive Betonverstärkungen, Fenstern, Installationen, Schaltschränken (s. auch Artikel "Bau völlig neu gedacht"). Ähnliche Vorreiter werden folgen: Binderholz mit B-Solution, Derix, KLH  2, Holzwerke Schneider, Kaufmann Bausysteme, Züblin und wohl auch Hasslacher … die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Die Forstwirtschaft steht vor existenziellen Herausforderungen. Gleichzeitig wird Holz so dringend benötigt werden wie noch nie.


Gerd Ebner

Der Maschinenbau sprach bis Anfang März von BSP-Neubau-Projekten im Wochentakt. Wird die Revolution im Bauwesen dazu führen, dass der BSP-Bedarf so weiterwächst wie bisher und die Nachfrage weiterhin höher ist als das Angebot? Möglich!

Doch kommen wir nun zur anderen Seite: Schneebruchschäden, immer häufigere Sturmereignisse, Starkregen destabilisieren auch Wälder, die vom Temperaturanstieg nicht geschwächt wurden. Eingeschleppte Fremdorganismen sorgen immer wieder dafür, dass ganze Baumarten vom Aussterben bedroht sind: die Ulme, die Esche, … Es übersteigt das Denkvermögen, sollte ein fremdartiger Pilz 90 % der Fichten, Buchen oder Eichen ausradieren. Die europäische Gesellschaft steht vor der Herausforderung, dass der Wald großflächig enorme Probleme hat. So wie bisher Wälder begründet und geerntet wurden, kann es aufgrund des realen Klimawandels nicht weitergehen. Wer das nicht glaubt, möge mit dem Auto von Prag nach Brünn fahren.

Wie soll ein Miteinander funktionieren, wenn der einen Branche hochpreisige Holzmodule aus der Hand gerissen werden und dem Rohstofflieferanten die Existenz wegbricht? Das wird die Schlüsselfrage sein.