Hölzerne Umarmung: Der Baumwächter wird idealerweise über ein Hanfgarn mit dem zu schützenden Baum verbunden. © Andreas Pusterhofer
Als Waldfondsförster des Landes Steiermark, unterwegs in den Bezirken Murau und Murtal, stellte sich für mich immer wieder die Frage, welche Fegeschutzmaßnahmen gegen Rehwild zum Schutz dieser Mischbaumarten zweckmäßig und kostengünstig wären.
Bisher meist verwendete Produkte
Stachelbäume aus Stahl sind zwar teilweise immer noch in Verwendung (meist aus alten Lagerbeständen), aber eine wirkliche Freude hat niemand damit. Sie sind zwar schnell gekauft und (wegen ihres hohen Gewichts oftmals auch mühsam) ausgebracht, aber auf das Wegräumen wird dann leider aus Zeitmangel häufig verzichtet. Auch wer sich die Mühe macht und die Stachelbäume nach einigen Jahren einsammelt, wird leider nie wieder alle finden und diese verbleiben somit im Wald. Das kann dazu führen, dass Stachelbäume in Bäume einwachsen, die dann bei der Waldpflege zu Schäden an der Motorsäge führen. Im schlimmsten Fall endet so ein Stamm mit finanziellen Einbußen als Splitterholz beim Sägewerk. Auch so mancher Traktorreifen wurde schon Opfer dieses Fegeschutzes und auch die Verletzungsgefahr für Mensch und Tier ist nicht zu unterschätzen.
Die Verwendung von diversen am Markt erhältlichen Plastikhüllen, sowie Plastik- oder Drahtgitterkörben als Fegeschutz ist sehr aufwendig und teuer, und sollte nur bei zusätzlich vorhandenem hohen Verbissdruck verwendet werden. Diese Produkte zerfallen bestenfalls nach vielen Jahren in Klein- und Kleinstteile (Mikroplastik) und verrotten nicht. So müssen auch diese nach Erfüllung ihres Schutzzweckes mühsam abgebaut und entsorgt werden, was mit hohem Arbeitsaufwand und Kosten verbunden ist.
Das Behängen von Forstpflanzen zur Wildabwehr mit diversesten Dingen wie leeren Joghurtbechern, Aludosen, Alufolien, CDs, Plastikbändern, Spiegelteilen, Milchpackerln oder anderem (hier sind offensichtlich der Fantasie keine Grenzen gesetzt) sollte in Zeiten, in denen der Umweltschutz immer wichtiger wird, ebenfalls der Vergangenheit angehören. Der Wald ist keine Entsorgungsstätte, wir dürfen unsere Wälder nicht zumüllen!
Auch bei der sogenannten „beigepflanzten Fichte“ als Fegeschutz habe ich Bedenken. Zwei Pflanzen in einem Pflanzloch, die sich die Nährstoffe und das in Zeiten des Klimawandels immer knapper werdende Wasser teilen müssen, kann nicht die beste Lösung sein. Wenn der Ersatzbaum für die zwar gewünschte, aber doch mit höherem Risiko verbundene Mischbaumart schon miteingebracht wird, dann wiegt der Ausfall der Mischbaumart weniger schwer und es wird auch nicht eine so große Aufmerksamkeit auf die Pflege und den Erhalt der Mischbaumarten gelegt. Zudem verursacht auch die beigepflanzte Fichte zusätzliche Kosten.
Was also gegen Fegeschäden durch Rehwild sinnvoll anwenden?
Der Baumwächter aus Holz ist für mich die kostengünstige und umweltschonende Lösung. Bei einigen Waldeigentümern hatte ich Fegeschutzvorrichtungen aus Holz gesehen, diese erschienen mir aber zu unhandlich und zu aufwendig. So machte ich mir Gedanken, wie ein einfacher Rehwild-Fegeschutz aus Holz aussehen müsste. Das Resultat ist der gemeinsam mit Gernot Kummer (Geschäftsführer der Firma GMK Holzverarbeitung) entwickelte „Baumwächter“, der – sofern das geeignete Schnittholz und einfache Holzbearbeitungsmaschinen und Zeitressourcen zur Verfügung stehen – leicht selber gebaut werden kann.
Der große Vorteil ist, dass nachwachsende heimische Holzprodukte – bestenfalls aus dem eigenen Wald – verwendet werden und das aufwendige Wegräumen aus dem Wald nach Ablauf des Verwendungszweckes wegfällt.
Nach nunmehr drei Jahren Erfahrung und rund 50.000 Stück ausgebrachten Baumwächtern im steirischen Wald wird die erwartete Schutzwirkung eindeutig bestätigt und es haben sich diese „Geräte“ erfolgreich bewährt. Zum Einsatz kommt der Baumwächter vorwiegend bei Baumarten, wie Lärche, Kiefer, Douglasie und Laubholzheistern, die dem Rehwildäser schon entwachsen sind.
