Die mittlerweile weltweit gefährdete Gelbbauchunke stand als Indikatorart für intakte Amphibienlebensräume in Waldgebieten im Fokus des Projekts „Kennen, schätzen, schützen!“, das der Umweltdachverband von Juli 2024 bis Mai 2025 durchführte. Mit seiner charakteristischen Signalfärbung sowie seinen herzförmigen Pupillen schenkt der selten gewordene Froschlurch seiner zunehmenden Lebensraumzerstörung ein geradezu symbolhaftes Antlitz. Ziel des Projekts war es, sowohl Primär- als auch Sekundärhabitate der Gelbbauchunke und weiterer Amphibienarten an ausgewählten Standorten im Wienerwald und im Mittelburgenland zu lokalisieren, zu erfassen und zu sichern. Nun liegen die Forschungsergebnisse sowie ein Maßnahmenkatalog zur bundesweiten Umsetzung vor.
Zwischen Wasser, Boden und Biodiversität
Aufgrund des großflächigen Verlusts der Primärhabitate zahlreicher Amphibienarten werden menschengemachte Sekundärhabitate immer wichtiger. Dabei haben auf den ersten Blick unscheinbare Habitate oft die größte Wirkung: Es sind nicht große, künstlich angelegte Teiche, die den Amphibien am besten dienen, sondern temporäre Kleinstgewässer. Durch Forstarbeiten entstandene Tümpel, Windwurftrichter, alte wasserführende Radspuren – kleine Strukturen, die leicht übersehen oder gar gezielt „aufgeräumt“ werden. Genau hier verorten die Projektergebnisse ein essenzielles Problem. Denn was im Sinne des Bodenschutzes oft als gute Praxis gilt – das systematische „Plätten“ von Fahrspuren nach forstlichen Arbeiten und damit den vollständigen Abfluss des Oberflächenwassers in den Boden – führt zum Verlust wertvoller Lebensräume nicht nur für Amphibien, sondern beispielsweise auch für wasserlebende Insekten sowie davon abhängigen Arten wie Vögel und Fledermäuse.
Nicht jeder Teich hilft weiter
In den meisten der untersuchten Reviere konnten grundlegende Bemühungen zum Amphibienschutz festgestellt werden, etwa durch das Anlegen von Gewässern – vielfach verfehlten die gesetzten Maßnahmen jedoch ihr Ziel. Denn auch die besten Absichten können ins Leere laufen, wenn die unterschiedlichen Laichplatzansprüche und Fortpflanzungsstrategien der jeweiligen Arten nicht genau berücksichtigt werden. So wurden in einigen der untersuchten Reviere etwa große Teiche angelegt, während gleichzeitig durch das Einebnen der Rückegassen die wertvollsten Amphibiengewässer verschwinden. Die Folge: Arten wie die auf ruhige Kleingewässer spezialisierte Gelbbauchunke geraten unter Druck – ökologisch, räumlich und durch Fressfeinde. Große Gewässer ziehen Prädatoren an, erhöhen den Konkurrenzdruck und können so sogar zur „Amphibienfalle“ werden. Der im Projekt entwickelte Maßnahmenkatalog zeigt, wie einfache, standortangepasste Lösungen – wie das Belassen wasserführender Fahrspuren oder das gezielte Anlegen von Kleingewässern – einen entscheidenden Beitrag leisten können. Aber auch die Renaturierung von Feuchtwiesenflächen stellt eine wichtige Maßnahme dar.
Dialog als Auftrag
Was folgt daraus? Die Antwort liegt im Zusammenspiel von achtsamer Bewirtschaftung und auf die Amphibienarten angepassten Schutzmaßnahmen. Im Zentrum des Projekts stand daher von Beginn an der Dialog mit Revierleitern, Waldbesitzern und Forstbetrieben. Wo Wissen geteilt und Erfahrungen ausgetauscht werden, wächst das Verständnis für jene unscheinbaren Orte, an denen Arten wie die Gelbbauchunke überdauern – und mit ihnen ein Stück lebendiger Wald.