Brasilien

Größte Regenwald-Abholzung seit zehn Jahren in Brasilien

Ein Artikel von Philipp Matzku (für forstzeitung.at bearbeitet) | 22.06.2020 - 09:31

In den ersten fünf Monaten gingen laut des brasilianischen Weltrauminstituts INPE im größten Tropenwaldgebiet dieser Erde über 2000 km2 Wald verloren. Das ist ein Anstieg von 34% gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres und um 49% mehr als der Durchschnitt der vergangenen vier Jahre (2016 bis 2019). Besonders betroffen waren die Bundestaaten Pará, Amazonas und Mato Grosso. „2019 hatten wir die höchste Zerstörung seit zehn Jahren. Nun deutet alles darauf hin, dass 2020 ein noch schlimmeres Jahr für den Regenwald wird“, warnt Roberto Maldonado, Brasilienreferent beim WWF-Deutschland.

Insgesamt sind bereits rund 20% des ursprünglichen Amazonas-Regenwaldes zerstört. Wissenschaftler rechnen damit, dass der Kipppunkt bei spätestens 25% zerstörter Fläche erreicht ist, berichtet der WWF. Ab diesem Moment könnte das Ökosystem derart gestört sein, dass der Amazonas seine Funktion als Klimaanlage der Erde verliert und sich großflächig in eine Steppe verwandelt.

Präsident Bolsonaro hat aus Sicht des WWF die kurzfristigen Interessen der Agrar-Lobby im Auge und der Schutz des Waldes sei seit seinem Amtsantritt durch Fördermittelkürzungen massiv geschwächt worden. Aufgrund der Coronapandemie ist die Entwaldung in Brasilien im Laufe des März im Vergleich zu 2019 um über 50% in die Höhe geschnellt. Hauptgründe waren wohl, dass staatliche Kontrolleure während dieser Zeit deutlich weniger präsent waren sowie die gezielte Aufweichung des Schutzes des Amazonas seitens der Regierung durch Liberalisierung und Vereinfachung von Rodungen.