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Treibstoff und Schmiermittel bedrängen die Forstunternehmer zusehends. © Philipp Matzku

Interview Peter Konrad

Knackpunkt Dieselpreis

Ein Artikel von Robert Spannlang | 30.08.2022 - 11:59
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Peter Konrad: „Probleme erkennen und gemeinsam konstruktiv lösen.“ © Gebrüder Konrad

Die hohen Spritpreise sind in aller Munde. Welche Maßnahmen werden seitens des Forstunternehmerverbandes ergriffen, um im Sinne der Unternehmer gegenzusteuern?
Peter Konrad (PK): Die hohen Treibstoffkosten sind bei der Holzernte – ob mit Seilkran, Forwarder oder Harvester – schon seit einiger Zeit ein großes Thema. Dabei muss man allerdings etwas differenzieren: Wir haben zum einen über den Fachverband der forstlichen Dienstleister mehrere Vorschläge ausgearbeitet und unterbreitet, wie wir die österreichischen Forstunternehmer hier entlasten können. Eine der Maßnahmen ist etwa ein gestützter Agrardieselpreis. Dieser Vorschlag ist in den zuständigen Institutionen derzeit noch in Begutachtung. Weitere wären eine Senkung von Mineralöl- und/oder Mehrwertsteuer. Das andere Thema, das derzeit in die Diskussion stark hereinspielt, ist der Holzpreis. Hier müssen wir vor allem nach innen wirken. Fakt ist, dass wir derzeit den besten Holzpreis seit vielen Jahren haben. Gott sei Dank kostet Holz wieder etwas! Ich verstehe natürlich, dass der Urproduzent nun viele Jahre bei wesentlich schlechteren Preisen hart am Minimum gelebt hat. Aber wenn heute bei der Holzernte gute Arbeit mit modernen Maschinen und kompetenten Fachkräften gefordert wird, dann hat das eben seinen Preis. Da sollte also der etwas größere Spielraum des höheren Holzpreises auch genutzt werden und natürlich die Tarife für die Holzernte entsprechend angepasst werden! In allen anderen Branchen ist das ja genau so! Es geht ja nicht nur um die Dieselkosten, die sich innerhalb eines Dreivierteljahres praktisch verdoppelt haben, es sind die Betriebs- und Schmiermittel in dieser Zeit ebenso um 70 bis 80% angestiegen! Ketten und Schienen haben sich um 56% verteuert.

Wie sind hier die Reaktionen von den Waldbesitzern?
PK:
Das wird im Großen und Ganzen akzeptiert. Wenn ich mit einer großen Spedition – etwa Schenker – Waren verschicke, dann erhalte ich als Kunde automatisch einen Dieselzuschlag von 8% bis 13%. Das ist ganz normal. Bei uns hingegen führt das immer wieder zu großen Diskussionen. Dennoch lassen die meisten unserer Kunden in diesem Punkt mit sich reden. Die politischen Verhandlungen unseres Verbandes sind dann die wichtige zweite Front, über die wir unseren Betrieben Erleichterung verschaffen wollen.

Wir raten unseren Mitgliedern immer wieder, Zuschläge für die Dieselpreiserhöhung zu verrechnen. Das sind wir uns selbst und der gesamten Branche schuldig!


Peter Konrad, Obmann des Forstunternehmerverbandes

In welchem Rahmen wäre etwa eine Preiserhöhung bei der Ernte durchsetzbar?
PK:
Also: Ich kann natürlich beim Erntefestmeterpreis nicht um ein Drittel hinaufgehen. Aber in der Größenordnung von 2 bis 3 €/Efm ist das auch am Markt durchsetzbar. Wir raten unseren Mitgliedern immer wieder, Zuschläge für die Dieselpreiserhöhung zu verrechnen. Das sind wir uns selbst und der gesamten Branche schuldig! Es muss hier der Leitsatz gelten: „Gutes Geld für gute Arbeit“. Das ist auch eine Frage des Selbstbewusstseins. Die Aussage des Vertreters eines großen Kärntner Forstbetriebes war unlängst: „Man muss dem Frächter mehr zahlen, man muss auch dem Unternehmer mehr geben. Wir brauchen sie ja auch, wenn bei uns einmal der Hut brennen sollte.“ Das ist für mich ein faires Miteinander.

Man sieht natürlich anhand der Tarifdurchsetzung, dass die Branche des Frachtgewerbes berufspolitisch anders aufgestellt ist als die Forstunternehmer.
PK:
In unserer Branche gibt es viele Einzelkämpfer, wo das Kaufmännische manchmal weniger ausgeprägt ist, um es vorsichtig auszudrücken. Wir wollen nicht reich werden. Aber wir wollen für unsere gute Arbeit vernünftig und anständig entlohnt werden. Und das kann und muss von den Unternehmern auch gefordert werden. Nur zu jammern ist zu wenig! Bei den Holzfrächtern haben wir gesehen: Die wurden von der Industrie ausgequetscht wie eine Zitrone! Jetzt haben viele aufgegeben und wir haben zunehmend das Problem, das Holz vom Forst in die Säge zu bringen. In der Steiermark haben wir mittlerweile ein großes Logistikproblem! Das ist in Ober- und Niederösterreich nicht viel anders, selbst in Deutschland gibt es dieses Phänomen.

Die Holzfrächter stehen ja vor genau der gleichen Herausforderung wie die Forstunternehmer ...
PK:
Ich sitze in diversen Ausschüssen, wo die Frächter vertreten sind, und höre von ihnen immer wieder: „Es lohnt sich nicht mehr!“ Viele melden ihr Gewerbe ab. Aber was nützt uns der beste Rohstoff, wenn er nicht aus dem Wald kommt? Wir hängen eher an der Forstseite, für die Frächter sind die Holzverarbeiter die direkten Partner. Aber in der Industrie denkt man jetzt auch schon um.

Ein höherer Holzpreis sollte doch mehr Spielraum für die gesamte Holzkette bieten ...
PK: Ganz richtig! Die höheren Betriebskosten muss ich von niemandem abzwacken, sondern das hat tatsächlich Platz im guten Holzpreis. Derzeit ist er saisonal bedingt wieder leicht zurückgegangen. Aber wenn nicht eine andere Katastrophe über uns hereinbricht, geht im Herbst der Frischholzpreis sicher wieder nach oben. Diese Chance müssen wir nützen!

Nun hängt auch noch das Damoklesschwert der bevorstehenden CO2-Bepreisung über den Köpfen der Forstunternehmer ...
PK: Das wäre in dieser Form für viele kleinere Unternehmer existenzgefährdend. Schon jetzt sind durch den enormen Anstieg bei Treibstoffen und Betriebsmitteln mehrere Hundert Euro Mehrkosten pro Maschine und Tag zu tragen. Irgendwann geht sich das alles einfach nicht mehr aus! Gerade wir, die wir den gerade in Zeiten des Klimawandels so wichtigen Rohstoff Holz aus dem Wald bringen sollen, werden zurzeit im Regen stehen gelassen. Das ist doch widersinnig! Doch am Ende sollte bei allen die Vernunft siegen!