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Elfriede Houschko fährt Forwarder schon seit 25 Jahren. © R. Spannlang

FORSTUNTERNEHMERIN ELFRIEDE HOUSCHKO

Mit ruhiger Hand

Ein Artikel von Robert Spannlang | 31.03.2021 - 10:57
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Auch Enkelin Emilia hat sich von der Hingabe der Großeltern Elfriede und Wilhelm Houschko für die Holzernte bereits inspirieren lassen. © R. Spann

Stetig arbeitet sich der grasgrüne Gremo 1050F-Forwarder voran und sammelt Holzbloche ein – von hier drei und von dort zwei. Obwohl auf diesem staunassen Waldstandort im oberen Waldviertel die Fahrverhältnisse herausfordernd sind und zwischen kleinen Bodenerhebungen immer wieder das Wasser an die Oberfläche tritt, bleiben die Drehzahlen des Cummins-Diesels meist im „sonoren“ Bereich. Was das sonst unauffällige Erntegerät besonders macht: An der Kabinentür steht in großen Lettern „Elfriede Houschko – Holzrückung & -bringung – Eisgarn“. Die Firmeneignerin selbst sitzt auf dem „Bock“ – und das schon, seitdem sie vor 23 Jahren mit ihrem Gatten Wilhelm das Forstunternehmen gegründet hat. „Dass die Firma auf mich lautet, hat nur damit zu tun, dass mein Mann damals unsere Landwirtschaft übernommen hatte“, wehrt die Forwarderfahrerin meine ungestellte Frage bescheiden ab, als sie merkt, wie mein Blick am Firmenwortlaut hängen bleibt. Als wir einmal ein wenig abseitsstehen, erklärt der Gatte: „Sie nimmt lieber weniger Stämme auf einmal in die Zange und zeigt viel Übersicht bei den Sortimenten. Ihre Polter an der Forststraße sind daher immer sauber vorsortiert. Und am Ende des Tages hat sie wahrscheinlich mehr erreicht als so mancher Mann“. Bei uns steht die 17-jährige Enkelin Emilia, ebenso bekleidet mit einer jener dunkelgrünen Arbeitsjacken mit weißer „Houschko“-Aufschrift, wie sie die Großeltern tragen, und lässt durch seltene, aber fachkundige Einwürfe in die Diskussion die Insiderin im Familiengeschäft erkennen. Ob sie sich vorstellen könnte, den Gremo ihrer Oma einmal zu übernehmen? „Wer weiß?“, lächelt sie.

Saubere Handschrift im Wald
In Wirklichkeit ist den Houschkos aber viel wichtiger, als Forstunternehmer für etwas ganz anderes bekannt zu sein als für Gendergerechtigkeit – nämlich für saubere und schonende Arbeit im Wald, Terminverlässlichkeit und vernünftige Ressourcennutzung. „Solange wir tonnenweise Reisig aus dem Wald bringen, sind wir von der Harvesterentrindung noch weit weg“, spricht Wilhelm Houschko ein heißes Eisen an. Er versuche immer wieder, in dieser Sache auf seine Kunden einzuwirken, die gerne ihren Wald „aufgeräumt“ sehen würden, erzählt der Waldviertler. Er verfüge zwar über einen Entrindungskopf und setze ihn gegebenenfalls auch ein. Aber vor allem ist es das Reisig, das im Wald verbleiben sollte. Gerade auf manchen sensiblen Böden in seinem Einzugsgebiet würde zu viel Entnahme von Waldhackgut bald ein Bonitätsproblem bedeuten, warnt er. „Da agieren adelige Waldbesitzer oft weitsichtiger als so manche privaten“, verrät er. Seine Hauptkunden – Graf Kinsky in Heidenreichstein sowie einige Kirchenwälder und Agrargemeinschaften – wüssten jedenfalls, wofür das Forstunternehmen Houschko stehe, und schätzten ihre Arbeit seit vielen Jahren.

