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Die Wissenschaftler der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) analysierten Holz von Bäumen, die in Bergseen konserviert waren, Holz von toten Bäumen auf dem Boden und und Holz von lebenden Bäumen. © Håkan Grudd

JAHRRINGANALYSE 

Seit 1200 Jahren war es noch nie so warm

Ein Artikel von Dagmar Holley (für Forstzeitung.at bearbeitet) | 17.08.2023 - 14:08

Das Mittelalter und die darauffolgenden Jahrhunderte waren auch klimatisch turbulent : Es gab eine „kleine Eiszeit“ und ebenso eine „mittelalterliche Klimaanomalie“, während der es ungewöhnlich warm gewesen sein könnte. Diese ist in rekonstruierten Temperaturdaten aus Baum-Jahrringen deutlich sichtbar – teils mit Temperaturen, die höher liegen als heute.

„Bisherige Rekonstruktionen beruhen auf der Breite oder Dichte der Jahrringe, erklärt Georg von Arx von der WSL. „Beide Eigenschaften werden stark von den Temperaturen beeinflusst, aber es spielen auch andere Faktoren eine Rolle, wie breit oder dicht ein Jahrring wird.“ Die Forschungsgruppe um ihn hat nun eine neue Rekonstruktion erstellt, die auf einer besonders präzisen Methode basiert, Temperaturinformationen aus Bäumen zu gewinnen. Anhand der Messungen von 50 Millionen Holzzellen von rekonstruierten die Forschenden die Sommertemperaturen der untersuchten Region. Zusammen decken die Jahrringe einen Zeitraum von 1170 Jahren ab.

Die Resultate lassen darauf schließen, dass die mittelalterliche Klimaanomalie - zumindest in Skandinavien, von wo das untersuchte Holz stammt - doch nicht so warm wie bisher angenommen. Die Temperaturen der Modelle und der neuen Zeitreihe stimmen überein. „Damit gibt es Belege dafür, dass diese mittelalterliche Phase nicht so warm war wie bisher angenommen“, sagt Erstautor der Studie und WSL-Forscher Jesper Björklund. „Stattdessen zeigt sich, dass die derzeitige Erwärmung beispiellos ist, zumindest im vergangenen Jahrtausend.“

Björklund, J., Seftigen, K., Stoffel, M. et al. Fennoscandian tree-ring anatomy shows a warmer modern than medieval climate. Nature620, 97–103 (2023). https://doi.org/10.1038/s41586-023-06176-4