HARVESTERENTRINDUNG

Pilotversuch Entrindung

Ein Artikel von Franz Holzleitner, Thomas Holzfeind, Christian Kanzian, Institut für Forsttechnik, Universität für Bodenkultur Wien (b.schuss für forstzeitung.at bearbeitet)) | 28.09.2020 - 10:02

Eine zu lange Lagerung des Holzes an der Forststraße im Wald führt zu Qualitätsverlusten und kann als Brutstätte für Borkenkäfer dienen. Einhergehender Preisverfall und Einbußen bei der Waldbewirtschaftung in den Folgejahren verstärken daher die Suche nach Lösungen. Eine Alternative bei der vollmechanisierten Aufarbeitung von Schadholzmengen könnte hier die Entrindung durch speziell umgerüstete Harvesteraggregate darstellen. Diese Technik hat ihren Ursprung in der Versorgung von Papier- und Zellstoffwerken aus Eukalyptusplantagen, wobei hier die Entrindung vorwiegend aus logistischen Gründen durchgeführt wird. Dieser zusätzliche Arbeitsschritt erfolgt dort bereits bei der Ausformung der Sortimente im Bestand auf der Rückegasse.

Der erste Feldversuch fand im Juni 2018 im Forstbetrieb Waldviertel-Voralpen der Österreichischen Bundesforste statt. Es war dies der erste Einsatz eines umgerüsteten und adaptierten Harvesteraggregates solcher Art in Österreich, welcher im Rahmen eines wissenschaftlichen Projektes im Praxiseinsatz begleitet wurde. Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, diese neuartige Erntetechnik im praktischen Einsatz zu untersuchen, um Empfehlungen hinsichtlich Kosten und Anwendbarkeit dieser Technik für den Unternehmer und die Forstbetriebe im Tagesgeschäft abgeben zu können.

Für die Fällung und Aufarbeitung kommt ein Harvester der Baureihe 1270G von John Deere zum Einsatz. Der Harvester ist mit einem Aggregat des Typs H415 ausgestattet. Bei diesem Aggregat sind die Standard-Vorschubwalzen durch extra angefertigte Walzen mit schräg verlaufenden Stegen ersetzt (Abbildung 1). Das Messrad und die Entastungsmesser sind nicht getauscht. Das Adaptieren der Einstellungen für die Entrindung hinsichtlich Anpressdrücke und Arbeitsweise erfolgte durch den Holzernteunternehmer Gotsmi GmbH in Kooperation mit einem zuständigen Techniker von John Deere aus Finnland.

Die schräg verlaufenden Stege der Durchzugswalzen quetschen zuerst die Rinde und heben sie von der Holzoberfläche ab. Dies erleichtert dann den Entastungsmessern das Abschälen der Rinde vom Stamm. Im Vergleich zu den in Deutschland durchgeführten Versuchen, wurde in dieser Studie auf die sortimentsweise Entrindung gesetzt (Abbildung 2). Insgesamt wurden bei diesem Versuch 443 Bäume mit einem durchschnittlichen Brusthöhendurchmesser von knapp 25 cm geerntet. Bei einem durchschnittlichen Stammvolumen von 0,45 m³ erreichte der Harvester eine mittlere Produktivität von 27,1 m³ je produktiver Systemstunde einschließlich Unterbrechungen mit bis zu 15 min. Wurde zusätzlich auch noch entrindet, reduzierte sich die Produktivität um durchschnittlich 25 % und erreichte dann 20,3 m³ je produktiver Systemstunde. Bei der anschließenden Rückung durch den Forwarder konnte in Folge der Entrindung kein signifikanter Produktivitätsunterschied festgestellt werden. Im Schnitt erreichte man in dieser Studie einen Entrindungsgrad von 75 %, welcher vergleichbar mit den erzielten Werten bei Studien vom KWF in Deutschland ist.

Fördergeber
Das Projekt DEBARK wird vom Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, der Kooperationsplattform Forst Holz Papier und den Österreichischen Bundesforsten finanziell unterstützt. Die Erhebungen erfolgten durch das Institut für Forsttechnik, Universität für Bodenkultur Wien und das Institut für Waldschutz, Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft.