„Als mein forstlich Verantwortlicher, Ofö. Erich Kauderer, im Sommer 2018 auf Urlaub fuhr, war noch kein einziger roter Baum im Bestand zu sehen. Als er zwei Wochen später in den Betrieb zurückkam, waren viele Dutzend Hektar Fichte bereits abgestorben. Das ging unglaublich schnell“, berichtet Markus Hoyos, Eigentümer der Guts- und Forstverwaltung Hoyos, den Mitgliedern der Exkursion 7 am zweiten Tag der diesjährigen österreichischen Forsttagung in St. Pölten.
In Reihen und Kreisen
Von den 700 ha Wald in dem besuchten, besonders arg von Trockenheit geplagten Revier stellen sich heute etwa 300 ha als Kahlflächen dar. Oberste Priorität war es also für die Bewirtschafter, diese Flächen wieder in Bestand zu bringen. Die Exkursionsteilnehmer*innen werden zu mehreren dieser Kahlflächen geführt, die derzeit meist von dürrem, hüfthohem Gras bewachsen, aber immer bereits mit Kulturpflanzen bestockt sind. Der Pflanzverband besteht in der Regel aus Reihen – mit 2 m-Abständen zwischen den und 1,25 m innerhalb der Reihen – einmal mit Eiche rein, Eiche-Hainbuche, Eiche-Hainbuche-Linde, Eiche-Ahorn-Hainbuche-Linde. „Die Eichen sind in der Regel Stieleichen aus eigenem Saatgut“, freut sich Markus Hoyos zu berichten. 40% der Fläche sei hier gezäunt, erklärt Maria Strasser, Finanzverantwortliche der Guts- und Forstverwaltung, auf einer der Flächen. Am Oberhang der leicht abschüssigen Fläche seien die Pflänzchen gedüngt und mit Hydrogel versehen worden. Es geht also primär darum, Erfahrung zu sammeln in einer Situation, wie sie die Gutsverwaltung in der langen Zeit ihres Bestehens einfach noch nicht sammeln konnte.
Doch dann kommt die Besuchergruppe auf eine Fläche, auf der ein anderer Pflanzverband ausprobiert wurde – ein kreisförmiger. Doch nicht Einzelpflanzen wurden hier entlang von Kreisbögen gepflanzt, sondern ganze Trupps. Begründet war diese innovative Kultur jedoch bereits 1995 worden – mit 12 m-Abständen zwischen den Trupps und 1 m Abstand zwischen den Pflanzen innerhalb des Trupps. Dazu wurde in den konzentrisch angeordneten Trupps Eichen (Rot- und Stieleichen) sowie Douglasien abgewechselt. „Am Anfang sind die Eichen den Douglasien davongewachsen“, führt Erich Kauderer aus. Später holte diese in diesem Fall dienende Nadelbaumart jedoch auf und einzelne vorwüchsige Individuen seien bei Durchforstungen 2012 und 2020 „geköpft“ und einzelne Eichen-Z-Bäume mäßig begünstigt worden. Ziel der truppweisen Bestände ist eine Astreinigung des Stammes durch wenig zusätzlichem Aufwand, manche der besonders vielversprechenden Eichen habe man auch zusätzlich aufgeastet. „Nach 30 Jahren haben wir eine tadellose Stieleiche, eine wunderbare Roteiche – und die verbliebenen Douglasien weisen einen BHD von immerhin 35 cm“, zeigt sich Markus Hoyos zufrieden.
Nur eine wirtschaftlich solide Basis kann sozial und ökologisch nachhaltig sein. Wir tragen Verantwortung gegenüber unseren Vorfahren und Nachkommen.
