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So sehen die Endergebnisse des Lerntrainings in virtueller Realität aus. © Bayerische Landesunfallkasse

Bayerische Staatsforsten

Training für Arbeitssicherheit – in virtueller Realität

Ein Artikel von Dagmar Holley (für Forstzeitung.at bearbeitet) | 22.08.2022 - 07:23

Wer die VR-Brille aufsetzt, steht mit einem Schlag auf raschelndem Blättergrund, inmitten eines bunten Laubwaldes. Dann folgt aber kein Spiel, sondern die einzelnen Arbeitsschritte der motormanuellen Holzernte in virtueller Realität – ein Novum in der forstwirtschaftlichen Ausbildungswelt, informieren die BaySF.

„Die Arbeit im Wald ist eine gefährliche Tätigkeit. Arbeitsschutz ist daher ein herausragender Punkt unserer Unternehmensstrategie“, erklärt Sebastian Großmann, Fachkraft für Arbeitssicherheit am BaySF-Bildungszentrum Buchenbühl. Hinter dem virtuellen Baumfällen stecke mehr als nur ein Erlebnis: Es soll helfen, die Beschäftigten zu schulen und für die Gefährdungen in der Holzernte zu sensibilisieren.

Im virtuellen Wald angekommen, beginnen für die Auszubildenen die Vorbereitungen. Bevor es an den Baum oder gar die Säge geht, muss man bereits wichtige Entscheidungen treffen: Welches Werkzeug brauche ich für die Tätigkeit und welche Schutzkleidung wird benötigt, um sicher zu arbeiten? Erst dann geht es Schritt für Schritt zum markierten Baum. Dabei muss der Mensch auf den Weg achten – die Baumkronen sind noch zweitrangig. „Viele Arbeitsunfälle im Wald entstehen nach wie vor durch Stürzen, Stolpern oder Ausrutschen.“, sagt Großmann. Und das merkt man, sobald sich der Blick nach oben verliert: Es schmerzt nicht, aber es ruckelt und vibriert, wenn man stolpert.

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Holzernte in der virtuellen Realität: Sebastian Großmann setzt die Säge an – ohne Sägekette, dafür mit Sensoren. © Bayerische Landesunfallkasse

Beim markierten Baum geht es an die Baum- und Umgebungsbeurteilung: Wie hoch ist er? Ist der Stamm gesund, hat die Krone Fauläste? Wo platziere ich das Rückweichetuch, zu dem ich gehe, wenn der Baum fällt? Gibt es Stolperfallen auf meinem Weg? Erst danach bekommt man eine Säge in die Hand und kann mit dem Fällen beginnen. Nach Bedarf kann dabei der funkferngesteuerte Fällkeil verwendet werden. Bevor der Baum fällt, muss noch ein letzter Rundum-Blick sein. Dann erschallt „Obacht!“ und der Tragende kann zum sicheren Rückzugsort laufen.

Das sind eine Menge einzelner Schritte, sie seien aber nötig, um die Arbeit sicher zu machen. Eine Auswertung zum Schluss zeigt, wie man abgeschnitten hat. Großmann geht die Ergebnisse mit den Nutzerinnen und Nutzern durch. Grün heißt: Alles richtig gemacht. Rot bedeutet: Das war nichts – in der Realität wäre das nicht glimpflich ausgegangen.

„Nicht nur für in der Ausbildung ist das ein eindrucksvolles Tool, um den richtigen Arbeitsablauf der Fällung und den dazugehörigen Arbeitsschutz zu erlernen. Denn hier dürfen Fehler gemacht werden“, erklärt Großmann. Auch Auffrischungskurse zur Sensibilisierung könne er sich damit gut vorstellen. Denn Sicherheit am Arbeitsplatz entwickle sich ständig weiter. Für Interessierte ohne forstlichen Hintergrund könne die VR-Brille auch der erste Schritt in das Berufsfeld sein. Falls nicht, schaffe sie allemal ein Bewusstsein für den komplexen Prozess hinter der Holzernte.