Der Verein Kuratorium Wald ernennt in Kooperation mit dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) alljährlich den Baum des Jahres. Weil sich die beiden für Mitteleuropa wichtigen Eichenarten so sehr ähneln, wurden heuer Quercus robur und Quercus petraea gemeinsam vor den Vorhang geholt.
Typisch Eiche
Die beiden Eichenarten bilden mit rund 450 weiteren die wichtigste Laubbaumgattung der nördlichen Hemisphäre und gehören zur Familie der Buchengewächse. Während die Stieleiche fast ganz Europa besiedelt und tiefere Lagen in bodenfeuchten Ebenen bevorzugt, ist die Traubeneiche vor allem in deutlich trockeneren Standorten mit gemäßigtem Klima zu finden. Die sommergrünen Laubbäume lassen sich an ihrer rauen Borke, den typisch gelappten, wolkenförmigen Blättern sowie ihrer charakteristischen Frucht, der Eichel, leicht erkennen – und unterscheiden. Denn die Früchte in ihren beschuppten Fruchtbechern (Cupula) sind bei der Stieleiche deutlich gestielt, bei der Traubeneiche wachsen sie hingegen in kleinen Grüppchen (Trauben).
Heiliger Baum
Eichen werden in unseren Breitengraden etwa 35 m hoch und bis zu 1000 Jahre alt. Diese Eigenschaften, gepaart mit der großen, dichten Baumkrone, brachten dem Tiefwurzler schon in der Antike den Ruf des „heiligen Baumes“ ein, um den sich Legenden rankten. Tatsächlich wurde in vorchristlichen Kulturen kein anderer Baum wegen seiner Schönheit, seines majestätischen Wuchses und seines Alters so verehrt wie die Eiche. Im Alten Testament war die Eiche ein Vergleich für starke Herrscher.
Über den spirituellen Wert hinaus nutzten die Menschen die Eigenschaften der Eiche schon früh für wirtschaftliche Zwecke: In sogenannten Hutewäldern hat man Schweine und andere Nutztiere unter Eichen weiden lassen, da die Tiere in den Eicheln ein nahrhaftes Futter fanden. Außerdem wurden Eicheln früher als Kaffee- und Mehlersatz verwendet und die Eichengallen, die durch die Eiablage der Gallwespe entstanden, wurden im Mittelalter für die Gerberei und zur Herstellung von Farben und Tinte verwendet. Wie wichtig die Eiche für die Menschheit war, kann man auch daran erkennen, dass das Wort Druide, wie man die Priester der Kelten nannte, von dem Wort Druir (Keltisch für Eiche) stammt.
Die Eiche als Tausendsassa
Noch heute hat das Eichenholz eine hohe wirtschaftliche Bedeutung: Durch den beträchtlichen Gerbsäuregehalt ist es besonders resistent gegenüber Insektenfraß und aufgrund seiner Witterungsbeständigkeit und der Dichte gehört es zu den wichtigsten europäischen Edellaubhölzern. Es wird etwa im Möbelbau, Innenausbau und Brückenbau, in der Drechslerei und Schnitzerei, als Furnierholz, Fass- und Pfahlholz sowie als Bau- und Konstruktionsholz verwendet.
Außerdem bietet keine andere Baumart so vielen Insekten, Tieren, Pilzen und Pflanzen ein Zuhause – vom Specht, der seine Höhlen in alten Bäumen baut, über den Hirschkäfer, der besonders gerne im Holz alter Eichenstämme haust, bis hin zur Fledermaus, die alte Spechthöhlen nutzt.
Und in Zukunft?
Der Klimawandel stellt unsere Wälder vor Herausforderungen, die oft zu vermehrtem Schädlingsbefall führen: Ein zunehmendes Problem ist der Eichenprozessionsspinner, der Eichenblätter vertilgt (Kahlfraß) und beim Menschen mit seinen giftigen Brennhaaren für teils heftige Hautausschläge sorgt. Zudem sind viele Eichenvorkommen von absinkendem Grundwasserspiegel, Klimawandel und Luftverschmutzung bedroht. Umso wichtiger ist es, unsere Wälder klimafit zu machen – um alle Ökosystemleistungen des Waldes zu erhalten, Klima und Biodiversität zu schützen und die Eiche als Baum für die Ewigkeit zu erhalten.
Webtipp: www.kuratoriumwald.com