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Gruppenfoto © S. Heuberger

Ökologie

Klimafitter Wald durch "forstliche Permakultur"

Ein Artikel von Stefan Heuberger, Pro Silva Austria | 05.11.2020 - 07:58
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Versuchsfläche 1985 mit Mischung aus Licht- und Schattbaumarten (3 Reihen Douglasie, 2 Reihen Riesentanne) © S. Heuberger

Der Betrieb Paul Palmetshofer erhielt 1994 den Staatspreis für beispielhafte Waldwirtschaft. Paul Palmetshofer ist Land- und Forstwirtschaftsmeister.

FORSTWIRTSCHAFT
Der Betrieb umfasst 50 ha, wovon 33 ha dem Wald und 17 ha der Landwirtschaft zuzuordnen sind. Rund 15 ha landwirtschaftliche Grenzertragsböden wurden ab 1968 aufgeforstet. Geprägt durch Aufforstungsmodelle von Dr. Felix Benz, einem ehemaligen Forstberater der Landwirtschaftskammer Schärding, wurden zwischen 1978 und 1991 verschiedenste nordamerikanische Baumarten und auch die kalabrische Weißtanne eingebracht. Insgesamt beträgt der Baumartenanteil von sonstigem Nadelholz (Kie, Lä, Dou, Rieta) rund 5 %. Die Bedingungen für die Waldbewirtschaftung sind mit einem Jahresniederschlag von 1000 mm auf einer mittleren Seehöhe von 860 m günstig. Geologisch befinden sich die Wälder auf Granit und werden von Semipodsol- und Braunerdeböden dominiert.

Der erste Exkursionspunkt war eine Wiesenaufforstung aus dem Jahr 1988, wo ein Pflanzverband von 2,8 x 1,4 m gewählt wurde. Es wurden die Baumarten Riesentanne und Douglasie gemeinsam mit Fichte eingebracht. Jede zweite Reihe war eine reine Fichtenreihe und in den anderen Reihen war jeder 5. Baum eine Douglasie oder eine Riesentanne. Im Endbestand ergibt sich daraus ein Z-Baumabstand von 6 m zwischen den Baumarten Douglasie und Riesentanne. Fichte im Nebenbestand wird in der Vornutzung entnommen. Riesentanne kann aktuell nur bei guter Marktlage zu Tannenpreisen verkauft werden. Momentan stellt der Hallimasch keine besondere Bedrohung dar.

Das Unternehmen „Wepper Baumaschinen“ hat einen Miethubsteiger der Marke Manitou zur Verfügung gestellt. Durch die gute Feinerschließung nutzt Paul Palmetshofer den Hubsteiger zur Wertastung von Riesentanne und Douglasie. So ist es ihm möglich, bis auf eine Höhe von 14 m zu asten.

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Besonders pflegliche Holzernte. „Lieber drei Minuten länger einen Baum einschätzen als unnötige Schäden an der Naturverjüngung in Kauf nehmen.“ © S. Heuberger

Danach wurde eine gruppenweise Aufforstung mit diversen Fremdländern und auch kalabrischer Tanne aus dem Jahr 1991 vorgestellt. Paul Palmetshofer bevorzugt persönlich die Buntmischung gegenüber der gruppenweisen Mischung von Baumarten. Durch seine aktive Forstwirtschaft hat er keine nennenswerten Pflegerückstände vorzuweisen. Er betont, für die Wahl der idealen Genetik bei den nordamerikanischen Baumarten Riesentanne, Douglasie und Edeltanne die 400er- gegenüber den 600er-Sorten bei den Waldbäumen zu bevorzugen.

Die Kooperation mit der örtlichen Jägerschaft ist eine durchaus gute und ermöglicht auch eine dementsprechende Naturverjüngung von einheimischen und fremdländischen Baumarten. Zusätzlich sucht der ambitionierte Forstwirtschaftsmeister nach eigenen Angaben „die Flucht nach vorne“. Paul Palmetshofer versucht, alle Bestände ausreichend aufzulichten, um genügend Äsung anzubieten und somit den Wildeinfluss zu senken.

Ein weiterer Haltepunkt zeigt eine Versuchsfläche aus 1985, wo eine Mischung von Licht- und Schattbaumarten erzielt werden sollte. Es wurden abwechselnd 3 Reihen Douglasie (Licht) und 2 Reihen Riesentanne (Schatt) eingebracht. Die lebhaften Diskussionen haben sogar die Themenbereiche Einheitswert und Ökosystemleistungen angeschnitten. Die Teilnehmer haben sich deutlich gegen eine Förderabhängigkeit der Forstwirtschaft ausgesprochen. Joseph Klaffenböck hat von einem Berechnungsmodell aus Mecklenburg-Vorpommern berichtet, wo die Ökosystemleistungen mit einem durchschnittlichen Wert von 240 €/ha beziffert werden.

Den größten Teil der Holzernte und Pflegemaßnahmen führt der erfahrene Forstwirtschaftsmeister selbst durch. Durch sein Feinerschließungskonzept sind 80 % der Waldfläche auf Kranreichweite mit Rückewegen erschlossen. Wenn er für Arbeitsspitzen dennoch Fremddienstleister beauftragt, markiert er auf den Rückegassen mit Pfeilen die erlaubten Fahrtrichtungen. Das wichtigste Kapital ist der Boden und diesen gilt es zu schützen. Wenn ein Pfeil an der Rückegasse nur nach unten zeigt, darf der Unternehmer nicht von unten nach oben fahren.

Besonders interessant für die Dauerwaldbewirtschaftung erscheint Thuja plicata durch ihre hohe Schattentoleranz. Auch eine Verjüngung ist bereits vorhanden.

PAUL PALMETSHOFER VERSUCHT, ALLE BESTÄNDE AUSREICHEND AUFZULICHTEN, UM GENÜGEND ÄSUNG ANZUBIETEN UND SOMIT DEN WILDEINFLUSS ZU SENKEN.


Stefan Heuberger, Pro Silva Austria

SCHMUCKREISIGPRODUKTION
Dazu werden hauptsächlich die Edeltanne, aber auch Weißtanne, Riesentanne und Nordmanntanne genutzt. Das Dauerwaldmodell wird auch hier angewandt. Mit einem hydraulisch verstellbaren Hubgerüst am Traktor und einer Teleskop-Schere kann Paul Palmetshofer neigungsangepasst das Schmuckreisig ernten. Die Wiederkehrdauer pro Baum beträgt 1 bis 2 Jahre. Im Endeffekt sieht der Baum wie ein Zylinder aus, so haben auch die untersten Äste ausreichend Licht und sterben nicht ab. 80 % der Schnittgrünprodukte werden nach Wien geliefert.

LANDWIRTSCHAFT
Seit 1996 züchtet der Betrieb Shropshire-Schafe. Sie sind ideal für die Pflege der Schmuckreisigbestände, da sie bei guter Haltung keine Nadelbäume verbeißen. Die Eindrücke wurden bei einer gemütlichen Jause bei Familie Kastenhofer besprochen. Es war bestimmt für jeden Teilnehmer etwas Interessantes und auch Neues dabei. Insgesamt eine erfolgreiche Regionaltagung 2020.