Deutschland

Holzige Kritik: Holzverband hinterfragt WWF-Studie

Ein Artikel von Philipp Matzku (für Forstzeitung.at bearbeitet) | 18.12.2023 - 10:58

Die WWF-Publikation "Alles aus Holz" erschien im Juli 2022. Herausgeber der in englischer Sprache verfassten Studie sind das Center für Umweltsysteme der Universität Kassel sowie der WWF-Deutschland. "Seitdem wird die Studie in zahlreichen Veranstaltungen beworben und als Grundlage für politische Programmatik herangezogen. Da die Verfügbarkeit von Rohstoffen sowie die Waldbewirtschaftung und die Nutzung von Holzprodukten im Fokus stehen, hat sich die AGR entschlossen, die Studie einem systematischen Faktencheck zu unterziehen", geht aus der Pressemitteilung hervor.

Die AGR analysierte in 22 Punkten die fast 60 Seiten umfassende WWF-Publikation. Hier sind einige der Kritikpunkte an der Studie in gekürzter Form wiedergegeben:

Fachbegriffe:

  • Industrieholz entspricht nicht dem von der (Holz-)Industrie verwendeten Holz.
  • Restholz stammt nicht ausschließlich aus primären Quellen, also direkt aus dem Wald, wie in der Studie implizit angenommen. Darunter fallen auch Recyclingholz, Altholz und Sägerestholz.
  • Monokulturen sind nicht dasselbe wie Plantagen

Bewirtschafteter versus unbewirtschafteter Wald

Die WWF-Studie behauptet, dass "alte, ursprüngliche und natürliche Wälder effektivere Kohlenstoffsenken sind als Plantagen oder industriell bewirtschaftete Nutzwälder". Die AGR weist darauf hin, dass in Deutschland (und auch in Österreich) die Schutz-, Nutzungs- und Erholungsfunktionen der Wälder gesetzlich festgelegt sind. Im Gegensatz zu den anderen beiden Funktionen ist die Nutzungsweise jedoch nicht gesetzlich geschützt. Zudem sollte man zwischen Kohlenstoffsenken und -speichern unterscheiden, unter Berücksichtigung des "Zuwachs vor Vorrat."

 

Vermischung der unterschiedlichen Ebenen

Die Studie verwendet Zahlen von nationaler, internationaler und europäischer Ebene, ohne immer die Quellen anzugeben. Darüber hinaus werden globale Probleme wie Entwaldung, Plantagenwirtschaft und illegaler Holzeinschlag aus Sicht der AGR undifferenziert auf Deutschland übertragen.

Kaskadische Nutzung 

Die Notwendigkeit der kaskadischen Nutzung wird in der Studie betont, wobei zwischen Energie- und Industrieholz unterschieden wird, jedoch nicht zwischen Stammholz oder Alt- und Recyclingholz.

Mehr Holzbau reduziert Rohstoffverfügbarkeit

Die WWF-Studie behauptet, dass "wenn wir in Deutschland vermehrt mit Holz bauen, kaum noch inländisches Holz für andere Sektoren verfügbar wäre". Gleichzeitig lobt sie den Holzbau aufgrund seiner CO2-Speicherkapazität ausdrücklich. Die AGR kritisiert hier erstens die fehlende Quellenangabe sowie zweitens, dass aus Sicht des AGR bei einer Verdoppelung der Holzbauquote lediglich knapp 4 Mio. m3 mehr Holz benötigt würden. Der Export von Rund- und Schnittholz liegt bei 20 Mio. m3/J.

 

Hier die WWF-Studie im Orginal 

Alles aus Holz? WWF-Studie fordert dringend Umdenken

AGR Faktencheck im Detail