Mit einem Flächenanteil von 47,9% ist die Bedeutung der Wälder in Österreich für die Biodiversität besonders hoch. Sie beherbergen nicht nur eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten, sondern es befinden sich auch einige Spezialisten darunter. Den Wäldern kommt somit für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und deren Resilienz gegenüber Störungen eine wesentliche Bedeutung zu.
Gefährdungsfaktoren Fragmentierung und Klimawandel
Der Klimawandel wirkt sich auf die Biodiversität aus. Unter den prognostizierten steigenden Temperaturen und saisonalen Niederschlagsschwerpunkten ist mit einer nordwärts und bergaufwärts gerichteten Verschiebung der Verbreitungsgebiete von Arten zu rechnen. Die Auswirkungen auf Arten sowie wie auch auf ganze Lebensgemeinschaften sind schwer abschätzbar und der Erfolg einer Migration in neue Lebensräume ist von den einzelnen Arten, ihren Lebensraumansprüchen und ihrer Mobilität abhängig.
Das größte Hindernis für eine erfolgreiche Wanderung in neue Lebensräume stellt die Fragmentierung der Landschaft dar. Verursacht durch Urbanisierung, Autobahnen und eine intensive Landnutzung werden Lebensräume in Teilflächen zerstückelt. Mit zunehmender Verkleinerung der Flächen und Vergrößerung deren Distanz zueinander steigt die Gefahr einer Isolierung voneinander.
Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, stellt die Erhaltung und Vernetzung ökologisch wertvoller Wald-Lebensräume eine wichtige Maßnahme dar. Gebiete können wiederbesiedelt werden. Individuen und Populationen haben die Möglichkeit, neue, durch Klimaveränderungen geeignete Lebensräume zu besiedeln.
Lebensraumvernetzung durch Korridore und Trittsteinbiotope
Die Vernetzung von Lebensräumen ermöglicht die ungehinderte Bewegung von Arten und den Ablauf natürlicher, lebenserhaltender Prozesse. Es wird in funktionelle und strukturelle Vernetzung unterschieden: Die funktionelle Vernetzung beschreibt, wie gut sich Gene, Vermehrungsprodukte oder Individuen durch Landschaften bewegen, indem sie geeignete Lebensräume auffinden. Die strukturelle Vernetzung gilt als Maß für die Durchlässigkeit der Landschaft, darüber entscheiden die Distanz, Größe und Anordnung der Lebensräume.
Die Vernetzung kann gezielt durch die Ausweisung von Wanderkorridoren oder Trittsteinbiotopen gefördert werden. Diese dienen als Ausgangspunkt oder Zwischenstation zur Vernetzung ansonsten isolierter Lebensräume und Arten mit einer begrenzten Reichweite können sich so ausbreiten.
Das Projekt ConnectForBio
Ziel des im Rahmen der Ländlichen Entwicklung geförderten Projekts ConnectForBio (Connect Forest Biodiversity) ist die Auswahl, Außernutzungstellung und Untersuchung von Trittsteinbiotopen in einer Matrix aus naturnahen und bewirtschafteten Wäldern in Österreich, um die Vernetzung von Waldlebensräumen zu verbessern und die biologische Vielfalt im Wald zu erhalten.
Auf den Trittsteinbiotopen werden Untersuchungen zur Waldstruktur und zu verschiedenen Artengruppen wie Gefäßpflanzen, Moosen, Pilzen, Flechten, Säugetieren, Vögeln und Insekten, durchgeführt, um die Biodiversität zu erheben und die Vernetzung zu untersuchen. Der Vernetzungseffekt beschreibt dabei die Fähigkeit der Artengruppen, sich von einem Lebensraum zum anderen zu bewegen.
Teilnahme am Projekt
Interessierte Waldeigentümer*innen können am Projekt teilnehmen und potenzielle Trittsteinbiotope in ihren Wäldern zur Verfügung zu stellen. Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) sucht Flächen mit einer Größe von 0,5 – 1,5 ha Größe in allen Bundesländern. Die Flächenauswahl erfolgt unter Berücksichtigung von aktuellen forstlichen Schwerpunktthemen:
- Flächen mit Habitatbäumen und Habitatbaumgruppen
- Flächen mit einem hohen Totholzanteil
- Sukzessionsflächen nach Borkenkäferbefall
- Auwald-Flächen mit Eschenanteil
Eine vertragliche Vereinbarung zwischen Waldeigentümer*in und dem BFW regelt die Außernutzungstellung gegen finanzielle Abgeltung für einen Zeitraum von zehn Jahren. Die Trittsteinbiotope werden vom Projektteam gemeinsam mit den Waldeigentümer*innen eingerichtet. Eine Flächenmeldung ist ab Dezember möglich.