Da liegen sie: rund, hellorange-glänzend in einer Stellage im Sonnenlicht. Die Rede ist nicht von frischer Backware – auch wenn sie seit ihrem Erscheinen am Markt weggehen wie die sprichwörtlichen Semmeln –, sondern von Hilfsseil- und SAPI-Winden aus dem Hause HAFO. Und auch dieses ist völlig neu: Eine große, 1.500 m2 überspannende, anthrazitfarbene Halle, die bald auch eine Vorderfront aus edlem Rundholz erhalten soll, ist seit Kurzem das neue Zuhause der HAFO GmbH. Das Unternehmen mit mittlerweile zwölf Angestellten hat in seinen vier Gründer-Brüdern auch gleich seine hauptverantwortlichen Manager. Einen Chef braucht es nicht. Es herrscht offenbar große Eintracht in dieser Familie, sodass gern in sie eingeheiratet wird: Alle Brüder – auch der jüngste, der den heimatlichen Bauernhof weiter betreibt – sind verheiratet. Und die Harmonie besteht weiter. Das habe sogar den Notar verwundert, so eine anekdotische Anmerkung. Dann gebe es noch „für jeden Bruder eine Schwester“, wie mir Wolfgang, Josef und Richard einhellig versichern. Nun, Glückwunsch dieser einen Schwester! Für Außenstehende ist manches ein wenig rätselhaft.
Schwarzwälder Orange
Gleich in der großzügig verglasten Eingangshalle leuchten dem Besucher große Dreipunkt-Getriebewinden der Firma Ritter aus dem Schwarzwald in einem sehr ähnlichen Farbton entgegen. Das sei aber nicht der Beweggrund für die Übernahme der Vermarktung für die Anbau-Seilwinden in Österreich gewesen, beeilen sich die Brüder lächelnd hinzuzufügen. Vielmehr hätten die Baden-Württemberger einen potenten Partner gesucht und die Mostviertler wiederum ihre Produktpalette optimal ergänzen können. Schließlich habe man am neuen HAFO-Stammsitz jetzt auch Platz, die Profi-Winden aus dem Schwarzwald würdig zu präsentieren. Heute vermarktet, konfiguriert und serviciert HAFO das gesamte Windenportfolio von Ritter. „Wir sind beides Familienbetriebe – da geht manches leichter“, merkt Josef Haselsteiner an. Über die Anbauwinden selbst sagt er: „Der Konstantzug über die gesamte Seillänge hilft letztlich, Seilgewicht zu sparen.“
Marktlücke seit acht Jahren stetig aufgefüllt
Von den bescheidenen Anfängen in einem entlegenen Mostviertler Tal hat die Waldtec bereits berichtet (sh. Waldtec 09/2022, S. 10). Es darf gesagt werden, dass die probaten orange- und schwarzfarbenen Winden aus der Familienschmiede am Weltmarkt ordentlich „anzogen“. Denn seitdem sich für die Brüder Haselsteiner 2016 etwas überraschend eine Marktlücke für hydraulische Hilfswinden auftat, hat man diese mit immer mehr sowie einem immer ausgefeilteren und differenzierteren Produktspektrum befüllt. Zur ursprünglichen 250 m-Hilfswinde mit 500 kg Zugkraft kam bald eine mit 350 m Seillänge und 600 kg Zugkraft. Bald gesellte sich die tragbare Wechselwinde des Typs „SAPI“ dazu. Sie trägt deshalb den Namen des bekannten Handwerkzeugs, weil zu ihrem Betrieb keine separaten Leitungen am Trägergerät vorgesehen werden müssen.
Ihnen allen gemein sind die robuste Bauweise aus verzinkten und pulverbeschichteten Bauteilen, der 360°-Seileinzug über eine Seilwippe am Turm oder eine Propellerrolle, das unverwüstliche 4,3 mm-Kunststoffseil und ein großes Angebot an Zubehör, die sie für alle Aufgaben des Zuzugs als echte Problemlöser bei der Waldarbeit etablieren. Sobald die Schnellfix-Konsole an einer Trägermaschine – Traktor, Bagger, Harvester, Forwarder oder Schlepper – montiert ist, kann die Hilfswinde werkzeugfrei montiert oder demontiert werden. Inzwischen beliefert man Kunden bis Südkorea, Taiwan und Japan. Auch der riesige französische Markt wird zunehmend empfänglich für die genialen Winden aus dem Mostviertel. Die Produktdifferenzierung geht weiter. So viel verraten mir die Brüder: Noch mehr Zugkraft, und neben der forstlichen Anwendung eventuell auch noch eine jagdliche.
Edler Stammsitz für alle Fälle
So vielseitig die Haselsteiner-Brüder selbst sind – beruflich „zu Hause“ in der Land- und Forstwirtschaft, aber auch professionell bewandert im Maschinen- und Bühnenbau – so vielseitig haben sie auch ihre neuen Werkstätten gestaltet. Insgesamt führen sechs große Segmenttore in unterschiedliche Bereiche – von der Montage für die Winden bis zu Schlossereien für Schwarz- und Edelstahl. In Hochregalen lagern genügend Komponenten für mehrere Monate Produktion. So viel hat man aus vergangenen Krisen gelernt und auch den entsprechenden Raum vorgesehen. Auch energieversorgungstechnisch hat man nichts dem Zufall überlassen: Eine 80 kWp- Photovoltaikanlage am Dach sorgt für die nötige elektrische Grundversorgung, neun Tiefenbohrungen für die Geothermie-Pylonen für eine nachhaltig beheizbare Bodenheizung, deren Leitungen aber auch für Gebäudekühlung sorgen können. Dazu kommt dann noch die Beschattung, die Holzlamellen und Rundhölzer am Holzportal einmal bringen soll. Dass man sich so wohlfühlt am HAFO-Stammsitz, hat aber mehr mit dem Credo der Unternehmerfamilie zu tun, das da lautet: „Bitte hilf mir, dir zu helfen.“ Das familiäre Miteinander geht weit über das in Firmen Übliche hinaus. Für Probleme werden immer gemeinsam Lösungen gefunden – das vermittelt der Monteur vor Ort oder der Werksstudent genauso wie die nette Dame am Empfang.
Webtipp: www.hafo.co.at