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Beregnung von Sägerundholz in einem Nasslager zum Erhalt der Holzqualität © Johannes Kircher

Nasslager

Effizientes Schadholz-Management

Ein Artikel von Johannes Kircher | 01.08.2025 - 09:32
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Nasslager: Entwicklungsstufen bewässerten Rundholzes © Johannes Kircher

Forstbetriebe sind infolge zunehmender Extremwettereignissen immer häufiger mit den Herausforderungen hoher Schadholzmengen konfrontiert. Sowohl die Forstwirtschaft als auch die Holzindustrie sind gefordert, sich mit einem alternativen Schadholz-Management sowie der Möglichkeit einer Zwischenlagerung, speziell auf Nasslagerplätzen zu befassen. Die Nasslagerung hat sich für viele Forstbetriebe als ideales Instrument bewährt, weshalb die österreichweiten Kapazitäten in den vergangenen Jahren schrittweise auf 1,1 Mio. fm ausgebaut wurden.

Nasslagerung – eine gute Alternative?
In den vergangenen Jahren führten Schadholzkatastrophen häufig zu einer Überlastung der Holzmärkte sowie zu Kapazitätsengpässen bei der Holzabfuhr und der Übernahme durch die Holzindustrie, die die Holzqualität und finanzielle Erlöse gefährden. Durch die Nasslagerung können hohe Mengen an Rundholz über einen längeren Zeitraum mit gleichbleibender Holzqualität zwischengelagert werden. Damit wird der Holzmarkt entlastet, Folgeschäden am verbleibenden Bestand verhindert, etwaigem Holzpreisverfall sowie Übernahmestopps durch die Holzindustrie entgegengewirkt und eine Entkoppelung von begrenzten Transportkapazitäten erreicht.
Diese Funktionen sind bei der Lagerung von qualitativ hochwertigem Sägerundholz entscheidend und bieten einen wesentlichen Vorteil gegenüber anderen Lagermethoden. Die Aufrechterhaltung der hohen Holzfeuchte durch künstliche Beregnung ermöglicht eine kühlende Wirkung und Konservierung des waldfrischen Zustandes. Damit wird eine Holzentwertung verhindert, da die Pilzaktivität stark eingeschränkt wird. 

Nasslagerplätze als Teil des Schadholz-Managements
Die Einbindung eines abgestimmten Lagerkonzepts in die Schadholz-Management-Strategie ist betrieblich individuell zu prüfen. Dabei sind das Schadholzpotenzial mit der Notwendigkeit einer Nasslagerung, Standortoptionen, Finanzierungsmöglichkeiten sowie Akzeptanz aller Beteiligten zu berücksichtigen. Zudem sind der regionale und überregionale Holzmarkt sowie die Aufnahmefähigkeit der Holzindustrie und Transportkapazitäten zu beachten.

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Unterschiedliche Aufbauten (Polterplanung) von Nasslagerplätzen in Abhängigkeit der Bewirtschaftung und Zielsetzung © Heinrich Priller, Johannes Kircher, Stefan Kulterer

Planung – von der Standortsuche bis zur Errichtung des Nasslagers
Die Planungsphase eines Nasslagers, insbesondere die Standortsuche, ist aufgrund vielfältiger, komplexer Einschränkungen infolge von rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Hürden ein umfassender Prozess. Zur Effizienzsteigerung wurden Einschlusskriterien wie die Verfügbarkeit von Wasser (Vorfluter beziehungsweise Grundwasser) sowie Strom und eine ebene, an die Kapazität angepasste Fläche definiert. Eine gute verkehrstechnische Anbindung, Betriebsnähe, Nutzung von Eigentumsflächen oder Internetverfügbarkeit können individuelle Anforderungen darstellen. Als rechtliche Ausschlusskriterien sind Schutzgebiete, Hochwassergebiete, Gefahrenzonen und Geländeneigungen von mehr als 10% zu beachten. Geoinformationssysteme der Bundesländer sowie des Bundes wie WISA (Wasserinformationssystem Austria – maps.wisa.bmluk.gv.at) und HORA (Natural Hazard Overview & Risk Assessment Austria– hora.gv.at) unterstützen die Suche nach dem richtigen Nasslagerstandort. 

Die erforderliche Kapazität des Nasslagers ist der erste entscheidende Faktor in dieser Phase. Da das künftige Schadholzaufkommen kaum abschätzbar ist, kann für die Nasslagerkapazität aufgrund der Finanzierbarkeit und des Schadholz-Managements ein Richtwert von 25% bis 33% des durchschnittlichen Jahreseinschlags herangezogen werden. Eine Lagerkapazität zwischen 10.000 fm und 30.000 fm ist vorteilhaft, da Flexibilität, Wirtschaftlichkeit und Chancen auf rechtliche Bewilligungen erhöht werden. Mit dem in der Masterarbeit entwickelten Modell kann auf der Holzlogistik-Plattform (holzlogistikplattform.at) – basierend auf der gewünschten Lagerkapazität, Lagerform, Polterhöhe und Logistiksystem – die erforderliche Fläche berechnet werden.

