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Hier wird Holz gemacht und gleich abtransportiert: Der Konrad Highlander HL20 kann rasch auf einen „Harwarder“ umgerüstet werden. © R. Spannlang

Konrad Highlander Harwarder

Fabelwesen

Ein Artikel von Robert Spannlang | 01.02.2022 - 10:14

„Eigentlich haben wir bis zuletzt nicht gewusst, ob wir heute den Highlander Harwarder überhaupt herzeigen können“, verriet einer der Konrad-Techniker im Hinblick auf eine Regenperiode vor dem Kundentag der Konrad Forsttechnik GmbH Anfang Oktober 2021 (Waldtec 11/2021, S. 3). Die Tatsache, dass der gerade den Versuchslaboren der Forsttechnik-Schmiede entstiegene Spezial-Highlander dann doch in Aktion zu sehen war, bildete einen tollen Mehrwert für so manchen Besucher, der über die Pack nach Preitenegg gekommen war.

Sündenfall oder geniale Lösung?
Zunächst blickt man ungläubig auf das anrückende Gerät, das wegen des auf einer Nachlaufachse sitzenden, 10 m3-fassenden Rungenkorbs noch länger wirkt, als es ein Highlander mit seinen hinteren Teleskopachsen ohnehin schon tut. Man sieht dann aber seinen Überkopf-Kran den ersten Baum greifen, fällen, eindrehen und zu Boden gleiten lassen. Und schon während des Entastens werden die ersten Bloche vom Woody-Ag­gregat direkt in den drehbaren Korb hinein abgelängt, der dafür ideal mit seiner offenen Seite zum Aggregat hinschwenkt. Innerhalb einer halben Minute ist so eine ausgewachsene Fichte aufgearbeitet und liegt abfuhrbereit zwischen den Rungen. Genauso lange dauert es, bis der zunächst vorsichtig skeptische Beobachter die Vorteile des Verfahrens begreift: kein Zwischenablegen der Bloche, kein Mehrfachbefahren der Rückegasse, keine Wartezeiten für Forwarderfahrer beim Nacharbeiten. Was zunächst nach rücketechnischer Häresie aussieht, wird dann rasch zu einem überzeugenden Bekenntnis eines Unternehmers, der in schwierigen Bringungslagen mit einer Maschine möglichst viel erledigen möchte.

„Es geht hier nicht um Kunden, die Erntemengen maximieren wollen, sondern um jene, die auf Sonderstandorten im Grenzbereich zum Seilgelände mit ihrer Maschine das Mögliche herausholen, bestandesschonend arbeiten und bei all dem profitabel bleiben wollen“, erklärt Konrad-Vertriebsleiter Franz Bojer im Waldtec-Gespräch. „Kalamitäten sind eben schwer planbar“, weiß der Manager. Durch die nötige Koordination der verfügbaren Harvester- und Forwarderkapazitäten ginge oft viel Zeit verloren, bevor der Einsatz auf Sturmflächen beginnen könne. „Ein Besitzer unseres Harwarders kann theoretisch sofort mit der Arbeit anfangen, weil er mit ein und demselben Gerät das Holz aufarbeiten und auf die Forststraße bringen kann.“

Kundenanfragen waren Anstoß
Auf die Frage, was der Anstoß zum Harvester mit dem vergrößerten Rungenkorb gewesen sei, kommt die Antwort Bojers ohne Umschweife: „Kunden haben das angeregt“, und zwar solche, die schon den seit drei Jahren am Markt befindlichen Highlander mit dem kleineren 6 m3-Korb nutzen. Die beinahe Verdoppelung des Fassungsvermögens in Verbindung mit dem nun schwenkbaren Korb seien zwei der wichtigsten Punkte im Logbuch zum neuen Harwarder gewesen, so Bojer. Der nächste Prototyp werde zusätzlich verschiebbare Rungen und eine Kipphydraulik unter dem Korb haben, um das Harvesteraggregat in seiner „Greifer-Funktion“ zu entlasten und die Entladung zu erleichtern bzw. zu beschleunigen, verrät der Vertriebsleiter des innovativen Forsttechnik-Herstellers aus Kärnten.

Herstellerunabhängige Lösung angedacht
Der Herausforderung der Gewichtsbeschränkung versucht man statt des nachlaufenden Einzelrades bei der 6 m3-Variante nun mit einer vollwertigen Nachlaufachse und mit entsprechenden Reifenbreiten zu begegnen. Denn immerhin lässt sich der nachlaufende Rahmen samt Achse und Rungenkorb auch noch hydraulisch anheben. Eine weitere Erhöhung der Geländegängigkeit bringt die Tatsache, dass das Seil einer Traktionswinde durch einen speziellen Schacht unter dem Korb hindurchgeführt werden kann. Doch Konrad will noch höher hinaus: Die Rungenkorbeinheit soll über ein Standard-Montagemodul auch an Harvestermodelle einiger Mitbewerber gekoppelt werden können. Dadurch erhöht man den potenziellen Kundenkreis gleich ganz massiv. So beweisen die Kärntner einmal mehr, dass ein Forstmaschinenhersteller auch heute noch wachsen kann, wenn er es versteht, Kundenwünsche wahrzunehmen und technisch innovativ umzusetzen.