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Das Arbeiten im Wald mit dem kräftigen Cranab-Kran FC80R schont nicht nur naturverjüngte Bäume im Wald, sondern auch die Bandscheiben des Beifällers. © R. Spannlang

Anbauseilwinde Ritter

Cocktail Orange

Ein Artikel von Robert Spannlang | 12.01.2021 - 12:08
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Langjährige Partner (v. li.): Franz Winkler, Friedrich Stritzinger von ATG und Jan Krafcik © R. Spannlang

Motormanuelle Holzernte und Zuziehen des vorgeasteten Ganzbaumes auf einer Linie – darüber geht in Sachen boden- und bestandesschonenden Holzmachens im Wald einfach nichts. Doch Franz Winkler und sein Beifäller Jan Krafcik sind nicht irgendein Traktorseilwinden-Motorsägen-Tandem. Insbesondere, seitdem  Franz seinen Traktor im vergangenen Frühjahr mit einem starken Kran­greifer bestückt hat. „Damit kann ich das Langholz gut manövrieren und auf den Weg heben, wo es leichter aufzuarbeiten ist“, erklärt der Linzer, der im Unteren Mühlviertel zwei Bestände von insgesamt 250 ha bewirtschaftet. Der Traktor selbst sei gar nicht das Entscheidende, solange er ein „Doppelcockpit“ mit drehbarem Sitz habe und genug Leistung wie sein altgedienter Valtra 6550 HiTech IV liefere, ergänzt er.

Maßgeschneiderte Komponenten
Um bei der Holzernte effizient zu sein, braucht es vielmehr an der Peripherie Gerätschaft, deren Komponenten sorgsam aufeinander abgestimmt sind. Die Ritter-Anbauwinde S 70-DK etwa, die zwar erst wenige Monate alt ist, deren grelloranger Lackierung man aber durchaus ansieht, dass sie viel eingesetzt wird, weist eine Überbreite von 2,60 m auf. „Damit steht der Traktor noch stabiler und man kann die Forststraße besser von Schlagabraum befreien“, weiß Franz Winkler. Seit vergangenem Frühjahr hat er auch einen wirkmächtigen Rückekran von Cranab samt Greifer am Traktor montiert (sh. Waldtec 12/2020, S. 7). Dieser sei etwa kräftig genug, das beigezogene Langholz aus der Naturverjüngung zu heben und damit gleichzeitig dem Beifäller das Ablängen in angenehmer Arbeitshöhe zu ermöglichen. „Dabei kam es mir weniger auf eine hohe Reichweite als vielmehr auf ein brauchbares Hubmoment an“, verrät der Waldbauer. Der Rückekran thront auf einem Jake 900-Konsolenrahmen, der abnehmbar in einem massiven „Metallschuh“ sitzt und dem Windenschild die volle Hubhöhe zugesteht. Auf der Vorderseite des Valtra ist quasi als Gegengewicht ein 150 l-Hydrauliköltank samt einer Load Sensing-Pumpe montiert, die 150 l/min liefert. „Der Öldruck wurde den Kranbedürfnissen entsprechend auf 215 bar gedrosselt – die Nennleistung wäre noch höher. Damit kann ich die Möglichkeiten meines Cranab-­Krans auch wirklich optimal ausreizen und einem langen, relativ störungsfreien Arbeiten damit entgegensehen“, so der Oberösterreicher.

Niemals schief gewickelt
Die Doppeltrommel hinter dem breiten Windenschild ist so weit unten angebracht wie möglich. Dies verbessert erstens die Schwerpunktlage und erlaubt zweitens über den langen Abstand zu den beiden Seilauszügen – unterstützt von einer serienmäßigen Andruckrolle – eine saubere Wicklung. Dies wiederum ist eine wichtige Voraussetzung für den „Ritter-Konstantzug“. „Die exakte Steuerung der Winde wird durch Überschneidung von Kupplung und Bremse erreicht“, erklärt Friedrich Stritzinger. Seit vielen Jahren betreut der Verkaufsleiter des Maschinenhändlers ATG die Winklers. „Erst wenn die Kupplung voll kraftschlüssig ist, öffnet sich die Bremse. Das Seil bleibt immer gespannt, ein Nachlassen der Last oder das Nachlaufen der Winde wird somit verhindert“, führt er weiter aus. Durch die konstante Zugkraft werde die Leistung der Winde optimal der Mindestbruchkraft der eingesetzten 12 mm-Stahlseile angepasst und die Baumstämme würden mit höchster Seilkraft bis an den Schlepper gezogen, ergänzt der langjährige ATG-Mitarbeiter.

Begehrte Technik
Die Firma Ritter aus Baden-Württemberg ist dafür bekannt, im Gegensatz zu manchen anderen Windenherstellern alle verbauten Komponenten für ihre Erzeugnisse selbst zu fertigen – einfach, um die Qualität konstant hoch zu halten. Die Technik hinter den orangefarbenen Schildern scheint jedenfalls begehrt zu sein – so begehrt, dass fachkundige Kriminelle offenbar auch vor einem Diebstahl nicht zurückgeschreckt sind. Friedrich Stritzinger erzählt folgende Anekdote: „Von der vor der Auslieferung an sich am Firmengelände sicher verwahrten Anbauseilwinde ist eines Nachts die Trommel- und Getriebeeinheit einfach vom Schild abmontiert und abtransportiert worden. Wir haben das zuerst für gar nicht möglich gehalten. Aber es war so“, sagt er mit einem Lächeln.

Kunden brächten oft altgediente Winden zur Generalüberholung. Da würden dann stark abgenutzte Teile ausgetauscht und die Winde wieder optimal eingestellt. „Es fördert zwar nicht den Absatz neuer Winden, wenn die alten so lange in Verwendung bleiben, spricht aber jedenfalls für die langlebige Technik der Rittern-Anbauwinden“, fügt er hinzu.

Neigung zur Staunässe erfordert Behutsamkeit
Auf dem Rückweg überqueren wir eine Blöße von fast einem Hektar Ausdehnung. „Das war alles der Käfer“, brummt Franz Winkler. Es würde nicht leicht sein, Naturverjüngung, wie man sie in den umgebenden Beständen in Form kleiner Eichen, Fichten und Kiefern findet, auch hier hochzubringen. „Wir haben hier schwere Böden, die zu Staunässe neigen. Die Rückegassen haben wir hier deshalb in 40 m Abstand angelegt. Mit einer Fällrichtung zu diesen Gassen hin und mit sorgfältiger Rückung mittels Winde und Kran kann das Potenzial des Standorts aber gut erhalten werden“, fasst der Waldbauer in vierter Generation zusammen.