Eichen von weit und sehr weit her
„Was tun wir hier?“, fragt Markus Hoyos beim Anblick einer fast 30-jährigen Eichendickung, und beantwortet die Frage gleich selbst: „Gar nichts!“ Die Kultur war 1996 mit tschechischen Herkünften namens „Hluboka“ hinter Zaun angelegt worden. Ab dem Zeitpunkt des Erreichens von etwa 12 m Höhe sind die ersten Pflegeeingriffe geplant. „Bei diesem reichlich vorhandenen Nebenbestand unterschiedlichster Laubbaumarten sollte sich bis dahin weitgehend astfreie Stämme entwickelt haben. „Der Zaun wurde wohl entfernt, damt das Reh einen Einstand hat?“, lautet die Frage eines Exkursionsteilnehmers. „Richtig. Man muss auch etwas für das Wild tun“, kommt die Antwort zurück. Auf der anderen Seite des Weges liegt eine jüngere Sturmfläche. „Hier sieht man, was dem Sturm getrotzt hat: die Douglasie“, sagt Markus Hoyos und blickt auf die in Gruppen stehenden Baumriesen zwischen 30 und 40 m Höhe.
Dann kommt die Gruppe auf eine Fläche, die eine Besonderheit bereithält: Kleine Eichenpflänzchen von wenigen Wochen sind entlang von Schnüren in immer gleichen Abständen aufgereiht. „Es sind dies Kernwüchse von Quercus Iberica aus Georgien, deren Samenbäume wir mit einer Ausnahmegenehmigung des Wissenschaftsministeriums im Rahmen einer Reise in den Kaukasus in den Wäldern dort nach Vitalitäts- und Qualitätskriterien selbst aussuchen durften. Wir betreiben hier eine Versuchsfläche gemeinsam mit dem BFW – sonst wäre diese Eichenvarietät bei uns gar nicht möglich gewesen“, führte Maria Strasser vor den staunenden Zuhörern. Sie war selbst Mitglied der Fact finding-Mission in Georgien gewesen. Die Exkursionsteilnehmer traten danach besonders vorsichtig auf, um nur ja keines der kostbaren Pflänzchen zu beschädigen.
Unter alten Baumriesen
Mit welchen forstlichen Juwelen die Guts- und Forstverwaltung auch aufwarten kann, beweist ein Eichen-Hainbuchen-Linden-Bestand von 160 Jahren. Er steht inmitten einer von Trockenheit gezeichneten Region – dunkel, hoch aufragend, dabei frisch und grün. So gut aufeinander abgestimmt und in seiner horizontalen und vertikalen Strukur so gut miteinander verzahnt scheint diese Schicksalsgemeinschaft der bis zu einem Dreiviertelmeter messenden Eichenbaumriesen und der begleitenden Baumarten, dass sein Eigentümer vorerst nicht daran denkt, durch vorsichtige Femelung hier irgendeine Naturverjüngung einzuleiten. Denn in diesem dunklen Bestand mit seinem mächtigen Mullhumus und seinem saftig grünen Bodendeckern vermag sich von den vorherrschenden drei Baumarten kaum eine durch Ansamung selbst zu verjüngen. Doch dieser ökologisch überaus wertvolle Altbestand ist so vital, dass ihn Markus Hoyos zunächst einmal mit minimalen Eingriffen so erhalten will, wie er ist. „Sogar die Hainbuche erreicht auf diesen reichen Braunerde Höhen von über 30 m“, freut sich der adelige Waldbesitzer. „Aus diesem Bestand könnte man ganz leicht und sehr rasch viel Geld herausholen, aber das wollen wir nicht. Viel lieber wollen wir dieses grüne Juwel für die Nachwelt erhalten“, sagt er.
Breit aufgestellt
In Anbetracht dessen, dass die Forstwirtschaft mittelfristig als Bringer nennenswerter Deckungsbeiträge für Hoyos kaum mehr in Betracht kommen wird, ist es gut, dass die Gutsverwaltung mit Sitz in Horn bereits seit vielen Jahren daran arbeitet, sich wirtschaftlich breit aufzustellen. Sie bewirtschaftet 750 ha Agrarflächen mit biologischer Landwirtschaft, erzielt Einkünfte aus Fischerei und Jagd, führt einen Tourismusbetrieb auf der Rosenburg, verpachtet Immobilien, betreibt im Bereich Erneuerbare Energie Photovoltaikanlagen und hat ein Holzgaskraftwerk sowie einen Windenergiepark in Planung, Letzteres mit solitären Batteriespeichern zur örtlichen Netzstabilisierung.