Durch das Anbringen von Schafwolle oder Ähnlichem auf dem Baumwächter wird die Wildabwehr noch verstärkt und auch verbissgefährdete Forstpflanzen wie etwa Weißtanne, Rotbuche, Stieleiche und andere können so wirksam geschützt werden. Allerdings ist in diesen Fällen die Schafwolle mindestens einmal jährlich zu erneuern, damit die Abwehrwirkung durch den Schafgeruch erhalten bleibt. Aber selbst ohne zusätzliche Abwehrmittel schützt der Baumwächter die Jungpflanzen gegen Terminaltriebverbiss recht gut.
Bei der Kulturpflege hilft der Baumwächter, insbesondere bei hoher Begleit- oder Konkurrenzvegetation, sehr wirksam, die eingebrachten Forstpflanzen leichter und rascher zu finden. Die zahlreichen Waldeigentümer und -eigentümerinnen, die sich die Baumwächter entweder schon selbst gebaut oder käuflich erworben haben, sind hochzufrieden mit der Wirksamkeit dieser Schutzmaßnahme.
Vorteile
- kein schädlicher Kunststoff mehr im Wald
- keine Überhitzung in Kunststoffhüllen
- jahrelange positive Erfahrung
- kein Entfernen notwendig – keine Entsorgungskosten
- verrottet praktisch rückstandsfrei
Materialliste
für 1 Stück Baumwächter
- 40 mm Kantholz aus Lärche, Länge rund 1,33 m
- 12 Stück Fichtenbrettchen: 5 x 1 x 20 (Höhe/Stärke/Länge – Maße in cm)
- Befestigungsklammern
Material und Bauanleitung für den Baumwächter
Der Steher sollte aus Lärchenholz sein, damit eine mehrjährige Haltbarkeit gegeben ist. Aus einem 40 mm Lärchenpfosten mit 4 m Länge werden 40 mm Kanthölzer mit einer Länge von etwa 1,33 m herausgeschnitten. Das sollte mit einer Tischkreissäge oder dergleichen durchaus machbar sein.
Nun kommt der innovative Ansatz: Von diesem Kantholz werden entweder eine Seite mit rund 20° oder zwei Seiten mit jeweils 10° besäumt. Je nachdem, welche Holzbearbeitungsmaschine zur Verfügung steht. Wichtig ist, dass die Querhölzer eine V-förmige Ausrichtung haben. Danach wird der Steher bodenseitig gespitzt.
Als Querhölzer dienen rund 5 cm breite, 1 cm starke und 20 cm lange Fichtenbrettchen. Diese werden ab 40 bis 50 cm Abstand vom Boden beginnend im Abstand von jeweils 15 cm befestigt. In Summe fünf bis sechs Stück auf jeder Seite. Hier hat sich die Befestigung mit einer Klammermaschine als am zweckmäßigsten herausgestellt.
Das Tragen der Baumwächter zum Einsatzort gestaltet sich nicht allzu schwer, da durch die V-Form ein Ineinanderlegen möglich ist und so unter jedem Arm fünf bis acht Stück getragen werden können.
Der Baumwächter wird nun auf der Unterseite, knapp neben der zu schützenden Forstpflanze, in den Boden eingeschlagen. Vor allem bei steinigen, harten Bodenverhältnissen empfiehlt es sich, mit einer Rennstange (leichte Eisenstange zum Löchermachen) ein Loch zu machen und danach den Baumwächter mit einem Handfäustl einzuschlagen, damit die Querhölzer durch zu massives Einschlagen nicht lockergeprellt werden. Das Einschlagen auf der unteren Seite der Forstpflanze dient auch als Stütze bei schwerem Schnee. Wenn der Baumwächter nach einigen Jahren seinen Dienst erfüllt hat und abmorscht, kippt er nach unten weg und die Pflanze kann ungehindert weiterwachsen. Hoffentlich sind nun viele neugierig geworden und stellen sich ihren Baumwächter für die klimafitten Mischbaumarten selbst her.
Als Alternative gibt es derzeit in der Steiermark einen Holzverarbeitungsbetrieb, der die Baumwächter in Holz in größerem Umfang herstellt und verkauft. (Kontaktadresse: GMK Holzverarbeitung, Teichweg 2, 8724 Spielberg; Richtpreis vom August 3,20 € exkl. USt.) Weitere Produzenten sind aber absolut erwünscht, denn jeder heimische Baumwächter aus Holz ersetzt andere weniger umweltfreundliche und teure Wildschutzmaßnahmen. Noch schöner wäre es, würden solche Schutzmaßnahmen erst gar nicht notwendig sein, aber das ist eine andere Geschichte.