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ÖBf

2020 wird schwierigstes Jahr in Unternehmensgeschichte

Ein Artikel von Gerd Ebner | 26.05.2020 - 15:12

Mit 116 Mio. € Betriebsleistung trug der Holzverkauf 2019 noch zu 55 % zur Betriebsleistung bei. „Nur dank der Diversifizierung sind wir nicht schwer negativ. Uns gelang, was fast anderen Staatsforstbetrieben nicht schafften: ein deutlich positives Ergebnis abzuliefern“, freute sich auf der Bilanzpressekonferenz Georg Schöppl, ÖBf-Vorstand Finanzen und Immobilien. Es half aber, dass im Unterschied zu 2018 (7  Mio. €) im Vorjahr keine Dividende ausgeschüttet werden musste.

Ein Viertel weniger

Vorstandssprecher Dr. Rudolf Freidhager oblag es, den „überforderten Holzmarkt 2019“ zu analysieren: „Im Waldviertel sowie in Deutschland und Tschechien stirbt die Fichte schneller, als sie geerntet wird. Der enorme Schadholzanfall ließ unseren Verkaufspreis auf 59,3 €/fm sinken – das sind um 25 % oder 20 €/fm weniger als 2014.“

Insbesondere wegen rückläufiger Erlöse, höheren Bekämpfungs- und Erntekosten verdoppelten sich die „Klimawandelkosten“ im Vorjahr auf über 42 Mio. € (s. Tabelle re.). „Der Klimawandel raubt uns die Perspektive, denn es wird weiterhin viel Schadholz geben.“ Daher versteht Freidhager auch nicht, dass die österreichische Sägeindustrie auf hohem Niveau importiert: „Eingeführt wird aus Preisgründen fast nur Schadholz. Das gibt es im Inland genug. An Frischholz mangelt es ebenfalls nicht. Alleine wir haben 90.000 fm unter Wasser.“

Holz ist der Baustoff des 21. Jahrhundert – er wird aber immer weniger den Namen Fichte tragen.


Rudolf Freidhager, ÖBf-Vorstandssprecher

Weniger geerntet

Die ÖBf nahmen 2019 den Einschlag auf unter 1,5 Mio. fm zurück, 79 % davon waren Schadholz. Damit liegen die ÖBf unter dem nachhaltigen Hiebsatz. „Wir betreiben nur noch Rundumverteidigung – zur regulären Pflege kommen wir nicht mehr“, analysierte Freidhager. Im Vorjahr rutschte der Betriebserfolg von Forst/Holz mit über 15 Mio. € ins Minus, während die anderen drei Geschäftsfelder allesamt positiv waren und wuchsen. „Dort, wo wir aktiv agieren konnten, waren wir positiv. Am Holzmarkt sind Forstbetriebe nur in der Beifahrerrolle, da wir weder Schadholzanfall noch Angebot und Nachfrage substanziell steuern können“, formulierte es Schöppl.

Im Immobilienbereich ist Schöppl stolz, dass alle neuen Gebäude als Holzbauten ausgeführt werden. „Wir machen außerdem keine Einmalgeschäfte – wir leben von Pacht und Miete.“ Bei der Energie setzt man auf Wasser- und Windkraft. So wird im Brixental das Wasserkraftwerk Nummer 9 errichtet, 2021 folgen im Windpark Pretul weitere vier Windräder. „Wir wollen künftig 400 GWh/J erzeugen, 2019 waren es 260 GWh/J.“

Heuer doppelt schlimm

2020 fühlt sich Freidhager als Rundholzanbieter in der „Doppelmühle“: „Es kommt erneut enorm viel Schadholz auf den Markt, zeitgleich dämpft Corona den Rundholzbedarf.“ Für 2020 planen die ÖBf, den Einschlag auf dem Vorjahresniveau zu halten, bei einem befürchteten Schadholzanteil von 80 %. Aufgrund der Minderabnahme könnte es schlimmstenfalls passieren, dass der Lagerstand von sehr hohen 450.000 fm 2019 auf bis zu 850.000 fm steigen könnte. „Normal“ wären rund 100 bis 200.000 fm.

„In den ersten vier Monaten lagen wir umsatz- und ergebnismäßig noch über Vorjahr. Ab sofort spüren aber auch wir den tieferen Holzpreis“, analysierte Schöppl. „Wenn in den Nachbarländern Holz schon im einstelligen Eurobereich angeboten wird, kann es preislich eigentlich nicht mehr schlimmer werden“, meinte abschließend Freidhager. „Ein gewisser Boden müsste nun erreicht sein.“

ÖBf | 2018/2019
Betriebskennzahlen entsprechend dem Geschäftsbericht 2019
ÖBf-Gruppe 2018 2019 Diff. i. %
Holzerntemenge i. 1000 Efm 1) 1.522 1.461 –4,0
Betriebsleistung in Mio. € 238 222,4 –6,5
EBITDA in Mio. € 39,7 24,4 –38,5
EBIT in Mio. € 27,8 13,2 –52,5
EBT in Mio. € 26,4 13,4 –49,2
Eigenkapitalquote 54 52 –3,7
Betriebsleistung 2018 2019 Diff. i. %
Forst/Holz inkl. Jagd/Fischerei in Mio. € 155,2 138,6 –10,7
Immobilien in Mio. € 46,4 48,7 5
Dienstleistungen in Mio. € 15,7 13,6 –13,4
Erneuerbare Energie i. Mio. € 2) 16,5 14,6 –11,5
ÖBf Klimawandelkosten | 2019
ÖBf-Gruppe
Mindererlöse durch Holzpreis –20,0 €/fm
Mehrkosten Käferbekämpfung rd. 4,6 Mio. €
Höhere Holzerntekosten Ø 7,1 €/fm
Logistik/höhere Frachtkosten Ø 4,0 €/fm
Insgesamt rd. 42,1 Mio. €
(2018: 23,6 Mio. €)