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Europa

2022: knapp 2.700 Waldbrände

Ein Artikel von Dagmar Holley (für Forstzeitung.at bearbeitet) | 04.01.2023 - 10:45
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Knapp 2.700 Feuer hat das Europäische Waldbrandinformationssystem (EFFIS) 2022 bis Ende November registriert, berichtet orf.at. Das sind rund dreimal so viel wie im langjährigen Vergleich von 2006 bis 2021. Auch hat es vergleichsweise früh großflächiger gebrannt, nämlich bereits im März. Über 7.800 km2 verbrannte Erde hat die EU heuer insgesamt zu verzeichnen, so die Schätzungen des EFFIS. „2022 war das Jahr mit der zweitgrößten verbrannten Fläche in der Geschichte der Europäischen Union, es wurde nur von 2017 übertroffen“, resümiert Jesus San-Miguel-Ayanz, EFFIS-Koordinator bei der Gemeinsamen Forschungsstelle.

Besonders oft und viel hat es im Süden Europas gebrannt, etwa in Spanien, Portugal, Frankreich und Italien. Dass es in heißeren und trockeneren Gegenden leichter zu Waldbränden kommen kann, ist nicht ungewöhnlich. Aber selbst im Großraum London gab es im Sommer 2022 mehrere Brände – und britische Temperaturhöchststände von 40,2°C. „Die Wetterbedingungen haben zur hoher Brandgefahr geführt, und deshalb gab es viele Brände – auch in Slowenien, Deutschland und der Tschechischen Republik“, sagt San-Miguel-Ayanz.

Entscheidender Faktor in der Bekämpfung seien die Möglichkeiten und Ressourcen, die für die Löscharbeiten zur Verfügung stehen. In Österreich können durch die große Anzahl an Freiwilligen Feuerwehren Brände relativ rasch bekämpft werden. Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch seien daher essenziell, resümiert Harald Vacik vom Institut für Waldbau an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien die Waldbrandsaison im ORF-Interview. Dabei ginge es nicht nur um Ressourcen, wie etwa Löschflugzeuge und Helikopter, sondern auch um Kommunikation und Sprache sowie den Austausch von Techniken. Die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehren, Forstbehörden und Einsatzorganisationen müsse geübt werden.

Zwar sind Waldbrände auch ein saisonales Naturphänomen und können – vor allem dem Boden – als gesunde Erneuerung des Ökosystems dienen. Doch im Zusammenhang mit der Klimakrise steigt ebenso die Anzahl und Intensität der Extremwetterereignisse, wie etwa Dürren. Trockene Böden und lange Hitzewellen dienen als Zündstoff für Waldbrände. Schon kleinste Funken können ein Feuer entfachen, das sich rasch ausbreitet. Die Feuerperiode – stark beeinflusst durch die Klimakrise – wird zunehmend länger. Auslöser für Waldbrände sind aber nicht nur trockene Böden oder hohe Temperaturen, sondern ist zum Großteil der Mensch selbst. Laut Waldbranddatenbank der BOKU wurden 2022 rund drei Viertel aller unkontrollierten Waldbrände von Menschen verursacht, knapp ein Fünftel ist auf natürliche Ursachen zurückzuführen.

 

Link zum Europäischen Waldbrandinformationssystem (EFFIS)

Link zur Österreichischen Waldbranddatenbank