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Bäume wachsen hauptsächlich bei Dunkelheit © Pixabay

Forschung

Warum Bäume nachts wachsen

Ein Artikel von Dagmar Holley (für Forstzeitung.at bearbeitet) | 21.06.2021 - 12:22

In der umfassenden Studie zum Dickenwachstum von Baumstämmen analysierten die Forschenden Daten, die bis zu acht Jahre an häufigen Baumarten an 50 Standorten in der Schweiz aufgezeichnet wurden. Diese Daten zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit des Baumwachstums über die 24 Stunden eines Tages stark variiert: Der Radius von Stämmen schrumpft und dehnt sich unter dem Einfluss von Wasserstress in einem Bereich von 0,001-0,2 mm pro Tag.

"Die größte Überraschung für uns war, dass die Bäume sogar in mässig trockenen Böden wuchsen, sofern die Luft ausreichend feucht war. Umgekehrt blieb das Wachstum sehr gering, obwohl der Boden feucht, zeitgleich die Luft aber trocken war", erinnert sich Roman Zweifel, der Studienleiter von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Sobald die Luft trockener wird, verlieren die Bäume vorübergehend mehr Wasser durch Transpiration, als sie über ihre Wurzeln aufnehmen können. Der gesamte Baum gerät unter Spannung, das Stammwasserpotenzial sinkt, und sein Wachstum stoppt, unabhängig von der Verfügbarkeit von Kohlenhydraten.

"Mit anderen Worten: Bäume hören auf zu wachsen, bevor die Photosynthese gehemmt wird", fasst Roman Zweifel zusammen. Das könnte zum Beispiel erklären, warum Bäume in trockeneren Umgebungen zwar noch Kohlenhydrate speichern, aber kaum noch wachsen.

Diese Erkenntnisse könnten die Art und Weise verändern, wie die Auswirkungen des Klimawandels auf Wälder zu beurteilen sind, insbesondere wenn es um langfristige Vorhersagen der Kohlenstoffspeicherung von Wäldern unter zunehmend trockeneren Bedingungen geht.

 

Link zur Studie "Why trees grow at night"

Link zum Video"Pressured to transpire: drought, heat and forests"