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Die Studie zeigt, dass im weihnachtlichen Wohnzimmer oder auch Büro im Regelfall keine Biozide aus Christbäumen in der Luft liegen © HFA

Holzforschung Austria

Christbäume im Visier

Ein Artikel von Christina Fürhapper | 05.12.2018 - 11:30

Heimische Christbäume werden bei konventioneller Bewirtschaftung in der Regel ab dem 4. bis 5. Lebensjahr jeweils im Frühjahr mit einer Pestizidkombination behandelt, um Schädlinge und unerwünschte Beikräuter zu bekämpfen. Mit etwa zehn Jahren gelangt der verkaufsreife Christbaum in den Handel und hat somit schon mehrere Schutzmittelbehandlungen auf dem Buckel. Im Labor wurden acht Nordmanntannen aus heimischen Kulturen unter Berücksichtigung realistischer Expositionsszenarien untersucht. Die bei der Schutzmittelbehandlung eingesetzten Wirkstoffe aus den Kategorien Herbizide, Insektizide und Fungizide sowie deren Aufbringmengen waren bekannt und konnten somit gezielt analysiert werden. Ein Teil der Proben durchlief Prüfkammertests, wobei die Bäume in einen standardisierten Modellraum eingebaut wurden, aus dem mehrmals unter kontrollierten Bedingungen (23° C, 50 % relative Luftfeuchtigkeit) Luftproben gezogen und anschließend chromatographisch analysiert wurden.

Da schwerflüchtige Schadstoffe, bedingt durch eine dauerhafte Anreicherung mit Staubpartikeln, in der Realität besonders oft im Hausstaub zu finden sind, wurde hierfür ein eigenes Szenario konstruiert: Die zu untersuchenden Weihnachtsbäume wurden über einen Zeitraum von 2 Wochen in personell belegten Büroräumlichkeiten aufgestellt und aufgeputzt (Abrieb) und einmalig Kerzen angezündet (Temperaturerhöhung, Rußentwicklung). Der Hausstaub wurde regelmäßig gesammelt, pro Raum zusammengefasst und chemisch analysiert.

In einer dritten Versuchsserie wurde das Ast- und Nadelmaterial der Bäume hinsichtlich der relevanten Wirkstoffe untersucht.

Weder in den Luft- noch Hausstaubproben wurden Biozide nachgewiesen. Im Ast- und Nadelmaterial konnten zwei von sechs eingesetzten Wirkstoffen detektiert werden, wobei einer davon ausschließlich in Spuren unterhalb der analytischen Bestimmungsgrenze vorhanden war. Mangels materialbezogener Schwellenwerte wurden die Ergebnisse Grenzwerten aus dem Lebensmittelbereich gegenübergestellt.

Die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bewerteten MRLs (maximal residue level) stellen wirkstoffspezifische, maximale Rückstandshöchstmengen in ausgewählten Lebensmitteln dar. Beispielhaft wird hier der MRL für Tee angeführt, der für den regulär detektierten, insektiziden Wirkstoff ʎ-Cyhalothrin bei 1,0 mg/kg liegt. Die im Baummaterial gemessenen Konzentrationen unterschreiten diesen Wert bei Weitem.

Was liegt nun also zu Weihnachten in der Luft? Tannenduft, besinnliche Festtagsstimmung – Biozide aus Christbäumen im Regelfall jedoch nicht.