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Digitale Medien in der Lehrpraxis: Haltungskotrolle mit Handy © Alexander Pinter

Digitalisierung

Forstliche Wissensvermittlung - digital und nachhaltig

Ein Artikel von Marie-Charlotte Hoffmann, Thilo Wagner, Dagmar Karisch-Gierer | 28.03.2025 - 09:15

Die inzwischen auf dem Arbeitsmarkt angekommene Generation Z gestaltet Wissenserwerb und Zusammenarbeit neu. Digitale Tools wie Chatbots ermöglichen schnelle und effiziente Wissensverwaltung. Die Forstwirtschaft muss demnach digitale Werkzeuge und Wissensmanagement aktiv einbinden, um die Arbeitsweise der Gen Z effektiv zu nutzen.
Letztendlich finden sich im virtuellen Arbeitsraum alle Altersklassen. Die Pandemie hat dies noch beschleunigt. Auch forstliche Bildungseinrichtungen haben digitale Lerneinheiten als Ergänzung des klassischen Präsenz- und Praxislernens genutzt. Blended Learning, die Kombination aus traditionellen Lehrmethoden und digitalen Formaten, ermöglicht eine flexiblere Wissensvermittlung, verlangt aber auch Kompetenzen. Um innovative Konzepte erfolgreich umzusetzen, benötigen Lehrende „future skills“ wie digitale Medienkompetenz. Dabei geht es nicht nur um den technischen Umgang mit digitalen Lernmedien, sondern auch um neue didaktische Ansätze.
Hier setzt das Erasmus+ Projekt FOREE „Boosting Digital Competencies and Skills in Forest Education“ (2023 – 2025) an. Im Projekt wurde ein Weiterbildungsangebot für Forstausbilder*innen entwickelt, das zwei zentrale Komponenten umfasst: einen MOOC (Massive Open Online Course) für das selbstgesteuerte Grundlagenstudium und einen begleitenden Onlinekurs, in dem digitale Tools vorgestellt und anhand von Anwendungsbeispielen praktisch geübt werden konnten.

Bildung bleibt anspruchsvoll
Der Einsatz digitaler Lernmedien führt nicht zu einer Aufwandsreduktion – weder für Lehrende noch für Lernende. Ein Zoom-Meeting macht noch keinen Unterricht, und digitales Unterrichten bedeutet nicht die Verlagerung von Frontalvorträgen in den digitalen Raum. Vielmehr ermöglicht Blended Learning einen neuen Lehrstil, der neue Methoden der Wissensvermittlung erlaubt, dabei flexibles, eigenständiges Lernen fördert und gleichzeitig die digitale Medienkompetenz stärkt.

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© FAST Pichl/Forstzeitung

Einstellung zum digitalen Unterricht
Zu Projektbeginn erfassten die Projektpartner Forstliches Bildungszentrum Nordrhein-Westfalen (Deutschland), Forstliche Ausbildungsstätte (FAST) Pichl (Österreich), Luua Metsanduskool (Estland) und Universität Padua (Italien) die Erfahrungen und Einstellungen von Lehrenden aus 37 Bildungseinrichtungen in neun EU-Ländern.  Die Ergebnisse zeigen, dass die Motivation zur Einführung digitaler Lehre nicht primär in Kosten- oder Zeitersparnis liegt. Vielmehr erwarten über 50% der Befragten eine gesteigerte Attraktivität und Effizienz der Ausbildung sowie eine bessere Vorbereitung auf digitalisierte Arbeitsprofile. Dem gegenüber stehen Bedenken hinsichtlich mangelnder digitaler Kompetenz, technischer und didaktischer Herausforderungen sowie erwarteter höherer Arbeitsbelastung. 
Positive Aspekte werden vor allem in der Nutzung digitaler Lernmedien zur Vor- und Nachbereitung des Praxisunterrichts gesehen und in der häufig angemerkten „Freude an Innovation“. Die Akzeptanz hängt entscheidend davon ab, ob digitales Lernen als Ersatz für den bewährten Praxis- oder Klassenraumunterricht wahrgenommen wird oder – wie es dem Blended Learning-Konzept entspricht – als Ergänzung.

FOREE-Pilotkurs zu Blended Learning in der Forstwirtschaft
Im Forst ist die Einstellung gegenüber digitalem Lernen zwar noch gemischt, aber das Interesse ist da, wie die überraschend große Resonanz auf den FOREE-Pilotkurs zeigte: 56 Teilnehmer*innen aus 29 Bildungseinrichtungen in Deutschland und Österreich waren dabei.
Der Kurs gliederte sich in zwei Teile:

  • Im MOOC (dauerhaft auf der Lernplattform von Wald und Holz NRW öffentlich verfügbar) wurden im Selbststudium die Grundlagen des Blended Learning erarbeitet.
  • Parallel fanden von Oktober bis Dezember 2024 fünf Online-Praxisworkshops statt, in denen der Umgang mit digitalen Lernmedien und -werkzeugen erprobt wurde.

Neben didaktischen Empfehlungen, Übungen zu Interaktivität und Online-Kollaboration ging es um die Erstellung von digitalen Lernmedien. Die Produktion von einfachen Lernvideos gehörte genauso dazu wie die Gestaltung interaktiver Präsentationen oder animierter Erklärvideos. Ein zentrales Thema war zudem der Umgang mit KI, inklusive einer Übersicht verfügbarer Tools sowie rechtlicher und ethischer Aspekte. 

Fazit und Ausblick
Der Kurs mit seiner Kombination aus Selbststudium und interaktiven Online-Workshops wurde von den Teilnehmern sehr positiv bewertet. Mit seinem praxisorientierten Zugang ist er eine hervorragende Basis für weitere gemeinsame Initiativen wie den Austausch von Erfahrungen und Best Practices und die gemeinsame Entwicklung digitaler Lehrmedien.
Die Forstwirtschaft muss auf demografische und technologische Veränderungen reagieren, um den Arbeitsmarkt von morgen sicher zu gestalten. Innovative Ausbildungsprogramme und digitale Transformation sind dafür entscheidend. Mit innovativen Kompetenzen ausgestattete Lehrkräfte sind ein wichtiges Bindeglied, um die notwendigen Fähigkeiten zur Integration digitaler Technologie in die tägliche Arbeit zu vermitteln.

Webtipp: foree.eu