Doriguzzi Mario

Mitten im Sturmholz

Ein Artikel von Philipp Matzku | 30.09.2020 - 16:48

Das bei Touristen beliebte Tal und die Ortschaft Val Visdende/IT (Veneto) an der österreichischen Grenze wurden vom Sturm Vaia 2018 besonders stark getroffen. 400.000 fm riss der Sturm auf einer Fläche von 800 ha im Gemeinschaftswald. Die Gemeindemitglieder begannen noch im gleichen Jahr mit der Erschließung des Schadholzgebietes, um es Groß- und Spezialmaschinen zu ermöglichen, das Holz aufzuarbeiten sowie abzutransportieren.

Das Forstunternehmen Doriguzzi Mario, San Nicolò di Comelico/IT, ist seit 2019 im Tal und von den Waldeigentümern mit der Aufarbeitung und dem Vertrieb von 250.000 fm Sturmholz beauftragt worden. 2021 soll die Arbeit abgeschlossen sein. 2018 hatte bereits ein österreichisches Holzernteunternehmen Lose ersteigert.

Geschwindigkeit und Nutzlast

Seit Juni besitzt Doriguzzi einen Mobilseilkran des Typs V850, Version 2012, des italienischen Forstseilkran-Spezialisten Valentini, Cles/IT. Geschäftsführer Davide Doriguzzi machte davor bereits erste Erfahrungen mit einem gebrauchten V550 mit einer Nutzlast von 2,5 t und ist von der Robustheit und der hochwertigen Verarbeitung des Mastseilgerätes begeistert. Aufgrund der großen Starkholzmengen und der langen Trassen in Val Visdende war Doriguzzi schnell klar, dass ein größeres Gerät angeschafft werden musste. Ende 2019 nahm er mit Valentini Kontakt auf. Man war sich schnell einig, dass der V850 mit seinen drei Trommeln und einer Nutzlast von 4,5 t die Anforderungen bestens erfülle. Nach vier Monaten Bauzeit und einer coronabedingten Verzögerung der Auslieferung ist der neue Seilkran seit Juli im Einsatz.

Das Mastseilgerät (12,5 m Höhe) ist für Trassenlängen bis zu 850 m geeignet. Aufgebaut ist es auf einem Raupenfahrzeug. „Der Vorteil einer Basismaschine mit Ketten ist, dass sie sehr geländegängig ist. Abseits der Forststraße im Hang ideal positioniert, spart sie Platz und Zeit für Maschinen, welche, wie im konkreten Fall, das angelieferte Holz vor Ort gleichzeitig aufarbeiten und abfahren“, bekräftigt Valentini-Geschäftsführer Ilario Valentini. Montagen auf einem Lkw oder Hänger sind ebenso möglich. Neben der Zuverlässigkeit, der Nutzlast sowie dem Raupenfahrzeug waren die Geschwindigkeit von 9,5 m/s und die gemeinsame Muttersprache für Doriguzzi weitere wichtige Punkte bei der Kaufentscheidung. Zwischen 350.000 und 400.000 € kostet das Modell und „hat sich nach vier Jahren amortisiert“, informiert der Forstunternehmer.

Die Maschine ist laut Hersteller sehr wartungsfreundlich und von allen Seiten leicht zugänglich. Der Durchschnittsverbrauch liegt bei einer Motorleistung von 175 kW bei 7,8 l/h Diesel. Nur Verschleißteile, wie Bio-Öl und AdBlue-Filter müssen beim Service ausgetauscht werden. „Alle jemals von uns gebauten Seilkrane, sind auch nach vielen Jahren immer noch im Einsatz“, erläutert Valentini stolz.

Große Trommel und Zentralfuß

Das 3-Seilsystem hat dank der großen Trommel (1020 mm Kerndurchmesser, 1280 mm Außendurchmesser) sowohl bei der Berg-auf- als auch Bergabbringung ein sehr ruhiges Arbeitsverhalten. Das Tragseil mit 22 mm und das Zugseil mit 12 mm haben jeweils eine Kapazität von 850 m. Die 18 mm starken Ankerseile sind 80 m lang. Lieferanten der Forstseile sind Teufelberger, Wels, Drumet, Hlohovec/SK sowie der italienische Händler TrentinoRope, Novaledo. Das Tragseil hat eine Zugkraft von 13 t und das Zugseil von 4,5 t. Die Ankerwinden sind hydraulisch angetrieben. Die Geschwindigkeit der Ketten ist maximal 6 km/h.

