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Der kritische Moment der Übergabe vom Seil an den Kran - ein gut funktionierender Choker vorausgesetzt. © R. Spannlang

Forstunternehmerverband

Mal richtig abhängen!

Ein Artikel von Robert Spannlang | 06.10.2020 - 07:51
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Franz (re.) und Adam auf der ausgeklappten Plattform des TST 800 © R. Spannlang

Seit August ist es wirklich zäh“, sagt Franz Habersatter mit einem recht gleichmütigen Gesichtsausdruck. Ganz so, als wollte er im gleichen Atemzug „aber“ sagen und mit einem hoffnungsfrohen Ausblick erklären, warum ihn die seit August etwas stockenden Aufträge nicht weiter beunruhigen. Ja, seit zwei Jahren sei er praktisch nur mehr mit der Aufarbeitung Schadholz und Windwürfen beschäftigt. Es hätte Zeiten gegeben, da habe er mit zwei Seilbahnen und vier Forstarbeitern praktisch nur Durchforstungen durchgeführt, die Menschen und Maschinen wesentlich weniger belasteten als die Schadholzräumungen. Erst 2019 hat einen „guten Mann“ durch eine schwere Beinverletzung verloren. „Das war bereits seine zweite Verletzung innerhalb eines Jahres“, sagt Franz Habersatter nachdenklich. „Ich würde es verstehen, wenn er jetzt nicht mehr in den Wald zurückkehrt.“

Sein oder Nichtsein
Derzeit fahre er mit einem Seilkranharvester Woody 60 mit einem TST 800 auf einem MAN-Trägerfahrzeug. Aus einer Konkursmasse habe er ihn mit zarten 1.800 Arbeitsstunden erworben und seitdem gut 11.000 Stunden selber darauf gearbeitet – und zwar ausschließlich persönlich. Denn Franz Habersatter ist einer, der seinen Seilkranharvester nicht nur meisterhaft zu bedienen weiß, er kennt ihn auch „von innen heraus“ und damit auch seine Schrullen. Wiederholt hakt etwa der Choker beim Abhängen der Stämme. „Da muss ich mir auch noch was einfallen lassen. Wir reparieren alles selber“, sagt er wieder mit diesem Ton, als sei dies das Natürlichste der Welt. Mit „wir“ meint der 43-Jährige sich und einen „tüchtigen Schlosser“, den er für 20 Wochenstunden beschäftigt. Als Landwirt habe er gelernt, als Einzelunternehmer zu agieren und sich selbst zu helfen. Derzeit sind die beiden daran, einen eigenen E-Lauf­wagen im Zweiseilsystem zu entwickeln (sh. grauen Kasten rechts). Sollte das funktionieren, sei eine Vermarktung nicht ausgeschlossen. Ein weiteres wirtschaftliches Standbein könne auch nicht schaden. Denn: „Alle unsere Einkommensquellen rinnen in der Coronazeit ziemlich spärlich: mein Forstunternehmen und die Landwirtschaft ebenso wie das Reisebüro und das Busunternehmen meiner Frau.“

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Bei fachgerechtem Einsatz gibt es nichts Schonenderes als einen Seilkran. © R. Spannlang

Nichts als Fichten
Schon sein Vater habe viel im eigenen Wald gearbeitet und seit gut 20 Jahren kennt er selbst dieses Geschäft nun aus eigener Erfahrung. „Ich will mit meiner sauberen Arbeit überzeugen und bin eigentlich gewohnt, dass die Kunden mit mir zufrieden sind“, berichtet Franz Habersatter. Immer wieder arbeite er als Subunternehmer auch mit Huber-Tazreiter (Reportage sh. Waldtec 2/2020, ab S. 3) zusammen. Aber auch seine besten Kunden – Stift Lilienfeld, Raiffeisen Lagerhaus und einige Private im Umkreis – spüren den enormen Preisdruck und lassen nur das Notwendigste in ihren Wäldern verrichten. Möglicherweise müsse er sein Einzugsgebiet vergrößern – und könnte die einfache Überstellung des flexiblen TST 800 am Lkw nutzen, denkt er laut nach.

Inzwischen branden immer neue Kranlieferungen mit Fichtenholz an der Lkw-Bordwand an, die Franz Habersatter mit gezielten Kranbewegungen und dem bewährten Woody-Prozessorkopf aufnimmt, entastet, abzopft und ablegt. Nur Lärchen und Hartholz verbleiben im Bestand bei Mariazell auf etwa 1.000 m Seehöhe. Vielleicht können sie einmal mit mehr Ertrag geerntet werden. Jetzt gehe es nur darum, den Wald mit den dringlichsten Eingriffen vor noch größerem (Käfer-)Schaden zu bewahren.

Derzeit zu dritt
Nach dem personellen Aderlass und einigen schlechten Erfahrungen mit Fremdarbeitern war Franz Habersatter froh, als Adam vor einigen Monaten bei ihm anheuerte. Der junge Ungar hat eine Forstfacharbeiter-Ausbildung und arbeitet ebenso gewissenhaft und still vor sich hin wie er selbst. Mit dem erfahrenen Hans – einem „Hiesigen“, der schon seit Jahren bei ihm werkt – bilden sie ein gutes Team. „Jetzt sind wir wieder gut aufgestellt“, so der Forstunternehmer zufrieden.
Die Mitgliedschaft beim Forstunternehmerverband rühre von persönlichen Verbindungen her. Man finde dort eben Kollegen mit einem ähnlich hohen Berufsethos, wie man es bei der eigenen Arbeit hochhalte, verrät er.

Innovation

Derzeit setzt Franz Habersatter ein Dreiseilsystem hauptsächlich im Bergauf-Verfahren ein. Schon lange tüftelt er aber an einem Zweiseilsystem mit einem Motor zur Ausspulung herum. Mit einer Pumpe weniger hätte das Gerät auch weniger Gewicht und weniger Verbrauch. Momentan bringt er einen Laufwagen auf Hydraulik-Dieselbasis zur Reife, um ihn dann auf reinen Elektro-Antrieb umzurüsten. Für seine Ansprüche benötige er kein Retourseil und das Zuziehen von Baumstämmen könne auch mit dem Zugseil erledigt werden. Die Pläne erstellt der findige Unternehmer auf AutoCAD, sein Maschinenschlosser setzt seine Ideen gekonnt um und bereichert sie aus seinem eigenen Erfahrungsschatz. Der innovative Laufwagen soll funktionell, einfach und robust sein – ganz nach dem Leitsatz des Niederösterreichers: „Weniger ist mehr.“