Die Zielsetzung bildet mit standorts- und kapazitätsbezogenen Kriterien die Grundlage für das Nutzungskonzept sowie die Polterplanung und das Fahrzeugmanagement. Hinsichtlich der geplanten Bewirtschaftung ist eine effiziente flächige Nutzung, ein flexibler Aufbau mehrerer Polterbahnen oder eine variable Polterplanung für ein agiles Lagermanagement möglich. Zur Vermeidung von Wartezeiten ist auch ein logistisch vorteilhaftes Konzept in Form eines Rundumverkehrs anzustreben. Darüber hinaus müssen weitere Anforderungen wie Art und Umfang der Oberflächenbefestigung, die Übernahmemodalitäten, Überwachung, Beregnungstechnik und das Abwassersystem festgelegt werden.

Für die Errichtung und den Betrieb eines Nasslagers ist eine wasserrechtliche sowie in Abhängigkeit vom Standort zusätzlich eine naturschutz- und forstrechtliche Genehmigung erforderlich. Eine frühzeitige Kontaktaufnahme zu Behörden ist während der Planung für eine effiziente Gestaltung des Genehmigungsverfahrens unerlässlich. Zur Einreichung sind Lage- und Detailpläne, Grundbuchsauszug, technischer Bericht, etwaige Zustimmungserklärungen sowie ein formloser Antrag zu erstellen. Im Fall der Notwendigkeit einer naturschutzrechtlichen Bewilligung müssen die entsprechenden Landesgesetze geprüft werden. Nach Abschluss des Genehmigungsprozesses kann eine Förderung beantragt und mit den Errichtungsarbeiten gestartet werden.

Einlagerung und Betrieb
Vor der Einlagerung müssen Vorbereitungen hinsichtlich der Schadenssituation, der Holzabfuhr und im Nasslager (Beregnungstechnik, Einlagerungskriterien, Lagerbetriebsbuch) getroffen werden. Je nach Polterplanung und Abladeplätze können für die Holzabfuhr bis zu 15 Lkw gleichzeitig eingesetzt werden. Ein weiterer Faktor für den Erfolg ist die Distanz zwischen Wald und Nasslager sowie eine reibungslose Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Die Übernahme des Rundholzes erfordert klare Kriterien für die Qualität, Länge und Stärken. Für Holz der Güte CX beziehungsweise Braunbloche sollten keine Lagerkapazitäten gebunden werden, da aufgrund vorhandener Verfärbungen und Fäule kein Qualitätserhalt angestrebt wird. Als Hilfestellung dient die sogenannte 90/10-Regelung, welche für die Anlieferungen mindestens 90% Rinde und maximal 10% Anflugbläue am Querschnitt vorgibt. Zur Vermeidung von Qualitätsminderung infolge von Regenschatten sind einheitliche Rundholzlängen bei der Polterung relevant.

Die Beregnung als Hauptmerkmal der Nasslagerung steht aufgrund des hohen Wasserverbrauchs häufig in der Kritik. Nach bisherigen Annahmen von 1 l/s für 1.000 fm Kapazität würde ein Nasslager mit einer Kapazität von 10.000 fm über 215.000 m³ Wasser pro Jahr benötigen. Technologische Fortschritte der Sensorik sowie künstliche Intelligenz können diese Menge um etwa 60% reduzieren. Eine weitere Möglichkeit für die nachhaltige Nutzung von Beregnungswasser stellt die Wiederverwendung des Wassers durch geschlossene Abwassersysteme mit Auffangbecken dar.

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Holzlager - Betriebskosten © Johannes Kircher

Kostenfrage – ist die Nasslagerung tatsächlich so teuer?
Für viele Betriebe ist die Kostenfrage im Zusammenhang mit der Nasslagerung entscheidend. Aus diesem Grund wurde mithilfe von 23 Parametern ein internetbasiertes Kostenberechnungsmodell konzipiert, um Investitions-, Betriebs- und Logistikkosten für ein individuell konfigurierbares Nasslager bereits in der Planungsphase zu kalkulieren. Auswertungen für vier unterschiedlich ausgestattete Nasslagerplätze (geringe bis sehr hohe Ausstattung) zeigen, dass ab einer Lagerkapazität von 10.000 fm die Betriebskosten (ohne Logistikkosten) unter 5 €/fm fallen und somit mit jenen des Trockenlagers vergleichbar sind.

Strategie Nasslagerung
Basierend auf den Empfehlungen wurden fünf zukunftsgerichtete Strategien für die Nasslagerung in Österreich entwickelt. Der verstärkte Fokus auf die Errichtung neuer Nasslagerplätze, insbesondere in Gebieten mit hohem Schadholzpotenzial, der Einsatz von digitalen Tools, eine intensivere Zusammenarbeit zwischen der Forstwirtschaft und Holzindustrie, neue Konzepte der Rundholzlogistik und die Erstellung neuer Richtlinien für Behörden, können die Nasslagerung in Zukunft effizienter gestalten. Weitere Hilfe bieten dabei die erarbeiteten Kennzahlen in den Bereichen Betriebswirtschaft, Effizienz und Lagerung sowie die Ein- und Auslagerung. Damit besteht erstmals die Möglichkeit, Benchmarkanalysen innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette einzusetzen, um Verbesserungspotenziale aufzudecken. 
Die Praxiserfahrungen, Empfehlungen, Strategien und Kennzahlen verdeutlichen für Österreich, dass die Nasslagerung zu einem immer wichtigeren strategischen Instrument bei der Bewältigung von Schadholzkrisen wird. In Zukunft müssen jedoch weitere Konzepte für die Effizienzsteigerung der unterschiedlichen Bereiche unter Berücksichtigung der ökologischen Verantwortung entwickelt werden.

Webtipp: holzlogistikplattform.at