Das Trägerfahrzeug steht nach dem Aufbau der vier Ankerseile, fast schwebend, nur auf einem Zentralfuß ein paar Zentimeter über dem Boden. „Der Zentralfuß nimmt die Spannung aus dem Maschinenrahmen. So verteilen sich am besten die Gegenkräfte der Abspannseile“, erläutert Daniele Valentini, der das Unternehmen mit seinen Eltern leitet. „Die Maschine kann sich in einem Winkel von ± 5° selbst einstellen“.

Laufwagen, Choker, Funkfernsteuerung

Der gesamte Seilkran kann von zwei Personen bedient werden, welche mithilfe einer Funkfernsteuerung von Groß-Funk, Schopp/DE, in Verbindung stehen. Die Zielautomatik-Software erspart den Maschinisten, die Maschine manuell zu steuern. In ihr werden unter anderem der Start- und Endpunkt sowie die Positionen der Stützen definiert, sodass, die Geschwindigkeit des Laufwagens auf der Trasse und automatisch an die Stützen angepasst wird.

Der Bergwald 5000 Hybrid Power Plus- Laufwagen stammt von Franz Hochleitner Maschinenhandel, Bodman/DE. Valentini hat seit vielen Jahren die Italienvertretung des Allgäuer Laufwagenspezialisten. Der Hybridlaufwagen hat einen Elektroausspuler mit Generatorfunktion und eine Ausspulkraft von 650 kg. An dem Ausspulseil sind vier LudwigChoker, Ludwig-System, Bad Reichenhall/DE, angebracht. Diese erleichtern das Manipulieren des Holzes laut Hersteller deutlich und machen es sicherer. Der Maschinenführer muss in dem automatisierten System das zur Forststraße gerückte Holz nicht mehr händisch lösen. Doriguzzi hat seit Inbetriebnahme des V850 auf drei Linien insgesamt 1350 fm aufgearbeitet. Auf der aktuellen Trasse schafft er mit schwachem Holz 60 fm/Tag.

Flexibler Maschinenpark

Doriguzzi nutzt im Schadholzgebiet auch noch eine W40-Langstreckenseilwinde mit einem Slackpuller-Laufwagen von Wyssen, Reichenbach/CH, sowie einem Woodliner von Konrad Forsttechnik, Preitenegg. Zehn mit Holz beladene Lkw verlassen so täglich den Berg. Das Sägeholz geht dank langfristiger Verträge zur Hälfte entweder zu Binderholz, Fügen, oder zu Holz Pichler, Deutschnofen/IT. Die andere Hälfte ist zumeist Industrie- und Palettenholz. „Der Holzverkauf ist aufgrund der aktuellen Preissituation schwierig“, erklärt der Forstunternehmer. Man sucht weitere Abnehmer.

Doriguzzi plant, 2021 noch in einen weiteren Valentini-Seilkran (Typ: V1000) sowie in einen zusätzlichen Bagger mit Prozessor von Koller Forsttechnik, Schwoich, zu investieren.

Doriguzzi Mario

Standort: San Nicolò di Comelico/IT
Geschäftsführer: Davide Doriguzzi
Mitarbeiter: 30
Gründung: 1974
Einsatzgebiet: Italien

Maschinenausstattung:
Mobilseilgeräte: Valentini V850 (2020)
und V550, Wyssen W40 (2016)
Laufwagen: Bergwald 5000 Hybrid Power Plus, Slackpuller (2016), Woodliner (2017)
Forstspezialmaschinen: Harvester Ecolog 590 E (2019), HSM 805 S (2016), Welte W130
Andere Fahrzeuge:  jeweils zwei Hitachi- und Kubota-Bagger mit Greifer und 8 t-Winden, Doosan-Bagger mit Woody-Aggregat, zwei Traktoren mit Forstausrüstung, 15 Holz-Lkw