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Sorgfältig vorsortiert liegen die Bloche bereits im Rungenkorb. © R. Spannlang

Es käme gelegentlich vor, dass er und seine Frau für „ihre“ Kunden auch mal Wochenenden hindurcharbeiteten, gesteht der Forstunternehmer. „Wenn die Bloche am Boden einmal liegen und werden zugeschneit, dann hast du ein echtes Problem“, brummt er und berichtet von den oft heftigen und hartnäckigen Schneelagen im nördlichen Waldviertel. Ähnliches gelte auch bei Regenwetter – insbesondere auf staunassen Waldstandorten „wie gerade hier am ,Aulus‘. Denn dieser Name kommt nicht von ungefähr!“, lacht Wilhelm Houschko. Bei den Einsatzplanungen habe das Unternehmer-Ehepaar daher immer den aktuellen Wetterbericht im Hinterkopf.

Radlast und Spurfolge
An diesem Tag fährt der Harvesterfahrer seinen Komatsu 931.2 – den stärksten Vollernter seiner Flotte. Dass der auch einer der älteren Harvester ist, stört Wilhelm Houschko auf einem Standort wie dem „Aulus“ ebenso wenig wie die Tatsache, dass er 6-rädrig ist. Dafür verfügt er über einen mächtigen 10 m-Kran, der mit einem C144-Kopf mit seinem guten Leistungsgewicht ausgestattet ist. Dieser sei aufgrund seiner Baugeometrie das ideale Aggregat für breite Wurzelanläufe, wie sie etwa die Fichte in staunassen Böden eben gerne ausbilde.
Es brauche im flacheren Terrain nicht die hohe Standfestigkeit eines 8-Radlers, betont der Waldviertler. Dafür habe aber ein 6-Rad-Harvester auf sensiblen Böden den Vorteil der besseren Spurfolge der Räder vorne und hinten. Dazu komme noch der Effekt eines größeren hinteren Reifens mit seinem günstigeren Schubmoment, was die Radlast auch wieder relativiere. Gerade in Beständen mit Untergründen von wechselnder Konsistenz stelle diese Konstellation einen guten Kompromiss zwischen Bodenschonung und Flexibilität dar, wenn man nicht dauernd Bogie-Bänder auf- und abmontieren möchte, erläutert Wilhelm Houschko. „Für die Forststraßen sind die Bänder nämlich Gift, weil sie diese beim Befahren ziemlich ramponieren. Darauf achtzuhaben, gehört für uns zum guten Service am Kunden.“
Stoßgedämpfte Forwarder
Generell gewinnt man den Eindruck, als hätten die Houschkos die verschiedenen Ausstattungen und Maschinenkonstellationen nach sorgfältiger Abwägung ausgewählt. „Unsere Forwarder haben durchwegs Kabinenfederung: Rückezüge legen im Vergleich zum Harvester einfach mehr Wegstrecke zurück“, lautet die lapidare Erklärung. Mit den „Roten“ sei er generell sehr zufrieden. Für kleinere Reparaturen sei die Lagerhaus-Werkstätte gut ausgestattet und dort dürfe man als Kunde auch selbst mitmachen. Wie zur Bestätigung meldet wenig später ein Mitarbeiter am Handy von Wilhelm Houschko mit der Mitteilung, dass der Klimakompressor wegen eines gerissenen Schlauches an seinem Harvester verrieben hätte. Der Chef nimmt‘s gelassen: „Kann passieren. Man muss sich eben zu helfen wissen.“
Für die Durchforstung hätten die Houschkos gerne einen Gremo-Harvester gehabt. „Der 1050 H hätte uns gut gefallen. Da sitzt man tief, um unter die Äste hindurchsehen zu können, und hat eine geringe Spurbreite. Aber den haben sie nicht mehr geliefert“, bedauert der Forstunternehmer. Geworden ist es dann ein Nisula N5 4w. „Der hat den Kran ganz vorne – noch vor der Radachse. Da braucht man im engen Bestand nicht viel Platz zum Rangieren“. Beim Abschied sagt Wilhelm Houschko: „Mit zunehmender Entfernung zu den Niederlassungen steigen die Probleme mit dem Service. Das steht und fällt mit den zuständigen Leuten.“ Auch das ist wohl eine Lektion, die man nach so langer Zeit im Geschäft gelernt hat.