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Gabelböcke (Antilocapra americana) © T. Koerner, USFWS

Nordamerika

Trumps Mauer: Naturschützer warnen vor ökologischen Folgen

Ein Artikel von Jörg Parschau | 21.01.2019 - 19:15
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Bereits bestehende Grenzmauer im Süden von Texas © S. Hillebrand, USFWS

In einem Appell in der Fachzeitschrift BioScience (10/2018), der von über 2.500 Naturwissenschaftlern aus 43 Ländern unterzeichnet wurde, verweisen die Autoren auf die große biologische Vielfalt der Grenzregion: Eine undurchlässige Barriere an der 3.145 km langen Grenze würde die Lebensräume von 1.077 Tier- und 429 Pflanzenarten durchschneiden, von denen etliche auf der Roten Liste stehen. Zudem treffen in der Region Arten unterschiedlicher Klimazonen aufeinander, deren jeweiliges Verbreitungsgebiet oft nur knapp in das Territorium des jeweils anderen Staates hineinreicht.

Spektakulärstes Beispiel ist die größte Raubkatze des amerikanischen Doppelkontinents – der Jaguar, der nur mit wenigen Individuen im Südwesten der USA vertreten ist. Ähnliches gilt für den kleineren Ozelot. Auch seltene Unterarten jagdlich bedeutender Paarhufer wie Gabelbock und Dickhornschaf werden genannt. Das Überleben dieser und anderer Tierpopulationen in dem vielerorts kargen Grenzgebiet sei, so die Wissenschaftler, an weiträumige Wanderungen und grenzüberschreitenden Genaustausch geknüpft. Die Mauer könnte hier zum Erlöschen lokaler Bestände führen.

Neben der physischen Barriere würden sich auch die Bautätigkeit und die mit den neuen Grenzanlagen einhergehende erhöhte Licht-, Geräusch- und Bodenbelastung negativ auf Fauna und Flora auswirken, warnen die Experten. Die Mauer könnte sogar den lokalen Wasserhaushalt beeinträchtigen und natürliche Störungsregime verändern – etwa die Reichweite von Wald- und Steppenbränden – mit negativen Folgen für die Ökosysteme, die an diese Störungsregime angepasst sind.

Die Autoren rufen die US-Regierung sowie den Kongress dazu auf, jegliche Pläne zur Grenzverstärkung strengsten Umweltverträglichkeitsprüfungen zu unterziehen, bestehende Umweltgesetze zu achten und geeignete Mitigationsmaßnahmen einzuplanen, um ökologische Schäden so gering wie möglich zu halten.