Im Zuge mehrerer heftiger konvektiver Starkregenereignisse kam es im Juli 2022 in weiten Teilen des Stubaitals zu Murenabgängen und Hochwasserereignissen mit starkem Geschiebetrieb und Wildholzanteil, so auch im Oberbergbach. Dieser hat eine Einzugsgebietsfläche von 62,5 km² und reicht von 3.474 bis 1.000 Meter über Adria, wo er in die Ruetz mündet. Während beziehungsweise nach dem Ereignis beeinträchtigte Wildholz die Wirkung der Schutzmaßnahmen und erschwerte Räumungs- und Instandsetzungsmaßnahmen. Um die Wildholzquellen zu identifizieren, wurde im Auftrag der Sektion der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV)) vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) ein ausgewählter Bereich ereignisnahe beflogen. Mit diesem Ansatz können Wildholzquellen lokalisiert und hinsichtlich Menge und auftretender Dimensionen quantifiziert werden. Letzteres ist insofern von Bedeutung, als mit zunehmenden Stammlängen und Durchmessern das Schadpotenzial stark steigt. Aber Achtung, bei der Anwendung dieser Methode gilt es, die entsprechenden Datenschutzrichtlinien (Besitzverhältnisse, Wertzuweisungen) zu beachten.
Methode
Auf Basis von Luftbildern, die möglichst zeitnahe nach dem Ereignis aufzunehmen sind, wird zunächst der Prozessraum, das sind die überfluteten Bereiche, sowohl des Hauptgerinnes als auch der Zubringer bestimmt. Diese können mittels Drohnenbefliegungen vergleichsweise kostengünstig erstellt werden.
- Mittels eines möglichst aktuellen Orthofotos vor dem Ereignis werden in der Folge bestockte Flächen im Prozessraum identifiziert (Abbildung 1).
- Informationen zur Bestockung (Bestockungsgrad, Vegetationshöhe) können von der Österreichischen Waldinventur (ÖWI) übernommen werden. Diese deckt jedoch aufgrund ihrer Walddefinition die Ufervegetation oft nicht ab. Bestandesparameter solcher Bereiche können aber hinreichend genau über vergleichbare Flächen abgeleitet werden.
- Schließlich werden die verbliebenen bzw. die im Zuge des Hochwasserereignisses weggerissenen, bestockten Flächen im Prozessraum bestimmt (Abbildung 2).
Mit der vorgestellten Methode ermittelte Kenngrößen zum Wildholzaufkommen im Oberbergbach 2022 © Forstzeitung
Wildholzmenge deutlich unter den ursprünglichen Annahmen
Die für das Hochwasserereignis im Oberbergbach 2022 ermittelten Resultate (siehe Tabelle oben) legen nahe, dass die tatsächlich mobilisierte Wildholzmenge deutlich unter den ursprünglichen Annahmen lag. Hauptquellen waren Uferanbrüche im Verlauf des Hauptbaches, während die Seitengräben nur gering zum Wildholzaufkommen beitrugen. Die Ufervegetation im Bereich des Hauptgerinnes war überwiegend von relativ geringer Höhe, woraus auch geringere Dimensionen ableitbar sind, ein Erfolg einer gut angepassten Bewirtschaftung.
Weiterentwicklung der Methode
Die gewonnenen Informationen dienen als Basis für gezielte Schutzmaßnahmen. So konnten mit der vorgestellten Methode die für das Wildholzaufkommen maßgeblichen Bereiche im Oberbergbach identifiziert und entsprechende Bewirtschaftungsmaßnahmen bereits umgesetzt werden. Nach Meinung der Autoren kann dieser Ansatz im Zuge weiterer Anwendungen noch weiterentwickelt beziehungsweise verfeinert werden.